Anleger von Bitcoin & Co. haben einen Horror-Monat durchlebt. Wer weniger Risiko eingehen will, nimmt sich deshalb lieber eine Börsenweisheit des legendären Börsenexperten André Kostolany zu Herzen.
Im vergangenen Dezember erreichte der Bitcoin mit rund 20'000 Dollar seinen vorläufigen Zenit. Seither geht es mit der Kryptowährung der erster Stunde in Riesenschritten nur noch bergab. Nachdem der Preis bis auf 6'000 Dollar abgesackt war, hat sich der Bitcoin nun wieder etwas erholt.
Die Wertvernichtung ist mit 180 Milliarden Dollar innert weniger Wochen gewaltig, für ein Investment, das keinen realen Wert verkörpert. Und über die Zukunft der digitalen Münzen scheiden sich die Finanzgeister. Derweil die einen Bitcoin & Co. den baldigen Tod prophezeien, prognostizieren andere Preise von gegen 100'000 Dollar pro Bitcoin. Allein diese Diskrepanz zeigt, wie risikobehaftet Bitcoin- und Kryptowährungsinvestments sind.
Mag der Bitcoin und mit ihm eine Reihe von anderen digitalen Währungen wieder verschwinden. Es ist jedoch klar: Kryptowährungen sind ein technologisches Produkt, welches sich durchsetzen wird.
Schaufeln sind besser als Bitcoin
Vor diesem Hintergrund kommt die Anlegerweisheit des 1999 verstorbenen Börsen-Gurus André Kostolany wie gerufen, die da lautet: «Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln».
Will heissen: Anstatt Geld direkt in Bitcoin oder anderen Kryptowährungen zu stecken wie Ether, Ripple oder Litecoin – um nur die grössten der mittlerweile über 1'000 im Umlauf befindlichen digitalen Münzen zu nennen –, ist es weit weniger risikoreich, in die darunter liegende Technologie zu investieren.
Dies ist die vielgelobte Blockchain-Technologie. Ihr wird nachgesagt, dass sie eine ähnliche Disruptionskraft in sich trägt, wie einst die Erfindung des Word Wide Web in den 1990er-Jahren. Auf dieser Technologie basiert zum einen der Handel mit Kryptowährungen.
Aber sie findet auch Anwendungen in vielen weiteren Bereichen des Wirtschaftslebens. Damit wähnen sich Blockchain-Investoren auf der sichereren Seite. Denn sollte die Bitcoin-Blase letztlich wirklich platzen, wird sich die Blockchain wahrscheinlich weiter durchsetzen.
Wie Investieren?
Es gibt verschiedene Arten, in diese vielversprechende Technologie zu investieren – je nachdem, wie viel Risiko man bereit ist zu schultern. Im folgenden werden drei vorgestellt.
1. Direktinvestments in Startups oder...
Eine simple, aber auch risikoreiche Variante sind Direktinvestments in Startups, deren Geschäftsmodelle auf Blockchain-basierten Dienstleistungen basieren. Anlageforen nennen unter anderem folgende Kandidaten. Es sind dies: Bitcoin Group, Digital X, Global Arena Holding, Coinsilium Group oder Hive Blockchain.
Bei all diesen Firmen, die ähnlich wie bei der damaligen Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende wie Pilze aus den Boden schiessen, handelt es sich aber oft um kleinkapitalisierte Unternehmen und somit um Hochrisiko-Anlagen. Wer letztlich überlebt, lässt sich nur schwer prognostizieren – üblicherweise sind es nach solchen Boomphasen nur eine Handvoll.
Zuweilen treibt der Blockchain-Hype aber auch seltsame Blüten. So schoss der Aktienkurs des amerikanischen Eistee-Produzenten Long Island Ice Tea einzig und allein durch die Decke, weil sich die Firma in Long Blockchain Corporation umbenannte. Und die Papiere des totgeglaubten Fotokonzerns Kodak schossen gegen 200 Prozent hoch, nachdem das Unternemen bekannt gegeben hatte, eine eigene Kryptowährung zu lancieren.
2. ...in etablierte Tech-Firmen...
Weniger risikoreich sind Anlagen in bekannte Tech-Giganten, die im Bereich Blockchain involviert sind. Es ist dies beispielsweise IBM, Alphabet, Amazon, Apple oder Nvidia. Letztere stellt Grafikprozessoren her, die für das Bitcoin-Mining erforderlich sind.
Hierzulande ist die Swisscom zu nennen. Der Schweizer Telekomkonzern hat vergangenen September die Firma Blockchain AG gegründet. Die Tochtergesellschaft soll neben Beratung und Umsetzung von Blockchain-Anwendungen auch sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) unterstützen.
Wer in solche Techfirmen investiert, nimmt gleichwohl einen Verwässerungseffekt in Kauf, da die Konzerne auch verschiedene Blockchain-unabhängige Geschäftsmodelle betreiben.
3. ...oder dem Profi vertrauen
Wer die Titelselektion dem Profi überlassen will, kauft Anlagefonds. Dieser Tage sind an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq erstmals zwei börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) unter dem Börsenticker BLCN und BLOK lanciert worden. Die jeweiligen Indices, zusammengezimmert vom amerikanischen Indexprovider Reality Shares, vereinen grosse Tech-Unternehmen unter einem Dach, die sich nicht zwingend ausschliesslich mit der Blockchain-Technologie befassen – auch hier spielt somit der Verwässerungseffekt mit.
Überraschend ist, dass beim ETF BLCN der Grossbankensektor mit über einem Fünftel des Fondsvermögens den Hauptteil ausmacht. Insgesamt investiert der Fonds in 13 Grossbanken, darunter Goldman Sachs und Credit Suisse (CS).
Die UBS ist nicht mit von der Partie. Dies erstaunt, hat doch die UBS in ihrem Londoner Blockchain-Labor Level 39 den Blockchain-basierten Utility Settlement Coin entwickelt, den nun auch die CS nutzt.
Allerdings tüftelt die CS bereits seit 2015 an der vielversprechenden Technologie. So soll demnächst ein Pilot mit Konsortialkrediten auf Blockchain-Basis in den USA starten, wie auch finews.ch berichtete.