Wie wirkten die CS-Manager, die in Washington öffentlich verhört wurden? Brady Dougan, Romeo Cerutti, Hans-Ulrich Meister und Robert Shafir im Vergleich.
Die Anhörung von vier CS-Topmännern vor dem Untersuchungs-Ausschuss des US-Senates diente dazu, die beteiligten Politiker als angriffige und engagierte Vertreter der amerikanischen Steuerzahler zu präsentieren. Und die Banker wiederum hatten an diesem Mittwoch die Aufgabe, ein willfähriges Bild abzugeben.
Dies ist allgemein die Anlageordnung bei solchen Parlaments-Hearings – Verhören – in der angelsächsischen Politik.
Im Grunde boten die Senatoren unter Führung von Carl Levin (D) und John McCain (R) am Mittwoch dieselben Vorwürfe, wie sie gegen Schweizer Banken seit gut fünf Jahren erhoben werden. Sie konnten ihre Position dezidiert darstellen, während Brady Dougan und sein Team auf der anderen Seite das Problem hatten, dass sie nicht spontan antworten und widersprechen konnten.
In den Medien kam die Sache dann entsprechend herüber: «Die Credit Suisse am Pranger», «Credit Suisse CEO: Bank aided U.S. tax evaders», «US Senators Rebuff Credit Suisse Arguments», so einige Schlagzeilen. Ein Hauptthema der Berichte war, dass die Credit-Suisse-Chefs Fehler eingestanden hatten.
Diese Ausgangslage muss man berücksichtigen bei der Beurteilung der Frage: Wie schlugen sich die vier Vertreter der Credit Suisse beim dreistündigen Verhör?
- Brady Dougan, der CEO: «Yes, we have»
Sicher im Auftritt, keine Äh's und Oh's, kein Stocken und solide vorbereitet: Brady Dougan blieb auch in diesem Umfeld in seiner gewohnten Form. Der Amerikaner betonte eingangs sehr, wie fest sein Haus mit den USA verwurzelt sei – kein schlechter Befreiungsschlag. Dougans Hauptbotschaft lautete, dass Credit Suisse personell wie kulturell bereits stark erneuert sei, dass die US-Politiker also vor allem Vorwürfe aus der Vergangenheit replizierten.
Allerdings schlug eine üblicherweise sehr zuverlässige Dougan-Methode vor dem Senatsausschuss fehl: Der CS-CEO ist sonst ein Meister der souveränen vagen Antwort, des leichten Abschweifens und der Flucht ins Allgemeine. Dies liess ihm insbesondere Carl Levin – teils auch John McCain – mehrfach nicht durchgehen.
Besonders greifbar wurde dies, als Dougan gefragt wurde, ob die Credit Suisse denn je Druck bei den Schweizer Politikern aufgesetzt habe, um die Gesetze zu ändern und Bankkunden-Daten leichter ausliefern zu können. Dreimal versuchte Dougan, sich in Gemeinplätze zu flüchten, dreimal blieb Levin stur: «Das war nicht die Frage». Am Ende gestand Dougan ein, dass man von den Schweizer Gesetzgebern konkret gefordert habe, die notwendigen Schritte einzuleiten, um Namen ausliefern zu können: «Yes, we have.»
Bemerkenswerte Aussage: Auf die Frage, weshalb Leute Geld in die Schweiz bringen, nannte Dougan als ersten Punkt die Steueroptimierung. «There is an ability to shelter assets and income from paying taxes.»
- Romeo Cerutti, der Chefjurist: «We were wrong»
Der General Counsel der CS wurde an diesem Tag zum Joker – oder auch zum Blitzableiter: Er gab sich in seinem Eingangs-Statement noch etwas unterwürfiger als die anderen, lobte die Rolle des Senatskomittees und gestand am eifrigsten Fehler ein.
Besonders Wert legte er auf die Ausbreitung aller Untersuchungen, Compliance-Bemühungen und Standards, welche die CS erneuerten.
Rasch wurde Cerutti zur zweitbeliebtesten Anlaufstelle – nach Dougan – für Fragen der Senatoren. Zugleich wiesen auch Brady Dougan sowie Hans-Ulrich Meister dem Juristen gern Fragen zu. Eine durchaus schlaue Taktik: Das politische Lamento wurde damit phasenweise von einer Debatte über internationale Rechtsfragen abgelöst.
Bemerkenswerte Aussage: «Wir glaubten, dass unsere Private Banker in der Schweiz steuerkonform waren. Wir lagen falsch.» Wie die anderen CS-Männer arbeitete auch Romeo Cerutti am Bild, dass nur vereinzelte CS-Angestellte ohne Wissen des Management an den Steuerhinterziehungs-Strukturen gearbeitet hätten.
- Hans-Ulrich Meister, der Schweizer Private-Banking-Mann: «Totally unacceptable»
Der Co-Leiter der CS-Division Private Banking and Wealth Management betonte bei seiner Vorstellung (und wiederholte es danach), dass er erst 2008 zur CS gestossen sei – auch er also Teil jener Darstellung, dass man hier und heute eine andere, erneuerte Bank vertrete (seine UBS-Vergangenheit erwähnte er wohlweislich nicht).
Meister spielte am stärksten die Rolle dessen, der unterscheidet zwischen (unschuldigem) Spitzenmanagement, (unschuldiger) Bank und einzelnen Personen, welche (leider, leider) unsauber tätig waren.
Auch als die Senatoren Vorwürfe daraus bastelten, dass die CS bei der Verbuchung des Net New Money 2012 und 2013 womöglich unkorrekt vorgegangen war und aus dem bankinternen Mailverkehr zitierten, nahm Meister Distanz von oben zu den angegriffenen Untergebenen – indem er die zitierten Aussagen mehrfach als «inappropriate» oder «totally inappropriate» abkanzelte.
Insgesamt spielte Meister sonst stark die Rolle dessen, der Fakten präzisiert und die Zahlen des Private-Banking-Geschäfts in eine bestimmte Relation stellt.
Bemerkenswerte Aussage: «Wir gestehen ein, dass das Schweizer Bankgeheimnis von einigen Kunden missbraucht wurde. Wir anerkennen, dass es einige Schweizer Banker gab, die ihren Kunden dabei halfen. Diese Haltung von einigen Kunden und einigen Bankern ist total unakzeptabel.»
- Robert Shafir, der amerikanische Private-Banking-Mann: «A sincere culture of compliance»
Der andere Ko-Leiter von Private Banking & Wealth Management spielte die diskreteste Rolle beim dreistündigen Verhör. Er betonte ebenfalls seine US-Herkunft, was sicher im Rahmen des Gesamtauftritts der «vier Musketiere» bedeutsam war: Die CS erschien nicht einfach als «Swiss Bank».
Ansonsten blieb er im Allgemeinen oder er wirkte sogar eher als Sekundant seines Ko-Leitungs-Kollegen Meister – was aus Schweizer Sicht vielleicht erstaunlich war.
Doch hier spiegelte sich wohl die Erwartung und das Interesse der amerikanischen Gegenseite. Auch die Senatoren bemühten sich nicht, Shafir direkt anzusprechen. Wenn sie eine spezifische Frage übers Private-Banking-Geschäft hatten, richteten sie sie lieber an den Schweizer Meister.
Bemerkenswerte Aussage: Keine. Den Auftritt des Amerikaners kann man also blass nennen. Doch auf lange Sicht muss dies für ihn – gerade verglichen mit den intern problematischeren Aussagen von Hans-Ulrich Meister – kein Nachteil sein.