Die hohen Löhne von Bankmanagern schaden dem Berufsstand und dem Land, sagt Christian Rahn, Partner bei Rahn+Bodmer, zu finews.ch. Sein Salär verrät er zwar nicht, mit den Lehrlingen ist er aber per Du.
Herr Rahn, die hohen Bankmanagerlöhne erhitzen die Gemüter immer wieder. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie als gestandener Bankier von den Millionengehältern von Ermotti & Co. hören?
Über Saläre einzelner Bankmanager äussere ich mich nicht. Sie sollten aber die langfristige und nachhaltige Leistung sowie das persönlich zu verantwortende Risiko des Managers widerspiegeln. Gerade aber bei der Entschädigung in Relation zum Risiko gab es in der jüngeren Vergangenheit gegenüber einem Unternehmer eine völlig falsche Entwicklung. Die richtige Höhe einer Entlöhnung ist aber aus moralischen Gesichtspunkten sehr schwierig zu definieren.
Wenn die Entschädigung für einen Manager eine Höhe erreicht, die die Bürger nicht mehr nachvollziehen können, entsteht ein politischer und gesellschaftlicher Schaden. Und es sind bereits verschiedene Schäden entstanden in der Vergangenheit. In Volksabstimmungen etwa werden Resultate erzielt, die der Wirtschaft und damit der Schweiz zusetzen.
Entsteht nicht auch ein Schaden für die Bankbranche?
Allerdings. Die Bankbranche hat ohnehin nicht das beste Image in der Schweiz. Aber tragischer ist der politische Schaden.
Was verdienen denn Sie?
Mehr, wenn es der Bank gut geht und weniger, wenn es ihr weniger gut geht – wie dies bei allen Unternehmern der Fall ist.
«Es ist schwierig zu sagen, wieviel die Partner verdienen»
Der allergrösste Teil des Gewinns bleibt aber so oder so in der Bank, um das Eigenkapital aufzustocken und somit die Zukunft der kommenden Bank-Generation zu sichern. Deshalb ist es bei einem Partner schwierig zu sagen, was er verdient.
Was bleibt denn in der Tasche, wenn man die Zuweisung ins Eigenkapital herausrechnet?
Ein kleiner Bruchteil im Vergleich zu den Beträgen von Top-Managern grösserer Schweizer Banken.
Sie wollen mir keine Zahl nennen.
Nein.
Als Privatbank ist Rahn+Bodmer stärker als andere Institute von den Negativzinsen der SNB betroffen. Wie stark?
Sicher deutlich stärker als die Kreditbanken, da unser Eigenkapital nur in sehr geringem betraglichen und zeitlichen Umfang zur Finanzierung von Krediten verwendet werden. Das restliche Eigenkapital sowie die Beträge auf den Konti der Kundschaft liegen flüssig vor.
«Niemals in eine illiquide Situation geraten»
Für uns ist es von zentraler Bedeutung, niemals in eine illiquide Situation zu geraten. Wir sind in der Lage, sämtliche Kontokorrent-Guthaben der Kundschaft jederzeit und sofort auszubezahlen.
Dann bunkert Ihre Bank viel Geld bei der Schweizerischen Nationalbank?
Ja, es sind mehrere 100 Millionen Franken. Um aber die Negativzins-Belastung zu reduzieren, haben wir frühzeitig in liquide und sichere Staats- oder Unternehmensanleihen investiert. Zum Teil müssen wir dort zwar auch eine geringe Negativrendite in Kauf nehmen, diese ist aber deutlich tiefer als die von der SNB belasteten 0,75 Prozent.
Was kostete die Bank den SNB-Negativzins im vergangenen Jahr?
Aufgrund der raschen Reaktion bei der Einführung des Negativzinsregimes durch die SNB und einem geschickten Treasury konnten wir direkte SNB-Negativzinsen bis jetzt verhindern. Da aber auch die investierten Anlagen eine Negativrendite aufweisen, belastet dies unsere Erfolgsrechnung mit einem tiefen einstelligen Millionenbetrag.
Wälzen Sie die Negativzinsen auf die Kunden ab?
Da wir zurzeit noch keine Negativzinsen an die SNB zahlen, können wir diese auch nicht weitergeben. Falls sich die Situation aber weiter verschärft, müssten wir dies nochmals neu beurteilen.
