Mit den Schweizer Rechtseinheiten der UBS und Credit Suisse ist Bewegung ins Feld der grössten Schweizer Institute geraten. 2017 muss sich eine neue Hackordnung bilden – denn nur eine Grossbank kann die beste sein.
«Wir wollen die beste Bank in der Schweiz sein. Punkt». So geht die Ansage von Thomas Gottstein, seines Zeichens Chef der jüngsten Schweizer Grossbank. Letzten November nahm die von ihm geführte Credit Suisse Schweiz den Betrieb auf. Mit eigener Banklizenz – und bald mit eigener Publikumsaktie.
Damit ist dafür gesorgt, dass die Landschaft der grossen und von der Aufsicht als systemrelevant eingestuften Schweizer Banken in den nächsten Monaten in Bewegung gerät wie schon lange nicht mehr. Eine neue Hackordnung muss sich bilden; die neuen Schweizer Rechtseinheiten der Credit Suisse (CS) und der Erzrivalin UBS stehen dabei besonders im Scheinwerferlicht.
Noch ist vieles nebulös, und Bank lässt sich nur schwer mit Bank vergleichen. Ziemlich sicher ist jedoch, dass das Potenzial der grossen Schweizer Banken nicht nur von der Bilanzsumme abhängen wird. Die Neuen, die Schwergewichte, die Staatlichen und die Genossenschafter – sie alle müssen sich im kommenden Jahr dem Verdikt der Kundschaft stellen. Das beste Institut, das erfasste CS-Schweiz-Chef Gottstein richtig, kann es dabei nur einmal geben.
Die Neuen
Die jüngsten Schweizer Grossbanken sind nicht freiwillig ins Leben getreten. Vielmehr wurden sie von ihren Mutterhäusern auf Geheiss des Regulators hin gegründet. Dies mit dem Ziel, im Krisenfall das Schweizer Geschäft gesondert abwickeln respektive besser schützen zu können. Dafür mussten UBS und CS bereits Milliarden investieren.
UBS Switzerland Die UBS ist der CS bei der Umsetzung des Mammutprojekts ein gutes Jahr voraus: Bereits im Juni 2015 startete mit der UBS Switzerland AG die neue Schweizer Rechtseinheit, wobei die rund 2,7 Millionen Kunden der Grossbank in der Schweiz vom Wechsel kaum etwas mitbekamen.
In der UBS Switzerland finden das Schweizer Retailgeschäft und Private Banking zusammen, das Geschäft mit Firmenkunden und Institutionellen Investoren, Teile des Schweizer Investmentbankings sowie die in der Schweiz gebuchten Kunden von unabhängigen Vermögensverwaltern. Der Heimmarkt erwies sich dabei als veritable Stütze für den ganzen Konzern: Im zweiten Quartal 2016 etwa bestritt die Schweiz-Division Retail & Corporate mit einem Vorsteuergewinn von 463 Millionen Franken fast die Hälfte der Gruppen-Resultats.
Ebenfalls zur Schweizer Rechtseinheit zählt die UBS das in der Schweiz gebuchte Geld von internationalen Private-Banking-Kunden – dies im Gegensatz zur neuen Credit Suisse Schweiz. Das hat Vorteile. Die UBS Switzerland erhält dank der ausländischen Vermögen eine zusätzliche Finanzierungs-Quelle und kann schwerreichen Ausländern sozusagen als «Schweizer Safe» angeboten werden. Hingegen riskiert die UBS Switzerland auf dem ausländischen Cash Strafzinsen seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Im ersten Semester 2016 verfügte die UBS Switzerland über eine Bilanzsumme von 302 Milliarden Franken und schrieb 440 Millionen Franken Reingewinn. Beim Start 2015 wurden der Rechtseinheit über 11'000 Mitarbeitende zugerechnet, die UBS betreibt rund 300 Filialen in der Schweiz.
Ein Börsengang der UBS Switzerland ist derzeit keine Option, wie im Umfeld des von Martin Blessing (Bild oben) geführten Instituts zu vernehmen war.
