Die UBS wächst in der Vermögensverwaltung prinzipiell aus eigener Kraft. Jetzt hat sie in Frankreich aber eine ihrer raren Übernahmen getätigt – und sich damit in ein exklusives Netzwerk eingekauft.
Die Gerüchte über die Transaktion waren schon im vergangenen September an die Öffentlichkeit gedrungen. Jetzt wird die Übernahme Tatsache: Wie die französische Agentur «AFP» berichtet, hat die UBS die Übernahme der in Frankreich tätigen Banque Leonardo France bestätigt.
Demnach wird die französische Tochter der Schweizer Grossbank die Banque Leonardo zu 100 Prozent übernehmen. Das Institut gehört der Milaneser Finanzgruppe Leonardo und ist mit 2 Milliarden Euro rein von der Vermögensbasis her ein kleiner Fisch.
Deal in zwei Stufen
Da muss es auf den ersten Blick erstaunen, dass die UBS wegen dieses Winzlings von ihrem Prinzip abweicht: Im Kerngeschäft der Vermögensverwaltung wächst nämlich die grösste Schweizer Bank aus eigener Kraft. Die letzte Akquisition in Europa liegt viele Monate zurück. Ende 2015 hatten die Schweizer das Vermögensverwaltungs-Geschäft der spanischen Konkurrentin Santander in Italien übernommen.
Indes, der Deal mit Leonardo hat zwei Stufen. In einem nächsten Schritt wird nämlich ein Joint-Venture gegründet, wie weiter berichtet wurde. In die gemeinsame Gesellschaft mit dem Namen «La Maison de Gestion» finden Teile des Asset Management der UBS Frankreich und von OCEA zusammen, dem Vermögensverwaltungs-Arm der Banque Leonardo.
Die Schweizer Grossbank hält die Mehrheit am Unternehmen, das mit rund 4 Milliarden Euro an Vermögen startet und auf Dienste für schwerreiche Familien (Family Office) fokussieren will.
Milliardärs-Club mit von der Partie
Des Pudels Kern in diesem Handel ist folgender: Als Minderheitsaktionär an Bord ist nämlich der exklusive Milliardärs-Investorenclub «La Maison», bei dem Grössen wie die Industriellen-Familie Dassault, Michel David-Weill (Eurazeo) und der italienischstämmige Bündner Carlo De Benedetti, der vom Magazin «Bilanz» zu den 150 reichsten Schweizern gezählt wird.
Zum Aktionariat der Leonardo-Gruppe, die mit der UBS den Deal machte, zählt wiederum die Beteiligungsfirma Exor – und die gehört der schwerreichen italienischen Familie Agnelli.
Einflussreicher Financier zieht die Fäden
Zu diesen erlauchten Kreisen hat sich die Schweizer Bank nun offenbar den Schlüssel geholt. Die guten Beziehungen sichert künftig Michel Cicurel an der Spitze des Joint-Ventures. Der einflussreiche französische Financier und ehemalige Chef der Genfer Privatbank Compagnie Financière Edmond de Rothschild war als Präsident der Banque Leonardo Architekt des Deals mit den Schweizern – und ist zugleich der Gründer des Clubs «La Maison».