Das berühmte, italienische Anbaugebiet Piemont hat mehr als Barolo und Barbaresco zu bieten. Die vielfältigen Rotweine sind vorzügliche Begleiter zu herbstlichen Gerichten. Von fünf exzellenten Tropfen ist finews.ch-Weinredaktor Peter Keller besonders angetan.

Piemont – das italienische Weinanbaugebiet im Norden des Landes, das an die Schweiz und Frankreich grenzt, strahlt eine besondere Magie aus. Die spektakuläre Landschaft, als Unesco-Weltkulturerbe eingestuft, zieht Besucher und Besucherinnen in den Bann. Ebenso die produzierten Weine. So zählen die aus dem Nebbiolo bestehenden Barolo- und Barbaresco-Crus zu den grossen Gewächsen der Welt.

Doch das Piemont hat zahlreiche, weitere Schätze zu bieten. Namentlich der Barbera ist weit verbreitet und liefert auch in weniger renommierten Appellationen wie Monferrato bemerkenswerte Weine. Dolcetto leidet unter einem eher schlechten Image – in den besten Fällen zu Unrecht. Daneben werden etliche Spezialitäten, aber auch internationale Sorten wie Chardonnay, Riesling oder Pinot noir angebaut.

Perfekt für herbstliche Gerichte

Uns interessieren freilich vor allem die einheimischen Trauben, dank denen die Weinregion zu einer der prestigeträchtigsten des Landes aufgestiegen ist. Auf einer kurzen Rundreise durch das Piemont haben wir zahlreiche Beispiele degustiert. Diese fünf Roten sind eine besondere Empfehlung wert und eignen sich perfekt für herbstliche Gerichte. Das ist unsere Selektion:

1. Barbera d’Asti Giorgio Tenaglia 2020, Tenuta Tenaglia

Das historische, im 17. Jahrhundert gegründete Weingut liegt in der Appellation Monferrato und ist seit dem Jahr 2000 im Besitz der deutschen Unternehmerfamilie Ehrmann. Auf den 17 Hektaren Rebfläche spielt der Barbera die Hauptrolle.

Der Barbera d’Asti Giorgio Tenaglia ist eine Hommage an den Firmengründer. Der 2020er ist gelungen: intensives Rubinrot, vielschichtiges Bouquet von Kirschen und würzigen Noten, voller Körper, feine Tannine, gut integrierte Säure, strukturiert, elegant und gute Länge (Preis: 21.80 Franken).

2. Langhe Nebbiolo Bricco Ravera 2020, Azienda Agricola Pecchenino

Das Familienweingut aus Dolgiani ist auf Dolcetto und Nebbiolo spezialisiert. Produziert werden ehrliche, ausdrucksstarke Weine ohne jeglichen Schnickschnack. Es muss nicht immer Barolo sein, wie dieser Langhe Nebbiolo aus dem Jahr 2020 beweist.

Er zeigt sich mit dem sortentypischen, hellen Rubinrot, seiner fruchtig-floral geprägten Aromatik, unterstützt durch würzige Anklänge, ist im Gaumen komplex, kräftig, elegant und wird durch eine präsente Säure gestützt. Gute Länge. Der Ausbau erfolgt in grossen Holzfässern (Preis: 29 Franken).

3. Barolo Parafada 2019, Azienda Agricola Poderi Sori

Das Weingut in Serralunga d’Alba ist seit 1988 in Schweizer Besitz. Es besteht aus einer Rebfläche von lediglich vier Hektar, die sich in den Cru-Lagen Baudana und Parafada befinden. Der edle Tropfen aus dem letztgenannten Weingarten mit seinem kalkhaltigen Boden hat mehr Kanten und Ecken und wird traditionell im grossen Holzfass ausgebaut.

Vielversprechend ist der 2019er mit seinem vielschichtigen Bouquet von fruchtigen Noten (rote Beeren), floralen Anklängen (Veilchen) sowie würzigen Anklängen. Er besitzt einen kräftigen Körper, präsente Tannine, reichlich Säure, ist komplex und langanhaltend. Er braucht Zeit, reift aber hervorragend, wie der Jahrgang 1995 bewiesen hat (Preis: 45 Franken).

4. Barbaresco Asili 2020, Ca’del Baio

Asili ist eine Einzellage im Gemeindegebiet von Barbaresco. Der Boden besteht aus bläulichem, sandhaltigem Kalkmergel. Die lediglich 14 Hektaren teilen sich verschiedene Produzenten auf, darunter das Gut Ca’del Baio.

Die Weine fallen besonders elegant und finessenreich aus, wie der 2020er des bewährten Produzenten zeigt. Er ist kraft- und druckvoll, besitzt reife Gerbstoffe und eine gut integrierte Säure. Sehr schöner Abgang. In der Nase offenbaren sich Noten von Weichselkirschen, Veilchen, Lakritze und Teer für den 2021er (Preis: 38.80 Franken).

5. Barbera d’Asti Superiore Carlo Alfieri 2017, Marchesi Alfieri

Das traditionsreiche Weingut ist in einem altehrwürdigen Schloss zu Hause. Es wird seit 1983 von den drei Schwestern Emanuela, Antonella und Giovanna San Martino die San Germano geführt. Der Premiumwein Carlo Alfieri wird lediglich in ausserordentlichen Jahren produziert und ist wohl der teuerste Barbera des Piemonts.

Unabhängig davon handelt es sich um einen grossen Wein, wie der während sechs im Barrique und der Flasche ausgebaute 2017er beweist: intensives Purpur, komplexe Aromatik, kräftig, aber nicht opulent, elegant, tiefgründig, strukturiert, frisch, langanhaltend, grosses Potenzial (Preis: 125 Franken).