Das von einem ehemaligen CS-Banker angeführte Fintech Revolut lehrt die Banken mit gebührenlosen Devisentransaktionen das Fürchten. Nun drängt die britische Firma auch in den Bitcoin-Markt.
Das aufstrebende britische Fintech Revolut, über das finews.ch bereits verschiedentlich berichtete, will seine Bezahl-App ab dem (morgigen) Donnerstag mit einer Bitcoin-Funktion ergänzen. Auf diese Weise können Nutzer nun auch Überweisung in der Krypto-Währung tätigen.
Die Kunden hätten danach verlangt, erklärte Nikolay Storonsky gegenüber der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). Der ehemalige Credit-Suisse-Investmentbanker verweist in diesem Kontext auf hauseigene Erhebungen, wonach über 10'000 Kunden digitale Münzen im Gegenwert von mehr als 1 Million Dollar handelten.
Das Bedürfnis, mit Kryptowährungen Handel zu treiben, hat auch mit der rasanten Bergfahrt des Bitcoin zu tun. Anfang Jahr kostete ein Bitcoin rund 1'000 Franken. Aktuell notiert die digitale Devise bei rund 12'700 Franken – so hoch wie nie zuvor.
Transaktionen zum Nulltarif
Neben dem Bitcoin können Kunden auch in Litecoin und Ether investieren, wie es hiess. Die Transaktion ist eigenen Angaben zufolge in 30 Sekunden abgeschlossen und kostet pro Trade 1,5 Prozent – Storonsky zufolge verlangen andere Anbieter bis zu 9 Prozent. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Kunden können Güter nicht direkt mit Bitcoins bezahlen.
Revolut drängt damit in Finanzdienstleistungen, die unlängst auch Schweizer Banken anbieten, namentlich Swissquote oder die Falcon Private Bank. Gleichzeitig macht das 2015 in London gegründete Startup mit dem Bitcoin-Offering Werbung für ihr eigentliches Kerngeschäft, dem Handel mit Fiat-Währungen.
Mit einer Smartphone-App können die Nutzer sich gegenseitig Geld überweisen oder mit einer dazugehörenden Debitkarte Waren und Dienstleistungen bezahlen. Dabei fallen keine Wechselgebühren an, und es wird der Interbankenkurs verwendet. Gebührenfrei ist bis zu einem bestimmten Betrag auch der Geldbezug am Bankomaten.
Die Masse ist entscheidend
Dies ist ein Frontalangriff gegen das Transaktionsgeschäft der Banken. Storonsky ist denn auch angetreten, um das Banking zu revolutionieren – ein Anspruch, die er jüngst an der diesjährigen Retail Banking Konferenz des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ) in Zug, bei der auch finews.ch zugegen war, wiederholte.
Geld verdient das 260-Mann-starke Fintech allerdings immer noch nicht. Doch dies steht derzeit auch nicht im Vordergrund – vielmehr will Revolut damit möglichst viele Nutzer auf die Handelsplattform locken. Zwei Jahre nach dem Marktstart sind es gut 1 Million Nutzer, bis in fünf Jahren sollen es laut Storonsky deren 50 Millionen sein. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, will der gebürtige Russe in neue Märkte expandieren, namentlich in die USA, Asien oder Australien. Aktuell ist das Angebot in 42 europäischen Ländern verfügbar – auch in der Schweiz.
Revolut zählt hierzulande laut Storonsky zufolge zwar erst gegen 30'000 Nutzer. Bislang wurde in der Schweiz aber keine Werbung geschaltet. Der 32-jährige Entrepreneur würde hierzulande gerne expandieren. Dafür braucht er allerdings eine Partnerbank, wie dies mit der Lloyds Banking Group in Grossbritannien der Fall ist.
Banklizenz beantragt
Das Geschäftsmodell von Revolut funktioniert nur mit einer kritischen Kundenmasse. Dies erlaubt es dem Fintech, mehr Kunden von kostenpflichtige Premium-Angebote zu überzeugen und Zusatzdienstleistungen wie Reiseversicherungen verkaufen.
Dass Revolut mittelfristig 50 Millionen Kunden gewinnen will, hat aber noch einen weiteren Hintergrund: Das Auswerten von Informationen. Diese sind das neue Asset im Banking. Denn je besser Finanzdienstleister über ihre Kundschaft Bescheid wissen, desto einfacher ist es, individuell zugeschnittene Finanzprodukte zu entwickeln.
Zu Storonskys Plan gehört denn auch, künftig selber Kredite zu vergeben und Versicherungs- und Anlageprodukte anzubieten. So will er aus seinem Fintech «ein Amazon fürs Banking» formen. Dafür hat das Unternehmen kürzlich bei der litauischen Finanzaufsicht eine europäische Vollbankenlizenz beantragt. Diese sollte im ersten Halbjahr 2018 erteilt werden, hiess es weiter.