Stephan Meier, Leiter des Asset Management bei Clariden Leu, über die Marktaussichten und das Geschäftsmodell der Credit-Suisse-Privatbankentochter.
Herr Meier, Sie arbeiten seit gut einem Jahr bei Clariden Leu und leiten das Asset Management. Wo haben Sie die Prioritäten gesetzt?
Die Performanceanalyse und die Risikokontrolle der Fonds bildeten sicher einen Schwerpunkt. Zum einen wollte ich bezüglich guter und schlechter Performance noch mehr Transparenz schaffen. Zum anderen war es mir wichtig, die Anreizstrukturen für die Mitarbeitenden zu optimieren. Auch die Ausgestaltung des Vergütungssystems der Fondsmanager war in diesem Zusammenhang ein Thema.
Zweitens hat die längerfristige Planung, also die strategische Ausrichtung des Asset Management bis 2012, viel Zeit in Anspruch genommen. Drittens ist mir der Kundenkontakt sehr wichtig. Sowohl mit internen als auch mit externen Kunden habe ich das Gespräch gesucht und mich innerhalb der Bank besser vernetzt.
Hat Clariden Leu Asset Management Schritte unternommen, um gestärkt aus der Finanzkrise herauszukommen?
Ja. Bereits im November 2008 haben wir die Kostenbasis an das wesentlich veränderte Umfeld angepasst. Gleichzeitig haben wir die Marketingaktivitäten verstärkt auf die sicheren und stabilen Geldmarktfonds ausgerichtet und schliesslich die Prozesse und Strukturen so verbessert, dass wir heute schneller und effizienter neue Produkte lancieren können.
«Auch vom Finanzsektor könnten Rückschläge ausgehen»
An den Märkten findet seit März 2009 eine beachtliche Erholung statt. Ist das Schlimmste überstanden?
Ja, ich glaube schon. Das konjunkturelle Bild hat sich in den vergangenen drei bis sechs Monaten massiv aufgehellt. Während Anfang Jahr noch grosse Unsicherheiten herrschten, stehen die Chancen jetzt gut, dass die Rezession Ende dieses Jahres überwunden ist. Auch bei den Unternehmensgewinnen ist der negative Trend gebrochen.
Wie beurteilen Sie das Risiko erneuter Rückschläge?
Risiken sehe ich etwa am Häusermarkt in den USA, wo noch nicht alle Probleme ausgeräumt sind. Auch vom Finanzsektor könnten angesichts der immer noch recht hohen Altlasten in den Bankbilanzen Rückschläge ausgehen. Zudem fand die Erholung an einigen Märkten in sehr raschem Tempo statt. Damit verbunden ist ein gewisses Rückfallrisiko. In einzelnen Teilmärkten, ich denke an gewisse Rohstoffe wie Metalle, besteht ausserdem die Gefahr der Überhitzung. Aber das wahrscheinlichste Szenario ist meiner Meinung nach, dass sich die Märkte bis Ende Jahr auf konstantem Niveau halten oder sogar leicht steigen werden. Die Volatilität dürfte allerdings hoch bleiben.
Welche Anlagethemen sind zurzeit besonders interessant?
Wie schon Anfang Jahr sind wir Unternehmensanleihen gegenüber positiv eingestellt. Gleichzeitig halten wir inzwischen auch Aktien für interessant. Die Aussicht zahlreicher Unternehmen, in diesem und im nächsten Jahr in die Gewinnzone zurückzukehren beziehungsweise ihre Ergebnisse zu steigern, macht diese Anlagekategorie wieder attraktiver. Unsere Sektor- und Themenfonds rücken daher verstärkt in den Fokus unserer Marketingaktivitäten.
«Wir haben in allen wichtigen Anlageklassen intern starke Teams aufgebaut»
Was macht das Geschäftsmodell von Clariden Leu Asset Management unverwechselbar?
Ich bin von unserem Multi-Boutique-Konzept überzeugt. Clariden Leu hat in allen wichtigen Anlageklassen intern starke Teams aufgebaut. Gleichzeitig werden viele unserer Fonds von ausgewählten externen Anlagespezialisten gemanagt. Dies sichert letztlich die hohe Qualität einer noch breiteren Palette von Produkten, die nicht nach einem völlig einheitlichen Ansatz verwaltet werden. Im Schweizer Markt sind wir der einzige Fondsanbieter, der diese Multi-Boutique-Anlagephilosophie so konsequent verfolgt.
Was braucht es, um in einem gesättigten Marktumfeld wie jenem der Schweiz überdurchschnittlichen Erfolg zu haben?
Das Spiel wird letztlich sehr stark über die Performance entschieden. Wir müssen darum längerfristig sicherstellen, dass alle hauseigenen Fonds im Quervergleich zu unserer relevanten Vergleichsgruppe möglichst im ersten oder wenigstens im zweiten Quartil positioniert sind, was die Performance betrifft.
«Das grösste Potenzial sehe ich bei Versicherungs-Verbriefungen»
Welche Wachstumsziele strebt Clariden Leu Asset Management in den kommenden ein bis drei Jahren an?
Wir werden ein Full-Service-Provider bleiben, möchten uns aber in einigen Bereichen wie den Sektor- und Themenfonds noch stärker profilieren. Das grösste Wachstumspotenzial sehe ich bei den Versicherungsverbriefungen. Da wollen wir kräftig zulegen – mit dem Ziel, uns auch das Segment der Lebensversicherungen zu erschliessen. Last, but not least sind wir daran interessiert, im Bereich Emerging Markets unsere Stellung weiter auszubauen, insbesondere im Bereich der Schwellenmarktanleihen.
Das Interview wurde erstmals publiziert in «ahead – Investment Magazin»
Offene Stellen bei Clariden Leu finden Sie auf diesem Link.