Die Genfer Privatbank Lombard Odier heisst streng juristisch gesehen bloss noch Odier, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Was hat das zu bedeuten?
Bis vor einigen Jahren hiess das Institut noch Lombard Odier Darier Hentsch oder kurz LODH. Dann, mit dem Ausstieg der entsprechenden Partner, reduzierte sich der Name der Genfer Privatbank auf Lombard Odier. Inzwischen deutet einiges darauf hin, dass diese Bezeichnung schon bald wieder Makulatur sein könnte. Denn seit gut einem Jahr heisst die Holding, welche die Aktivitäten dieser Firma vereint, bloss noch Holding Privé Odier & Cie, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
Die Markenbezeichnung «Lombard Odier» stehe indessen in keinem Zusammenhang mit der juristischen Struktur des Unternehmens, liess am Dienstag ein Sprecher gegenüber finews.ch ausrichten. Ein Wechsel der Marke sei nicht auf der Tagesordnung.
Der jüngste Namenswechsel geht auf den Umstand zurück, dass Ende 2014 der langjährige Teilhaber Thierry Lombard (Bild oben) aus der Bank ausschied, wie ein Sprecher auf Anfrage von finews.ch erklärte. In der Regel ist es so: wenn ein Privatbankier das Pensionsalter erreicht, rückt ein Nachkomme aus der jeweiligen Familie als Partner respektive als Teilhaber nach. Bei Lombard hätte dies auch der Fall sein können, arbeitete doch Thierry Lombards Sohn, Alexis Lombard, bereits für die Bank.
Doch offensichtlich entschied sich das Partnergremium gegen diese Nomination.
Bei der Konkurrenz angeheuert
Ein Zerwürfnis zwischen den Lombards und den Odiers bestreitet man bei der Genfer Privatbank energisch, selbst wenn dies in Finanzkreisen immer wieder kolportiert wird. Trotzdem überraschte es, als Thierry Lombard kurz vor Weihnachten 2015 ankündigte, sich an der Lausanner Privatbank Landolt zu beteiligen, wie finews.ch in der Deutschschweiz exklusiv vermelden konnte.
Denn es kommt tatsächlich nicht alle Tage vor, dass ein namensgebender Privatbankier ausgerechnet bei der Konkurrenz anheuert.
Doch offenbar ändern sich selbst in diesem Milieu die Zeiten; und vor diesem Hintergrund durfte es dann ebenfalls nicht überraschen, dass auch Alexis Lombard sowie dessen Cousin und Bankmitarbeiter Frédéric Binder die Fronten respektive zu Landolt wechselten. Lombard-Odier-Teilhaber Patrick Odier (Bild unten) betont zwar, dass bei der Ablösung der Lombards alles in Minne verlaufen sei, doch mutet das Ganze doch etwas merkwürdig an.
Wieder mehr Zeit für die Bank?
Ähnlich verhält es sich mit dem Gerücht, wonach die Genfer Privatbank Lombard Odier oder Teile davon, etwa das Asset Management, zum Verkauf stünden. Zwar bestreiten die Verantwortlichen dies energisch – unlängst auch in einem Interview mit finews.ch, doch seltsamerweise hält sich die Spekulation in der Branche hartnäckig.
Es ist indessen gut möglich, dass sich der Senior Partner Patrick Odier künftig wieder vermehrt «seiner» Bank widmen könnte. Denn sein Mandat als Präsident der Schweizerischen Bankenvereinigung (SBVg) läuft vermutlich dieses Jahr aus, respektive ist es fraglich, ob er sich nochmals wählen lassen will, wie am vergangenen Wochenende die «Sonntagszeitung» (Artikel kostenpflichtig) berichtete.
Insofern ist also selbst bei den einst unverrückbaren Genfer Privatbanken einiges in Bewegung geraten.