Schweizer Grossbanken sind Zwerge gegenüber Chinas Geldhäusern. Trotzdem verdienen chinesische Bankchefs viel weniger – weil hohe Gehälter angeblich zu Unzufriedenheit im Volk führen.
Schweizer Bankern gilt China immer noch als Eldorado. Sie träumen vom Renminbi-Hub und den sprudelnden Geldern einer neuen Generation asiatischer Superreicher. Ihre Chinesischen Kollegen sind derweil auf dem harten Boden der Realität gelandet.
Ihre Regierung verordnete ihnen nämlich jüngst happige Abstriche beim Salär. Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet, erging der Befehl im Gefolge des von Chinas Präsidenten Xi Jinping verordneten Kampfes gegen Korruption und Misswirtschaft im immer noch kommunistisch regierten Land.
Betroffen von den neuen Weisungen sind in erster Linie die vier Staatsbanken Chinas, darunter die Industrial & Commercial Bank of China (ICBC), das nach Gewinn und Bilanzsumme grösste Bankhaus der Welt. Dort könnten die Löhne fast um 70 Prozent geschrumpft und eine künstliche Oberschwelle bei jährlich 600'000 Yuan eingezogen werden – das sind nicht einmal 100'000 Franken. Dies, weil «überdurchschnittlich hohe Gehälter» zu «Unzufriedenheit» in der Öffentlichkeit führten, wie die Regierung meint.
Fertig Physiotherapie
Und nicht nur die Gehälter der Staatsbanker trifft die Axt. Dran glauben müssen auch die zahlreichen Vergünstigungen und Anreize, die weltweit zum Status der Branche gehören. Unter den Bann der Partei fallen ab sofort auch die von der Firma gesponserte Limousine, Club-Mitgliedschaften und sogar die Stunden beim Physiotherapeut. Ein schwerer Schlag für Chinas Banker. Umso mehr, als sie heute nur einen Bruchteil dessen verdienen, was ihre westlichen Kollegen nach Hause bringen.
So erhielt ICBC-Präsident Jiang Jianqing zuletzt rund 2 Millionen Yuan – nur wenig mehr als 300'000 Franken. Das ist meilenweit von dem entfernt, was seine Pendants bei den beiden Schweizer Grossbanken verdienten. So kam UBS-Präsident Axel Weber im Jahr 2013 auf eine Vergütung von insgesamt 6'069'516 Franken. CS-Präsident Urs Rohner machte zuletzt zwar Abstriche bei seinem Gehalt, kam aber immer noch auf 4'903'260 Franken. Das ist das 16-fache von Jianqing.
Auch in der EU
China mag am radikalsten durchgreifen – mit seinem Vorgehen gegen hohe Löhne in der Bankbranche steht es jedoch nicht alleine da. So gilt in der EU ab diesem Jahr eine Regelung, dass die Banker-Boni nicht mehr höher sein dürfen als das Fixgehalt. In Grossbritannien wird indessen über so genannte «claw-backs» diskutiert. Bankmanager müssten bei schlechtem Geschäftsgang schon ausbezahlte Vergütungen zurückerstatten. In Sachen Verdienst kann sich die Schweizer Bankbranche - trotz Strukturkrise - also immer noch glücklich schätzen.