Chris Goekjian verabschiedet sich mit 55 Jahren und schwerreich in den Ruhestand. Der ehemalige Zinsenhändler bei der Credit Suisse hat in seiner Laufbahn scheinbar alles richtig gemacht. Dumm nur, dass es Karrieren wie die seine nicht mehr gibt.

Bei der Credit Suisse (CS) muss das Personal derzeit zittern. Bereits letzten Februar kündigte Chef Tidjane Thiam einen beschleunigten Stellenabbau an. Morgen Dienstag muss die Grossbank wohl einen Verlust im abgelaufenen Jahresviertel vermelden – und allenfalls weitere Sparmassnahmen ankündigen.

Auch Chris Goekjian wurde gerade seinen Job los. Allerdings mit einem himmelweiten Unterschied zu den Ex-Kollegen, die bei der Schweizer Grossbank über die Klinge springen: Der ehemalige CS-Banker verabschiedet sich in Rente. Mit 55 Jahren. Und schwerreich.

So reich, dass es für ihn künftig zur Vollzeitbeschäftigung wird, sich um all das Geld zu kümmern. Goekjian trete in den Ruhestand, schreibt das britische Branchen-Portal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig), um sich auf sein «persönliches Vermögen zu fokussieren».

Perfektes Timing mal um mal

Dieses dürfte beträchtlich sein. Denn anders als viele andere Grossbanker hat Goekjian diesbezüglich in seiner Karriere perfektes Timing bewiesen.

Aus dem Derivate-Geschäft kommend wechselte er 1990 zur CS in London. Gerade rechtzeitig, als im Investmentbanking eine Bonanza sondergleichen begann. Beim Schweizer Institut stieg er zum Leiter des Zinsenhandels auf – bis er im Jahr 2000 das Haus verliess. Gerade rechtzeitig, bevor die Tech-Blase platzte.

Fortan war Goekjian mit seinem eigenen Hedgefonds Altedge Capital unterwegs. Bis zur Finanzkrise, wo er wiederum rechtzeitig zur Erfholung der Börsen im Jahr 2009 zu Cheyne Capital wechselte. Dieser Hedgefonds, der zu den grössten der Londoner «City» gehört, ist dafür bekannt, seinen Partnern Jahressaläre von mehr als 10 Millionen Pfund (14 Millionen Franken) zu zahlen. Der Ex-Banker wurde dort zum Investmentchef befördert.

Relikt aus einer untergangenen Epoche

Inzwischen hat sich das Glück der «Hedgies» gewendet. Die Investoren haben genug von den hohen Gebühren und der zuletzt oftmals spärlichen Performance. Selbst Branchen-Grössen ziehen sich frustriert aus dem Geschäft zurück. Und Goekjian beweist mit seiner Retraite einmal mehr perfektes Timing.

Anleger wissen: das perfekte Timing ist praktisch unerreichbar. Und Banker müssen es sich eingestehen – Goekjians Karriere ist es künftig ebenfalls.

Schwache Renditen und hohe Kapitalanforderungen sorgen in den nächsten Jahren dafür, dass sich die Bonanza im Investmentbanking nicht so schnell wiederholt. Entsprechend schwierig wird es, Millionen-Boni zu rechtfertigen. Die Laufbahn Goekjians, dessen Name «der mit den blauen Augen» bedeutet, ist das Relikt einer untergangenen Epoche.