Mirabaud büsst für die Brockman-Vergangenheit
Im September erwischte es mit Bank Mirabaud & Cie einen prominenten Namen. Die Finma reagierte mit einem Strauss von Massnahmen wegen schwerer Verstösse gegen Geldwäschereivorschriften. Sie verfügte, dass die Bank sämtliche Kundenbeziehungen überprüfen, das Dispositiv zur Geldwäschereibekämpfung verstärken, das interne Kontrollsystem ausbauen und die Corporate Governance umfassend erneuern muss.
Aber auch die laufende Geschäftstätigkeit wurde eingeschränkt. Bis zur vollständigen Umsetzung der Massnahmen darf Mirabaud keine Kunden mit erhöhtem Geldwäschereirisiko aufnehmen und muss auf Tätigkeiten verzichten, welche die operationellen Risiken erhöhen. Hintergrund der Schelte dürfte die Kundenbeziehung zum 2022 verstorbenen US-Geschäftsmann Robert Brockman gewesen sein, die bis 2010 zurückreicht.
Die Erneuerung der Führung, die Mirabaud Ende Oktober ankündigte, dürfte auch dem Druck der Finma geschuldet sein.
Moonshot-Verfahren: kein Ruhmesblatt für die Finma
Im November gab die Finma nicht wie gewohnt den Abschluss, sondern die Eröffnung eines Enforcementverfahrens bekannt. Es richtete sich nicht gegen eine Bank, sondern gegen eine Vermittlerin von Privatmarktanlagen, das Zuger Start-up Moonshot.
Marlene Amstad (Bild: Finma)
Die Aufsichtsbehörde wagte sich dabei auf eher glitschiges Terrain vor und verordnete unter anderem die Schliessung eines Restaurants, das mit Moonshot in Verbindung stehen soll und unterdessen wieder offen ist. Sowohl materiell als auch kommunikativ handelt es sich um einen aussergewöhnlichen Fall, bei dem die Finma bis dato keine besonders überzeugende Figur abgegeben hat.
Leonteq kommt mit blauem Auge davon
Wieder auf sichererem Grund bewegte sich die Aufsichtsbehörde, als sie bei der Finanzgruppe Leonteq im Dezember schwere Verstösse gegen Risikomanagementvorschriften und Gewährspflichten feststellte. Die Spezialistin für strukturierte Produkte hatte offenbar ihre Distributionsketten nicht im Griff, die in Medien zuvor kolportierten Vorwürfe in Bezug auf Geldwäscherei oder Steuerhinterziehung erhärteten sich jedoch nicht.
Auch hier verfügte die Finma ein Bündel von Massnahmen, mit Schwerpunkt Stärkung der Corporate Governance, und zog zudem 9,3 Millionen Franken Gewinn ein. Immerhin würdigte sie ausdrücklich, dass das Institut «gut kooperiert» habe.
Mehr Transparenz hat auch Schattenseiten
Und welchen Schluss kann man aus diesem zugegebenermassen selektiven Ausschnitt aus der Tätigkeit der Finma 2024 – der wichtige Bereiche wie das Sanktionswesen ausklammert – für ihren neuen Kurs unter dem neuen Direktor Stefan Walter ableiten? Dass die Finma jeweils auch den Hergang der Verfehlungen recht detailliert schildert und dabei alle ihre Massnahmen darlegt, ist natürlich aus Mediensicht zu begrüssen.
Diese Transparenz bei der Aufdeckung von Versäumnissen und Schlimmerem von Banken ist grundsätzlich auch für die Branche gut. Allerdings hat das «Naming and Shaming» Schattenseiten.
Eine Wunschliste an die Finma
Wenn Sünder am Schweizer Finanzplatz derart an den Pranger gestellt werden, ist dies – um es diplomatisch auszudrücken – sicher kein Vorteil im harten internationalen Wettbewerb, in dem ausländischen Akteuren erfahrungsgemäss jedes Mittel Recht ist, wenn es darum geht, der Schweiz weitere Marktanteile speziell im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft abzujagen.
Was wäre die Alternative? Eine handzahme Aufsichtsbehörde, die sich wie im Fall CS gegen echte Missstände gar nicht durchzusetzen vermag? Nein. Aber wenn wir, frei von der Leber weg, vier Wünsche für 2025 offen hätten, wären es die folgenden. Die Finma sollte:
- Danach streben, eine bessere Balance zwischen dem öffentlichen Pranger (den sie dieses Jahr wie aufgezeigt mehrfach einsetzte) und dem diskreteren (aber durchaus auch effektvollen) Wirken hinter den Kulissen (das sich naturgemäss schwerer beurteilen lässt, aber wahrscheinlich eher zu kurz gekommen ist) zu finden.
- Bei der Tonalität der Kommunikation von Massnahmen vermehrt auf die Aussenwirkung achten, speziell auf das Licht, das dadurch international auf den Schweizer Finanzplatz geworfen wird, und die Hebel, die sie dadurch unfreiwillig ausländischen Akteuren in die Hand gibt.
- Speziell bei der Kryptoregulierung von der Fixierung auf das Risiko abkommen und zu ihrem früheren, offeneren Ansatz zurückfinden – was selbstverständlich nicht bedeutet, dass die Behörde der Branche aus der Hand fressen soll.
- Sich bei der Wahrnehmung ihres Auftrags noch stärker vom Verhältnismässigkeitsprinzip leiten lassen, d.h., ihre Energie auf die wesentlichen Risiken am Finanzplatz konzentrieren – und nicht auf Pop-up-Restaurants und ähnliche Nebengeleise.
Hoffnungsvoll stimmt, dass die Finma zumindest in ihrer Stellungnahme zum PUK-Bericht eine gewisse Lernfähigkeit und sogar Ansätze einer Fehlerkultur erkennen lässt; dies im Gegensatz zu den meisten anderen Behörden, die grundsätzlich immer sowieso alles ganz richtig machen und deshalb selbstredend auch gar keine Fehlerkultur brauchen.
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