Was lange währt, wird endlich gut? Der Schweizer Bankier Eric Syz spricht schon lange von einer Akquisition im Private Banking. Jetzt könnte sie Realität werden – und damit möglicherweise auch ein USA-Traum in Erfüllung gehen.
«Wir suchen eine Bank mit qualitativen Kundengeldern, die komplementär zu unseren Depots sind. In den vergangenen Jahren haben wir mehrere Dossiers geprüft. Aber leider habe ich bis heute kaum interessante Portfolios auf meinen Tisch erhalten», sagte der Bankier Eric Syz (Bild) unlängst gegenüber finews.ch.
Inzwischen könnte sich dies aber geändert haben. Denn die Bank Syz ist offenbar im Gespräch mit der Royal Bank of Canada (RBC), um deren Schweiz-Geschäft zu erwerben, wie das kanadische Nachrichtenportal «Financialpost» respektive die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Freitag meldeten.
Absolut bezahlbar
Gleichzeitig will sich die Royal Bank of Canada auch tatsächlich aus der Schweiz zurückziehen, wie finews.ch bereits im vergangenen November exklusiv meldete.
Die RBC (Suisse) beschäftigt 130 Angestellte in Genf und verwaltet Kundenvermögen von knapp 10 Milliarden Franken. Gemäss Informanten in der Rhonestadt verfügt sie über ein «interessantes Kundenbuch». Rund 60 Prozent der Kundenvermögen stammen aus Lateinamerika.
Bei den aktuellen Preisen für Kundengelder würde Syz für die 10 Milliarden zwischen 150 und 200 Millionen Franken bezahlen, was durchaus tragbar wäre, sagte Eric Syz doch kürzlich in einem Interview mit dieser Website, ihm stünden bis zu 400 Millionen Franken für eine Akquisition zur Verfügung.
Ein Büro in Florida
Im Gegensatz zu einigen Auslandsbanken in der Schweiz arbeitet die RBC (Suisse) auch noch profitabel. Im Jahr 2013 wies sie einen Reingewinn von 9,3 Millionen Franken aus. Mit einem Eigenkapital von 130 Millionen Franken ist das Institut zudem relativ sicher.
Aber noch etwas ist in diesem Zusammenhang hoch interessant: Die RBC (Suisse) unterhält in Miami im US-Bundesstaat Florida eine Niederlassung. Und dorthin – zumindest nach Amerika – will auch Eric Syz, wie er gegenüber finews.ch ebenfalls erklärte.
Unbedingt nach Amerika
Konkret sagte er: «Unser grösstes Augenmerk richten wir auf die USA. Die USA sind der grösste Vermögensverwaltungsmarkt der Welt. Nirgendwo anders existiert und entsteht so viel Vermögen wie in Amerika. Ausserdem haben wir gegenüber unseren Schweizer Konkurrenten den Vorteil, dass wir als Bank erst 1996 entstanden sind. Wir müssen folglich keine Vergangenheitsbewältigung mit unversteuerten US-Kunden betreiben. Zudem ist das regulatorische Umfeld absolut klar und eindeutig.»
Weil die Bank Syz erst 1996 gegründet wurde und daher keine unversteuerten US-Gelder besitzt, macht sie beim US-Steuerprogramm auch nicht mit. Mit anderen Worten: Sie hat eine «weisse Weste». Oder wie es Syz formuliert: «Wir haben schon bei der Bankgründung gesagt, dass das Bankgeheimnis für uns nur die Kirsche auf dem Kuchen ist. Wenn es bestehen bleibt, gut, allerdings, wir haben es nie explizit als USP verkauft.
Nicht ganz aus der Luft gegriffen
Die jeweiligen Sprecher von Syz und RBC lehnten am Freitag eine Stellungnahme ab. Wie aus kanadischen Finanzkreisen zu hören ist, dürften die Gespräche zwischen den beiden Institut jedoch nicht ganz aus der Luft gegriffen sein. Offenbar seien die Verhandlungen aber noch nicht so weit gediehen, als man dazu bereits offiziell Stellung nehmen könnte.