Das UBS-Führungsduo Axel Weber und Sergio Ermotti scheint in Sachen Brexit unterschiedliche Erwartungen zu haben – der eine will bleiben, der andere hat schon einen Rückbau erwogen.
«Should I stay or should I go»: mit diesem Song stürmte die britische Punkrock-Band «The Clash» 1981 weltweit die Charts. Der Songtitel drückt in trefflicher Manier das Lavieren von UBS-CEO Sergio Ermotti und UBS-Präsident Axel Weber bezüglich der Folgen des Brexit-Entscheids auf die Schweizer Grossbank in London aus.
Geht es nach Präsident Weber, hegt die grösste Schweizer Bank derzeit keine Rückzugspläne aus der Themsestadt. «Wir planen keinerlei Änderungen und warten ab, bis sich der Staub gelegt hat», sagte er am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters».
Etwas anders klang es zuletzt von CEO Ermotti. Unlängst liess er durchblicken, dass die UBS wegen des britischen Votums allenfalls an die 1'500 Stellen von London in andere Regionen Europas verschieben könnte. Jeder Dritte UBS-Banker in London müsste demnach damit rechnen, seinen Job zu verlieren.
Finanzbranche ist verunsichert
Ermotti und Weber sind nicht die einzigen Banker, die angesichts des geplanten Austritts Grossbritanniens aus der EU im Trüben fischen müssen.
Die Crédit Agricole hält dem Londoner Finanzplatz die Stange. So hat sie kürzlich den Leasingvertrag für ihr Hauptquartier in der «City» bis 2025 verlängert, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.
Die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs hingegen hat laut Finanzkreisen kürzlich verlauten lassen, Geschäfte nach Frankfurt zu verlegen und sich von der EZB beaufsichtigen zu lassen, wie auch finews.ch berichtete.
London unter Zugzwang
Frankfurt hofft denn auch, dass noch weitere Finanzinstitute in der Finanzmetropole am Main ihre Zelte aufschlagen. Auch Dublin, Paris oder Luxemburg rühren derzeit kräftig die Werbetrommeln.
Die britische Regierung unter der Führung von Premierministerin Theresa May ist sich der Bedeutung des Londoner Finanzplatzes zwar durchaus bewusst. Fünf Monate nach dem Brexit-Referendum hat es die britische Regierung aber noch nicht geschafft, eine umfassende Strategie für den EU-Austritt darzulegen.
Fest steht, dass spätestens Ende März 2017 der Artikel 50 des EU-Vertrages aktiviert wird, mit dem die zweijährigen Austrittsverhandlungen beginnen.