Rudolf König, Fondsmanager und Partner beim Zürcher Vermögensverwalter Entrepreneur Partners, geht mit den Grossbanken hart ins Gericht. Im Gespräch mit finews.ch sagt er aber auch, welche Titel ihm derzeit am besten gefallen.

Die Diskussion über die künftige strategische Ausrichtung der Credit Suisse hat mit der Ernennung von Thiam Tidjane als designierten CEO neuen Schwung erhalten. Der Markt erwartet nun harte Schnitte beim Investmentbanking.

Anpassungen am CS-Geschäftsmodells wünscht sich auch Rudolf König (Bild), Fondsmanager und Partner beim Zürcher Vermögensverwalter Entrepreneur Partners, nicht zuletzt wegen des volatilen Investmentbanking. Allerdings dämpft er die Erwartungen: «Das Investmentbanking ist ein Marketingtool für die Grosskunden. Damit kann man ihnen alles aus einer Hand anbieten.»

König, der seit 30 Jahre in der Finanzindustrie tätig ist, ist kein Fan von Grossbanken. Das gibt er unumwunden zu. Er bemängelt deren Komplexität: «Eine Grossbank gesamthaft zu erfassen, ist selbst für mich als Profi ein Ding der Unmöglichkeit.» Unwohl werde ihm auch beim Anblick der langen Liste ausstehender Rechtsfälle. «Über die Hälfte dieser Fälle sind noch offen.»

Es drohen Milliarden-Bussen

Kürzlich berichtete finews.ch über eine drohende Milliarden-Busse gegen die UBS wegen Devisenkurs-Manipulationen. Einen Vorgeschmack auf Bevorstehendes gab vergangene Woche die Deutsche Bank: Sie wurde wegen Manipulationen des Libor-Satzes zu einer Busse von 2,5 Milliarden Dollar verknurrt.

Und ein baldiges Ende der Klagen gegen die Grossbanken ist nicht in Sicht. Vielmehr müsse man stets mit Überraschungen bei den Grossbanken rechnen, sagt König. Der Liborskandal kam aus dem Nichts. Und der nächste Milliardenschaden werde mit Sicherheit kommen.

«Für uns als Investoren, die Kundengelder verwalten, fühlen sich Grossbanken-Aktien gleich an wie Biotech-Titel», so König. 

Aktien solcher Firmen schiessen unüblich stark hoch bei hoffnungsvollen Nachrichten bezüglich der Produktepipeline und geraten wiederum arg unter Verkaufsdruck bei Rückschlägen. Auch die Credit-Suisse-Titel erfuhren einen Schub nach oben als Tidjane Thiam als designierter CEO vorgestellt worden war. 

Kantonalbanken unter Druck

Ein ungutes Gefühl beschleicht König auch bei den Kantonalbanken. Denn seit dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Franken-Mindestkurs aufzuheben, investiere kaum jemand mehr in der Schweiz, erfuhr er während eines Meetings mit dem Logistikspezialisten Kardex. 

Bei einer anhaltenden Flaute im produzierenden Gewerbe in der Schweiz könnten die Kantonalbanken somit zunehmend unter Druck geraten, weil sie dadurch gezwungen wären, die Risikovorsorge zu verstärken, erklärt König. 

Der 55-Jährige Manager des hauseigenen Tavau Swiss Fund trifft sich regelmässig mit der Geschäftsleitung von kotierten Schweizer Unternehmen. Pro Jahr kommt er so an die 200 Meetings.

Auf dem Kaufzettel: Partners Group und Leonteq

Viel lieber sind dem Anlageprofi Geschäftsmodelle von Finanzhäusern, die im Gegensatz zu jenen der Grossbanken übersichtlich sind, und die er versteht. So hält König in seinem Fonds eine grössere Beteiligung am Private-Equity-Investor Partners Group oder am Derivate-Spezialisten Leonteq.

Beide Firmen profitieren vom Anlagenotstand, der sich durch die noch expansivere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und durch die Negativzinspolitk der SNB weiter verschärft hat.

Anleger suchten nun verstärkt nach alternativen Anlageklassen. «Relativ zum eingesetzten Kapital werfen diese Titel deutlich mehr Rendite ab als die Grossbanken», sagt König.


Rudolf König ist seit 30 Jahren in der Finanzindustrie tätig, davon mehrheitlich im Geschäft mit Schweizer Aktien. Vor seinem Einstieg bei Entrepreneur Partners baute er ab 2003 für die NZB Neue Zürcher Bank das Geschäft mit deutschen institutionellen Kunden auf. Davor war er für Lombard Odier sowie für Sal. Oppenheim (Schweiz) tätig. Er startete seine Karriere im Aktien-Brokerage der Bank Julius Bär in Zürich und war am Aufbau dieses Geschäfts substanziell beteiligt.