Die EU will die Boni im Banking beschneiden. Doch offenbar wissen die grossen Finanzhäuser bereits, wie sie das «Bonus-Cap»-Problem umgehen können. Das neue Zauberwort: «Allowances». 

In London beginnt ein weiteres Kapitel im Bonistreit. An die Stelle von jährlichen Bonuszahlungen sollen für Top-Banker nämlich bald Gehaltszulagen («Allowances») treten. Dies berichtet das «Wall Street Journal» und bezieht sich auf vertrauliche Quellen.

Banken würden dann monatliche «Allowances» vergüten, zusammen mit dem normalen Grundgehalt, abhängig von der Funktion und von der Verantwortung des Mitarbeiters.

Im Gegensatz zu den Boni wäre die Gehaltszulage nicht direkt mit der Leistung der Mitarbeiter verknüpft.

Der entscheidende Unterschied zum Fixlohn: Die Zulagen könnten jedes Jahr wieder neu zugesprochen – respektive gestrichen – werden. Sie haben also einen starken variablen Aspekt.

Ein Dutzend Banken tüfteln am Modell 

Konkret sähe das alternative Bonus-Modell etwa so aus:

  • Heute kassiert ein Bankangestellter zum Beispiel jährlich 2 Millionen Pfund, bestehend aus 200'000 Pfund Grundgehalt und einem variablen Bonus von 1,8 Millionen Pfund.
  • Das neue jährliche Paket: 200'000 Pfund Grundgehalt fix, 800'000 Pfund Zulagen («Allowances») fix plus ein Bonus von 1 Million Pfund.

Mindestens ein Dutzend Banken erwägen laut dem Bericht solche monatliche Gehaltszulagen statt eines Jahresbonus für ihre Top-Banker, so erfuhr das «Wall Street Journal». Namentlich genannt werden Barclays, J.P. Morgan und HSBC.

Barclays-CEO Antony Jenkins sagte gegenüber dem Wirtschaftsblatt, die Bank habe bereits mit den Aktionären über solche Zulagen gesprochen. Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen.

So viele Bankangestellte sind vom «Bonus Cap» betroffen

Einen ersten Eindruck über den Ausmass des Problems geben nun Zahlen von Emolument. Die Benchmarking-Site für Löhne und Boni in der Finanzbranche hat insgesamt 1'163 eingetragene Saläre von Directors und Managing Directors im Investment- und Kommerzbanking überprüft, und zwar im ganzen EU-Raum: Bei wievielen ist der Bonus doppelt so hoch wie der Basislohn oder gar höher? Dies die Grenze, welche nach den Vorstellungen der Europäischen Banküberwachung ab Januar 2014 nicht mehr überschritten werden dürfte.

Das Resultat: Der Anteil ist auf den ersten Blick recht tief. Nur 114 Fälle, also 9,8 Prozent, überschritten die Grenze der Regulierung.

Der Schnitt dieser Ausreisser lag allerdings beim Faktor 3,25, und der Spitzenwert erreichte das 8,8fache des Grundlohns.

Bei 25 verschiedenen Banken fanden sich Fälle, wo die Boni so klar die Fixgehälter übertrumpften; und zwar sowohl amerikanische als auch europäische Banken dabei, zu etwa gleichen Teilen. 

Es zeigt sich also, dass nur wenige Banker von den «Bonus Cap»-Plänen betroffen sind; auf der anderen Seite aber ist die Bedeutung in diesen Fällen beträchtlich. Und zudem wird offensichtlich, dass so ziemlich alle Banken sich dem Problem stellen müssen.