Für die beiden Schweizer Grossbanken ist das asiatische Private-Banking-Geschäft der Testmarkt für Fintech-Innovationen. Doch nun erwächst ihnen gewaltige Konkurrenz.
Der Name der neuen Applikation ist treffend gewählt: Die Zahl der Nutzer von Ant Fortune könnte wie in einem Ameisenhaufen bald in die Millionen gehen. Die Rede ist von der neu lancierten Vermögensverwaltungs-App von Ant Financial, dem Finanzarm der gewaltigen chinesischen Online-Plattform Alibaba.
Mit Ant Fortune will Alibaba jene 70 Prozent der chinesischen Bevölkerung erreichen, die noch nicht in Finanzprodukte investiert sind, wie die Agentur «Bloomberg» berichtete. Dazu sind die Eintrittsbarrieren bewusst tief gesetzt, und beim Kauf der rund 900 auf der App aufgeführten Fonds fällt keine Kommission an.
Gewaltige Kundenbasis
Laut der Agentur sind zudem Gespräche in Gang, um über den Hub Hongkong Zugang zu den internationalen Finanzmärkten zu erlangen. Dabei würde ein gewaltiges Potenzial freigesetzt. Und nicht nur das.
Für Alibaba ist Ant Fortune auch ein Mittel zur Macht. Mit der Tochter Ant Financial will der Technologie-Riese zum führenden Online-Finanzdienstleister Chinas aufsteigen, wie «Bloomberg» weiter berichtete. Mit 200 Millionen Nutzern von Ant-Finance-Diensten ist Alibaba auf dem besten Weg dazu.
Ant Financial hat zudem erfolgreich die Online-Bezahlungslösung Alipay lanciert – die ihre Webseite ausgerechnet mit dem Schweizer Matterhorn schmückt (Bild). Das konnte fürs Swiss Banking ein Omen sein.
Viel zu verlieren
Dass Ant Finance nun ins Feld der Vermögensverwaltung vordringt, muss nämlich insbesondere den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse zu denken geben. Als Nummer 1 und 3 im Private Banking Asiens haben sie viel zu verlieren – gleichzeitig investierten sie in grossem Stil in Fintech-Innovationen speziell für ihre asiatische Klientel, wie finews.ch berichtete (etwa hier und hier).
Nun erwächst ihnen dort ein mächtiger Konkurrent – auch wenn Ant Financial vorerst nur auf die kleinen Vermögen zielt.