Urs Rohners teilweiser Lohnverzicht zeugt kaum von tiefer Einsicht. Vielmehr ist dieser Akt das bittere Eingeständnis einer unfassbaren und arroganten Geisteshaltung.
Bis vor wenigen Wochen noch rechtfertigte Urs Rohner mit den ewig gleichen und ausgeleierten Argumenten sein Millionensalär, während er gleichzeitig ausblendete, in welch desolatem Zustand sich die Credit Suisse (CS) befindet – ein Zustand, den letztlich jenes Gremium zu verantworten hat, dem Rohner seit 2011 vorsteht.
Erschreckend sind im Zusammenhang mit der neusten Ankündigung zwei Dinge: Erstens, wie unverfroren Rohner versucht hat, sich ein unverhältnismässig hohes Salär zukommen zu lassen, das in keiner Weise der Entwicklung der Bank in den vergangenen zwei Jahren entspricht, und bei dem er davon ausgehen musste, dass sich Öffentlichkeit und Aktionäre vehement dagegen aussprechen würden.
Dumm gelaufen
Beides zeugt nicht von einer besonders grosser Sensibilität – geschweige denn von wirtschaftlichen Leistungsüberlegungen –, die ein hochkarätiger Verwaltungsratspräsident eigentlich mitbringen müsste.
Und zweitens offenbart sich der nun mitgeteilte Lohnverzicht als unzweifelhaftes Eingeständnis, wie kurzfristig und opportunistisch an der Spitze des CS-Verwaltungsrats laboriert wird. Denn erst nachdem sich offenbar zu viel Widerstand gegen diese überrissenen Saläre formiert hatte, beschlossen die CS-Oberen nochmals über die Bücher zu gehen. So gewinnt man als Aussenstehender den Eindruck: Mit den hohen Löhnen hat man es einfach mal versucht – aber es ist dumm gelaufen.
Wie weiter?
Unter diesen Prämissen hat Rohner, stellvertretend für alle CS-Topleute, welche die hohle Hand gemacht haben, vollends seine Glaubwürdigkeit verloren. Vor dem Hintergrund der anstehenden Generalversammlung vom 28. April 2017 fragt sich mancher eins, mit welcher Legitimation Rohner sein Amt weiter ausüben will.