Mit dem Kauf des Schweizer Geschäfts der Royal Bank of Canada rückt die Bank Syz in die Top-20 der Schweizer Privatbanken auf. Eric Syz erklärt gegenüber finews.ch, dass dies möglicherweise erst der Anfang von weiteren Übernahmen sei.
Herr Syz, mit der Übernahme der Royal Bank of Canada (Suisse) wirft Ihre Bank den Hut in den Ring der Konsolidierung. Warum haben Sie sich gerade für dieses Institut interessiert?
Als Ende 2014 bekannt wurde, dass die Royal Bank of Canada in der Schweiz (RBC Suisse) zum Verkauf steht, haben wir uns neben anderen Interessenten auch um das Institut beworben. Uns erschienen die Synergien sehr gross, zumal die Präsenz dieser Bank für uns absolut komplementär ist – sie hat vor allem Kunden aus Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten. Zudem verfügt die RBC (Suisse) über eine Niederlassung in den USA.
Warum ist das wichtig?
Die USA sind der grösste Vermögensverwaltungsmarkt der Welt. Nirgendwo sonst existiert und entsteht so viel Vermögen wie in Amerika. Ausserdem haben wir gegenüber unseren Schweizer Konkurrenten den Vorteil, dass wir als Bank erst 1996 entstanden sind. Wir müssen folglich keine Vergangenheitsbewältigung mit unversteuerten US-Kunden betreiben.
«Der Preis ist absolut vernünftig»
Zudem ist das regulatorische Umfeld in den USA absolut klar. Vor diesem Hintergrund eröffnet uns das RBC-Büro in Miami enorme Geschäftsmöglichkeiten. Darum planen wir auch einen Ausbau dieses Standorts.
Was bezahlen Sie für die RBC (Suisse)?
Das kommunizieren wir nicht. Der Preis ist jedoch absolut vernünftig. Im Gegensatz zu anderen Transaktionen, bei denen nur Kundengelder und Mitarbeiter übernommen wurden, so genannten Asset-Deals, handelt es sich bei uns um einen Share-Deal. Das heisst, wir übernehmen die Aktien des Unternehmens.
Was bringt das für Vorteile?
Ein Share-Deal lässt sich schneller abwickeln respektive die Integration erfolgt wesentlich rascher. Demgegenüber kann sich ein Asset-Deal über Jahre hinziehen. Bei uns ist das nicht der Fall.
«Wir erwarten einen zusätzlichen Gewinnbeitrag von 30 Millionen Franken»
Sofern wir die Genehmigung durch die Schweizer Aufsichtsbehörden rechtzeitig im 3. Quartal 2015 erhalten, werden wir die RBC (Suisse) bis im ersten Quartal 2016 integriert haben. Unter dem Strich erwarten wir dadurch im Geschäftsjahr 2017 einen zusätzlichen Gewinnbeitrag von 30 Millionen Franken.
Die derzeit 150 Mitarbeiter der RBC (Suisse) verwalten rund 10 Milliarden Franken an Kundengeldern. Kommt es zu einem Stellenabbau?
Vorläufig werden alle Mitarbeiter übernommen. Bei einer Akquisition gibt es immer ein paar Überlappungen, aber vorerst ist das kein Thema. Wir prüfen zunächst einmal die Synergien.
Worin bestehen diese konkret?
Mit dieser Übernahme rücken wir in die Top-20 der Schweizer Privatbanken auf. Wir beteiligen uns aktiv an der derzeitigen Konsolidierung und bieten nun eine breit abgestützte Value Proposition an. Wir sind eine unabhängige, familiengeführte Bank, was für die RBC-Leute mit ein Grund war, eine Lösung mit uns zu bevorzugen. Unternehmertum steht bei uns im Vordergrund.
«Ich schliesse eine weitere Akquisition nicht aus»
Ausserdem entstehen mit dem zusätzlichen Geschäft beträchtliche Synergien auf unserer Bankensoftware-Plattform von Avaloq sowie bei der Auslagerung gewisser operativer Tätigkeiten zur Firma B-Source. Das wird das «Onboarding» der Kundengelder erheblich vereinfachen.
Im vergangenen Februar hatten Sie gegenüber finews.ch erklärt, dass Sie rund 400 Millionen Franken für eine Übernahme zur Verfügung hätten. Ist davon jetzt noch etwas übrig?
Auf jeden Fall. Sobald die RBC (Suisse) integriert ist, schliesse ich eine weitere Akquisition in der zweiten Hälfte 2016 nicht aus.