Ein langjähriger Kadermann, der auch an der Bank beteiligt ist und vor allem die digitale Offensive vorantrieb, verlässt überraschend das Unternehmen.
Der Walliser Olivier Collombin (Bild) verlässt nach 28-jähriger Firmenzugehörigkeit die Bank Lombard Odier per Ende Juni 2015, wie die Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi» (Artikel kostenpflichtig) am Dienstag meldete. Er will sich nun im Fintech-Bereich engagieren.
Die Leitung des rund 60-köpfigen Teams, das für die Betreuung der unabhängigen Vermögensverwalter bei Lombard Odier zuständig ist, hatten bislang Collombin und Yves Delaporte gemeinsam inne. Nun wird Delaporte, der seit mehr als 20 Jahren für die Genfer Bank arbeitet, die Führung des Bereichs alleine übernehmen.
Der Bereich «Unabhängige Vermögensverwalter» steht innerhalb der Lombard-Odier-Gruppe unter der Leitung von Denis Pittet, einem Teilhaber der so genannten Holding Privé.
Digitaler Mastermind
Collombin machte sich in den vergangenen sechs Jahren vor allem als Initiant der Plattform «E-Merging» einen Namen. Dabei handelt es sich um ein Online-Netzwerk für unabhängige Vermögensverwalter, dem aber noch andere Berufsgattungen (Anwälte, Steuerberater, Treuhänder, Stellenvermittler und Medien) angeschlossen sind.
«E-Merging» ist auch die Initiantin der ersten virtuellen Finanzmesse «FinFair», die zuletzt im September 2014 stattfand. Vor diesem Hintergrund ist der Abgang Collombins ein herber Verlust für die Genfer Privatbank, verliert sie doch so ihren Mastermind der Digitalisierung, einer Domäne, die für alle Banken immer wichtiger wird.
Virtueller Pass
In der Branche war allerdings immer wieder zu hören gewesen, dass «E-Merging» innerhalb der sonst eher etwas konservativ ausgerichteten Bank Lombard Odier einen schweren Stand habe. Zudem ist es der Plattform trotz beträchtlicher Anstrengungen nie wirklich gelungen, sich in der Deutschschweiz durchzusetzen, was letztlich Bedingung gewesen wäre für einen substanziellen Erfolg.
Collombin will sich künftig als unabhängiger Berater selbständig machen. Wie er schon früher gegenüber finews.ch erklärte, arbeitet er an einem so genannten (elektronischen) «Passport» für Bankkunden mit Konten bei verschiedenen Instituten. Ein solcher «Pass» würde es ermöglichen, dass die Sorgfältigkeit- und Rechtsabklärungen (Compliance) nur einmal durchgeführt werden müssten und anschliessend sämtliche Banken von diesen Daten und Informationen Gebrauch machen könnten.