Credit Suisse Schweiz Noch bedeckt zu jeglichen Zahlen hält sich die Schweiz-Einheit der CS. Ein erster Zahlenkranz wurde für den Frühling 2017 versprochen. Laut der Grossbank liefert aber das Geschäft der Schweizer Universalbank (SUB) taugliche Anhaltspunkte: Die SUB erzielte im zweiten Quartal 2016 einen bereinigten Vorsteuergewinn von 457 Millionen Franken, 6 Prozent mehr als im Vorjahr.
Dieses «Tafelsilber» will das Mutterhaus nächsten Herbst an die Börse bringen. An der SIX sollen bis zu 30 Prozent der Aktien der CS Schweiz verkauft werden; damit hofft der Konzern 2 bis 4 Milliarden Franken zu lösen. Entsprechend gefordert ist die Mannschaft um Schweiz-CEO Gottstein (Bild oben), die Einheit ins beste Licht zu rücken. Nicht von ungefähr hielt CS-Chef Tidjane Thiam jüngst eisern an den für 2018 formulierten Gewinnzielen für die SUB fest.
Dabei arbeitet Gottstein auch stark mit der «Swissness». Die Rechtseinheit bedient nur Schweizer Kunden: So die hiesigen Retail- und Private-Banking-Kunden sowie Firmen und Institutionelle Anleger. Die neue CS Schweiz umfasst zudem Teile des Schweizer Asset Management, Investmentbanking und des Geschäfts mit unabhängigen Vermögensverwaltern.
Die Schweizer Rechtseinheit wird nach ersten Angaben rund 6'600 Personen beschäftigen; in der Schweiz betreibt die CS knapp 150 Filialen.
Die Schwergewichte
UBS Mit einer Bilanzsumme von 990 Milliarden Franken im zweiten Quartal 2016 ist die UBS Gruppe weiterhin der Platzhirsch im Swiss Banking. Der Konzern betreibt hier sein weltweites Hauptquartier sowie die unterstützenden Funktionen im Corporate Center – per Ende 2015 waren hierzulande über 21'200 Mitarbeitende für den Bankriesen tätig.
Die Schweiz dürfte für den Konzern dabei noch an Bedeutung gewinnen; so läuft etwa ein Milliarden-Projekt, um die weltweiten Buchungs-Plattformen der Bank im Heimmarkt zu bündeln.
In Verlauf des Jahres hat der Konzern die schwierigen Börsen und die Anlage-Unlust der Kunden zu spüren bekommen. Der Vorsteuergewinn kam im ersten Halbjahr bei rund 1,7 Milliarden Franken zu liegen. Entsprechend ist im Kerngeschäft der Vermögensverwaltung ein Sparprogramm angelaufen, dem auch Stellen in der Schweiz zum Opfer fallen.
Credit Suisse Die Erzrivalin der UBS befindet sich seit dem Oktober 2015 in einem von CEO Thiam eingeleiteten Strategiewechsel. Der auf drei Jahre angelegte Umbau ist nach diversen Rückschlägen hinter dem Plan zurückgefallen. Im zweiten Quartal 2016 fand die CS zwar mit einem ausgewiesenen Vorsteuergewinn von 199 Millionen Franken in die Gewinnzone zurück. Aufs erste Halbjahr besehen hätte allerdings ein Vorsteuerverlust von 285 Millionen Franken resultiert. Die Bilanzsumme der Gruppe erreichte 820 Milliarden Franken.
Hingegen musste der Konzern diesen Dezember diverse Zielwerte für 2018 anpassen. Insbesondere will die Bank nun 1 Milliarde Franken zusätzlich einsparen. Dies wird für die Schweizer Belegschaft wohl nicht ohne Folgen bleiben: Zuletzt machten Spekulationen über einen verstärkten Stellenabbau in der Schweiz die Runde. Per Ende 2015 beschäftigte die Gruppe in der Schweiz rund 17'400 Mitarbeitende.
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