Martin Rees, Country Head Switzerland bei BNY Investments
Martin Rees (Bild: zVg)
Wie sehen Sie die Rolle der Vermögensverwaltung in einem Umfeld anhaltend niedriger Zinssätze?
Die Renditen sind im letzten Jahr in den meisten wichtigen Märkten gestiegen und haben uns gezeigt, dass es im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere so viele Möglichkeiten gibt wie seit 20 Jahren nicht mehr. In Verbindung mit der anhaltenden Marktvolatilität und mehreren jahrzehntelangen Trends, stellen wir fest, dass die Kunden zunehmend mit weniger, vertrauenswürdigen und skalierten Anbietern zusammenarbeiten wollen.
Vor diesem Hintergrund müssen sich die Vermögensverwalter weiterentwickeln. Um für die Anleger immer relevanter zu werden, konzentrieren wir uns auf die Bereitstellung differenzierter Anlagelösungen, die Nutzung unserer globalen Grösse und die Prioritsierung unseres Engagements für die Kunden.
Welche neuen Anlagestrategien gewinnen an Bedeutung?
Im aktuellen Umfeld sehen wir eine Kundennachfrage sowohl nach den Flaggschiff-Strategien als auch nach neueren Fonds, die von unseren Investmentfirmen verwaltet werden.
«Das Interesse an aktiv verwalteten festverzinslichen Wertpapieren nimmt wieder zu»
Jetzt, da die Zinssätze ihren Höchststand erreicht haben, sehen viele Anleger Chancen in Fixed Income, insbesondere bei Investment-Grade-Krediten und sektorübergreifenden Anlagen. Traditionelle Building-Block-Strategien stehen wieder hoch im Kurs, ebenso wie einige neuere Strategien im Bereich Impact wie Euro oder EMD Impact.
Inwieweit verändern technologische Entwicklungen, insbesondere künstliche Intelligenz und Blockchain, die Vermögensverwaltungsbranche?
Die Vermögensverwaltungsbranche wandelt sich rasant, und die Technologie ist weiterhin ein Wegbereiter für den Fortschritt. Technologie und künstliche Intelligenz bieten Vermögensverwaltern die Möglichkeit, bessere Ergebnisse für ihre Kunden zu erzielen. Ein gutess Beispiel dafür ist unser Modellportfolio-Analyseservice PinPoint, ein Tool, das auf Assetklassen-Research, Risikofaktoranalyse, Marktstresstests, zielorientiertes Investieren und taktische Erkenntnisse zurückgreift, um Kunden dabei zu helfen, fundiertere Anlageentscheidungen zu treffen und widerstandsfähigere, verfeinerte Modellportfolios aufzubauen.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der zunehmenden Bedeutung passiver Anlagen im Vergleich zu aktiven Anlagestrategien?
Wir beobachten weiterhin ein Hin und Her zwischen aktiven und passiven Anlagen, wenn die Kunden über Risikoanlagen verhandeln. Unserer Ansicht nach spielen sowohl aktive als auch passive Anlagelösungen in den Kundenportfolios eine wichtige Rolle.
«Viele suchen nach Möglichkeiten, ihre Kapazitäten im Bereich Private Markets zu erweitern»
Während die «Passivierung» von Anlagen bei Aktien ein vorherrschender Trend ist, ist er bei Anleihen weniger dominant, und auch bei alternativen Anlagen ist es ziemlich schwierig, ausschliesslich mit passiven Instrumenten zu investieren. Das Interesse an aktiv verwalteten festverzinslichen Wertpapieren und traditionellen Aktienstrategien nimmt wieder zu. So sind beispielsweise Schwellenländer und kleinere Unternehmen zwei Bereiche, die aktiven Managern traditionell viele Möglichkeiten bieten.
Wie wirkt sich das regulatorische Umfeld - wie MiFID II und andere Vorschriften - auf die Entwicklung der Vermögensverwaltung aus?
Es besteht kein Zweifel daran, dass die zunehmende Komplexität der regulatorischen Anforderungen, der Daten und der Berichterstattung Auswirkungen auf die Entwicklung der Vermögensverwaltungsbranche hat. Sowohl für Vermögensverwalter als auch für unsere Endkunden kann es schwierig sein, mit der zunehmenden Komplexität der Vorschriften und der Streuung zwischen den Märkten Schritt zu halten.
Wie beurteilen Sie den Trend zu alternativen Anlagen, insbesondere in den Bereichen Private Equity, Immobilien und Infrastruktur?
Weltweit erhöhen institutionelle Anleger und Vermögensverwalter ihre Anteile an alternativen Anlagen, wobei europäische Investoren besonders unterrepräsentiert ist. Als Reaktion darauf suchen die Asset Manager nach Möglichkeiten, ihre Kapazitäten im Bereich Private Markets zu erweitern und zu vertiefen. Tatsächlich erwarten laut unseren Daten 42 Prozent der Vermögensverwalter weltweit, dass ihr Angebot an privaten Krediten in den nächsten zwei Jahren wachsen wird.
Welche Rolle werden die Personalisierung von Portfolios und der Einsatz von Robo-Advisors in der Zukunft der Vermögensverwaltung spielen?
Die Technologie verbessert die Möglichkeiten zur Erstellung personalisierter Endkundenportfolios und individuellerer Direktindexierungs- und Steuerverwaltungslösungen erheblich. Für die Vermögensverwalter wird es jedoch immer wichtiger, sich auf den Aufbau der Grössenordnung, der Technologieinvestitionen und des Fachwissens zu konzentrieren, die für die Bereitstellung dieser personalisierten Lösungen für die Kunden erforderlich sind.
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