Nach den Schweizer Banken ist nun auch ein Schweizer Versicherungsunternehmen in die Mühlen der US-Justiz geraten. Der Swiss Life droht aufgrund umstrittener Lebensversicherungen eine hohe Busse.
Vor etwas mehr als zehn Jahren stieg die Swiss Life ins Geschäft mit sogenannten Wrappers ein. Dabei handelt es sich um Lebensversicherungen, mit denen sich absolut legal Steuern sparen lassen – so, wie das mit anderen Finanzprodukten (zum Beispiel 3. Säule) auch möglich ist.
Allerdings benützten manche (ausländischen) Kunden diese Policen auch, um Steuern zu hinterziehen. Daher geriet die Swiss Life wiederholt unter Verdacht, solchen Machenschaften Vorschub zu leisten.
US-Kunden suchten neue Heimat
Das war insbesondere damals der Fall, als sich die UBS und später auch andere Banken von ihren (unversteuerten) US-Kunden trennten. Manche dieser Klienten suchten in ebensolchen Wrappers eine «neue Heimat», die sie auch fanden. Das illustriert auch die Entwicklung des Wrappers-Geschäft bei der Swiss Life, das allein mit US-Kunden in den besten Zeiten auf ein Volumen von rund 1 Milliarde Franken kam.
Dieses Geschäft (mit US-Kunden) ist der Swiss Life nun zum Verhängnis geworden. Denn offenbar soll die US-Justiz in den vergangenen Tagen beim grössten Schweizer Lebensversicherer vorstellig geworden sein und untersucht jetzt die Angelegenheit. Anzeichen, dass das Wrappers-Geschäft zu einem Problem werden könnte, gab es bereits vor drei Jahren, als die amerikanische Wirtschaftszeitung «The Wall Street Journal» das Thema aufgriff. Doch behördenseitig tat sich in dieser Angelegenheit (vorerst) noch nichts.
In Liechtenstein und Singapur
Nun aber ist das amerikanische Department of Justice (DoJ) aktiv geworden. Konkret geht es um das Portfolio mit US-Kunden bei der Swiss Life Liechtenstein und der Swiss Life Singapur, das sich aktuell noch auf etwa 250 Millionen Franken beläuft, wie einer Mitteilung vom Donnerstag zu entnehmen ist. Allerdings dürften sich die US-Behörden eher um die frühere Summe von rund einer Milliarde Franken interessieren und ihre zu erwartende Busse daran bemessen.
Da die Swiss Life gemäss aktuellem Wissen bislang die einzige Versicherungsfirma ist, die mit einer solchen Untersuchung konfrontiert ist, fehlen Erfahrungswerte, wie hoch eine allfällige Strafe ausfallen könnte. Nimmt man die Vergleichszahlen der Banken zu Hilfe, könnte sich eine Busse auf bis zu 70 Millionen Franken belaufen. Aber das ist vorerst einmal Spekulation.
Zwischen Vorwurf und Dialog
Problematischer als eine allfällige Strafe ist der Umstand, dass sich die Swiss Life erneut dem Vorwurf aussetzen muss, indirekt Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben – so, wie es manche Banken in der Vergangenheit auch getan haben. Umso mehr ist das Unternehmen nun bestrebt, «die Möglichkeit zum Dialog» zu nutzen, um «in Kooperation mit den US-Behörden das Crossborder-Geschäft aus der Vergangenheit darzulegen», wie es weiter heisst.
Heute seien sämtliche Versicherungsverträge der Swiss Life gemäss der US-FATCA-Gesetzgebung erfasst und gemeldet, sagte ein Sprecher gegenüber finews.ch. Insgesamt beläuft sich das Volumen des Wrapper-Geschäfts der Swiss Life aktuell auf 17 Milliarden Franken. Seit 2013 ist dieser Bereich sogar profitabel.
Längere Auseinandersetzung
Angesichts der nach wie vor laufenden Verhandlungen der US-Behörden mit manchen Schweizer Banken muss sich die Swiss Life vermutlich auch auf eine längere Auseinandersetzung einstellen – was wiederum Kosten verursacht und Management-Ressourcen absorbiert.