Bei den unabhängigen Vermögensverwaltern verläuft die Konsolidierung schleppend. Die Gründe dafür nennt Reto Hossli von der Credit Suisse. Er weiss auch, was aus dem «Facebook für Vermögensverwalter» wurde.
Der tägliche Umgang mit Finanz-Patrons scheint auf Reto Hossli abgefärbt zu haben. Die im Banking obligatorische Krawatte hat er beiseite gelegt. Er redet mit Bedacht, aber auf den Punkt. Eben so, wie man es von einem KMU-ler erwarten würde.
Dabei erstreckt sich Hosslis Aufgabenbereich um den Erdball. Bei der Credit Suisse (CS) übersieht er das Geschäft mit rund 1'400 unabhängigen Vermögensverwaltern (EAM). Neben seinen rund 800 in der Schweiz domizilierten Kunden hat er die Segmentsverantwortung für die externen Vermögensverwalter in Europa, Lateinamerika und Asien-Pazifik inne.
Böses Blut
Das war zuletzt kein leichter Job. Hossli musste zahlreiche Kunden verabschieden, was bei den betroffenen Finanz-KMU teils zu bösem Blut führte und an die Öffentlichkeit drang. «In den letzten Jahren haben wir die Anzahl Vermögensverwalter, Endkunden und Endkundendomizile dramatisch reduziert», berichtet Hossli gegenüber finews.ch.
Damit soll bald Schluss sein. «Wir kommen nun ans Ende dieser Transformationsphase. Im zweiten Halbjahr 2017 wollen wir den Hebel wieder auf Wachstum umlegen», so der CS-Banker. Noch immer ist die 100-Milliarden-Franken-Schwelle bei den von den EAM-Kunden verwalteten Geldern nicht überschritten.
Nicht um jeden Preis
«Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen», rechtfertigt sich Hossli. «Wenn sie in diesem Geschäft nachhaltig zulegen wollen, müssen sie nebst einer erstklassigen Dienstleistungsplattform, einem modernen Service vor allem auch den Fokus auf jene Kunden richten, die aufgrund ihres Geschäftsmodells fit für die Zukunft sind.»
Doch fit für die Zukunft – das sind auch unter den hiesigen Unabhängigen offenbar nur ein kleiner Prozentsatz.
Einer aktuellen Umfrage zufolge verwalten hierzulande rund 2'500 Einzelfirmen Gesamtvermögen in der Höhe von 400 Milliarden Franken. Damit bilden sie einen soliden Pfeiler des hiesigen Finanzplatzes, könnte man meinen.
Wo es noch Übernahmen gibt...
Doch es knirscht im Gebälk. Wohl nur noch geschätzte 10 Prozent der EAM seien in der Lage, nachhaltig zu wachsen, erzählt Hossli von seinen Erfahrungen mit der Klientel. Und: Wer nicht wächst, der schrumpft tendenziell, mahnt der CS-Banker.
Derzeit macht er drei Lager unter den Schweizer externen Vermögensverwaltern aus. Eine erste Gruppe habe sich stark institutionalisiert und professionalisiert. Gleichzeitig hätten diese Player den Willen, in die Firma zu investieren und folgten einer klaren Strategie. «Dort sehen wir viel Wachstum und am ehesten auch Übernahmen», folgert Hossli.
Ein weiterer, grosser Bereich umfasst Anbieter, die entweder über starke Investment-Management-Kompetenzen oder – als erfahrene Private Banker – über sehr gute Kundenbeziehungen verfügen. Beide haben also ihre Stärken, meist fehlt ihnen aber der jeweils andere Teil. Dieses Segment, erklärt Hossli, suche Kooperationen untereinander und den Anschluss an Plattformen von Drittanbietern.
...und wer schrumpft
Dann kennt der CS-Mann noch die Gruppe sehr kleiner Player, die ihren bestehenden Kundenstamm ohne Wachstums- und Investitionsabsichten langsam auslaufen lassen. «Dieses Segment wird über die nächsten Jahre deutlich schrumpfen», prophezeit er.
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