Die Konsolidierung auf dem Schweizer Finanzplatz ist im vollen Gange. Für Rahn+Bodmer ein Thema?
Wir werden keine andere Bank kaufen, sondern organisch wachsen. Uns ist die Firmen-Kultur sehr wichtig, dieser Faktor wird bei Übernahmen oft unterschätzt. Dass eine andere Bank zu unserer Kultur passt, ist zwar möglich, wir fühlen uns indessen mit der heutigen Grösse sehr wohl.
Wie stark ist Rahn+Bodmer in den letzten Jahren denn gewachsen?
Wir wachsen langsam, aber stetig. In den letzten Jahren haben wir eine Konzentration unserer Zielländer durchgeführt und mussten so durch einen Bereinigungsprozess gehen – wie viele andere Banken auch. Dieser ist nun mehrheitlich abgeschlossen.
«Seit drei Jahren ist das Du bei uns Standard»
In den letzten fünf Jahren sind wir hinsichtlich Kundengelder in etwa stabil geblieben. Mit Unterstützung der Finanzmärkte erhöhten wir die verwalteten Kundengelder in den letzten zwei Jahren von 10 auf aktuell gut 11 Milliarden Franken.
Sie betonen bei der Frage nach der Konsolidierung, wie wichtig Rahn+Bodmer die eigene Kultur ist. Was ist das Besondere daran?
Wir haben das Konzept der offenen Tür, sprich Mitarbeitende können jederzeit und unabhängig vom Rang, Ideen und konstruktive Kritik einbringen. Dazu gehört auch eine Du-Kultur in der Bank, die wir stufenweise einführten. Vor rund 14 Jahren boten die Partner der Geschäftsleitung das Du an. Später folgte die Direktion, und seit rund drei Jahren ist das Du in der ganzen Bank zum Standard geworden.
Sind Sie auch mit dem Lehrpersonal per Du?
Ja sicher, wenn ich die Lernende oder den Lernenden das erste Mal sehe, sage ich «Grüezi, ich heisse Christian».
Das Du ist ein Zeichen der Zeit und tangiert die Qualität der Zusammenarbeit nicht. Wenn der Respekt vom Du oder Sie abhängt, stimmt ohnehin etwas nicht. Wir haben damit keinerlei negative Erfahrung gemacht, im Gegenteil. Das Du stärkt das Gemeinschaftsgefühl und formiert uns zu einer Solidargemeinschaft.
Dennoch ist die Du-Kultur in einer traditionsreichen Bank wie Rahn+Bodmer etwas Aussergewöhnliches.
Wenn ich neuen Mitarbeitenden oder potentiellen Kunden die Bank vorstelle, beginne ich bei der Geschichte unser fast 270 Jahre alten Bank und sage gleichzeitig, dass Geschichte keine Geschäftsstrategie sein kann.
«Der US-Steuerstreit tangiert uns kaum noch»
Sie prägt zwar unser Traditionsverständnis, aber man kann nicht in der Geschichte hängen bleiben, man muss mit der Zeit gehen.
Rahn+Bodmer Co. zählt im US-Steuerstreit zu den Kategorie-1-Banken. Wie ist der Stand? Und inwiefern tangiert der US-Steuerstreit Ihre Bank?
Wir stehen nach wie vor im Kontakt mit den US-Behörden und kooperieren mit ihnen, haben aber keinen Einfluss auf die zeitliche Agenda. Von der Organisation her tangiert uns der US-Steuerstreit nicht sehr stark, weil alle Daten, die gewünscht werden könnten, aufbereitet sind. Auch die Kundschaft spricht uns kaum noch darauf an. Das zeigt, dass uns unsere Kundinnen und Kunden vertrauen.
Christian Rahn wurde 1956 geboren und hat ab 1975 an der Universität Zürich Rechtswissenschaften studiert und hier auch das Lizentiat und das Doktorat erworben. Er besitzt das Anwaltspatent für den Kanton Zürich und hat an der University of Chicago das LLM-Programm absolviert. Zusammen mit seinem Bruder Peter hat er 1990 die väterlichen Anteile an Rahn & Bodmer übernommen und ist seither Partner der Bank. Von 1996 bis 1999 hat er die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken präsidiert. In seiner Freizeit ist er ein leidenschaftlicher Berggänger, sowohl im Sommer als auch im Winter.