Ex-UBS-Manager Raoul Weil steht in den USA vor Gericht. Derweil schwimmt UBS-Banker Robert McCann im Neugeld. Warum Tag und Nacht für die Schweizer Bank in Amerika so nah beieinander liegen.
Für die UBS gibt es in Amerika zwei Realitäten. Die eine spielt in einem Gerichtsaal in Florida, wo sich der ehemalige UBS-Top-Banker Raoul Weil wegen mutmasslicher Steuervergehen verantworten muss. Dort wird die schwierige Vergangenheit der Grossbank in Amerika nochmals ans Licht gezerrt.
Aber es gibt noch eine zweite Realität. Die Vermögensverwaltung, mit der die Grossbank einst ins Epizentrum des Steuerstreits geriet, kommt nun bei den US-Kunden wieder gut an. So konnte UBS Wealth Management Americas im abgelaufenen 3. Quartal rund 4,6 Milliarden Franken an Neugeldern einsammeln – gut doppelt so viel wie im Vorjahr.
Neue Vermögen verhalfen zum Kurssprung
Damit stemmte die Marktregion einen Drittel der insgesamt 14,4 Milliarden Franken an Nettoneugeld, das die UBS-Vermögensverwaltung weltweit gewinnen konnte. Banken-Chef Sergio Ermotti war das jüngst vor Analysten ein besonderes Lob wert. Zu Recht: Es waren die neuen Vermögen des Wealth Management, die der UBS trotz rekordhohen Rückstellungen zu einem Kurssprung an den Börsen verholfen haben.
Kurz: Selten zuvor lagen für die UBS in den Amerika Tag und Nacht so eng beieinander.
Verständnis auch für Kleinkunden
Ironischerweise gilt das auch im Tagesgeschäft. Waren es gestern reisende Kundenberater, die amerikanischen Steuerflüchtlingen mit allerlei Tricks beisprangen, sind es heute rund 7'000 Finanzberater in ihren weit über die Staaten verstreuten Büros, welche die Schleusen für das Neugeld offen halten. Laut UBS sind sie für einen Grossteil der neu hereingeholten Kundengelder verantwortlich.
Indes zeigt sich, dass die UBS aus vergangenen Fehlern gelernt hat. Statt die Berater mit überrissenen Zielen unter Druck zu setzen, schlägt sie heute eher empathische Töne an. Zwar verlangt die Schweizer Grossbank, dass sich die Berater auch künftig auf die lukrativeren Kunden mit mehr als 1 Million Dollar konzentrieren.
Dennoch geht sie, wie das amerikanische Finanzblatt «Wall Street Journal» berichtet, behutsamer vor als die Konkurrenz. UBS-Finanzberater bereisen etwa die Call-Center, von wo aus die kleinere Klientel bedient wird.
Zwei Gesichter für die Realität in den USA
Bei der Bank of America, so das «Journal», bekämen die Berater für die Bedienung kleinerer Kunden schlicht kein Geld mehr.
Die Steigerung der Effizienz mit gleichzeitiger Rücksicht auf den Zusammenhalt eines vergleichsweise kleinen Teams: Diese Strategie trägt die Handschrift von Robert «Bob» McCann (Bild), dem Chef von UBS Americas.
Er gilt als einer der neuen Stars innerhalb des Weltkonzerns UBS, seit er mit dem Wealth Management in Nordamerika den Turnaround geschafft hat. Statt das relativ niedermargige US-Vermögensverwaltungs-Geschäft abzustossen, hielt er eisern daran fest – und blies zum Angriff auf die grösseren Konkurrenten.
Raoul Weil und Bob McCann – das sind die zwei Gesichter, die für die zwei Realitäten der UBS in Amerika stehen. Und fest steht schon jetzt, dass die Zukunft der UBS weiterhin zu guten Teilen in Übersee entschieden wird.