Ein weltberühmter Rapper zieht womöglich schon bald in den Verwaltungsrat der modernsten Bank Europas ein. Was nach einem Gag klingt, könnte sich als Lektion für hiesige Banklenker entpuppen.
Will.i.am, eigentlich William Adams Jr., ist längst ein Star. Mit der Hip-Hop-Band «Black Eyed Peas» stürmte er die Charts, verkaufte über 30 Millionen Alben und spielte Songs wie «Where Is the Love?», «My Humps», «Boom Boom Pow» und «I Gotta Feeling», die nicht mehr aus dem Ohr gehen.
Jetzt schickt sich der 41-Jährige Musiker aus Los Angeles an, Banker zu werden. Solchermassen spekulierte wenigstens «Euromoney» – dem Branchenmagazin zufolge könnte Will.i.am bald Einzug in der Verwaltungsrat der britischen Atom Bank halten. «Dann werden so die Sitzungen noch cooler, als sie bei einer mobile-only-Bank schon sind», flachste das Blatt.
Die Bank zum «Uber-Moment»
Tatsächlich zählt die Atom Bank zusammen mit Konkurrenten wie der deutschen Solaris oder der polnischen Mbank zu den modernsten Geldhäusern Europas. Das Institut verzichtet auf jede physische Präsenz – alle Dienste sind direkt übers Smartphone abrufbar. Das sorgt auch bei gestandenen Banker für Aufsehen: Ex-Barclays-Chef Antony Jenkins verwies explizit auf die Atom Bank, als er den Begriff des «Uber-Moments» im Banking prägte.
Für diese Bank wäre Will.i.am mehr als nur ein trendiges Aushängeschild. Denn fast noch mehr als Rapper ist der Amerikaner Geschäftsmann: Schon Black Eyed Peas baute er sorgfältig zum Brand auf, inklusive der adretten Sängerin Fergie (unten, Bild: Tumblr). Später war er Mitgründer der Firma Beats Electronics des Hip-Hop-Kollegen Dr. Dre, welche die höchst erfolgreichen «Beats by Dre»-Kopfhörer vertreibt.
Kreativer Kopf bei Intel
Inzwischen wurde der mittellos aufgewachsene Will.i.am auch von Grosskonzernen geadelt – der IT-Riesen Intel ernannte ihn 2011 zum «Director of Creative Innovation». Beim 3D-Druck-Entwickler 3D Systems wurde er 2014 Chief Creative Officer. 2015 lancierte er dann sein eigenes Startup i.am+, mit dem er der Apple Watch Konkurrenz machen will.
Ein Innovations-Rucksack also, wie ihn (zumal in der Schweiz) kaum ein Bank-Verwaltungsrat vorweisen kann. Auch die 13,6 Millionen «followers» beim Kurznachrichten-Dienst Twitter dürfte Will.i.am so schnell kein Banker nachmachen. Für die auf die digitalen Kanäle angewiesene Atom Bank könnte übrigens gerade letzteres Gold wert sein: Die Twitter-Gefolgschaft des Rappers ist 855 mal grösser als die des Instituts.