Restaurants kommen und gehen, so auch in Zürich. In der Gastroszene bewegt sich viel. In den vergangenen Wochen und Monaten hat eine Reihe von neuen Lokalen eröffnet, die auch für Business-Lunches empfehlenswert sind. finews.ch-Weinredaktor hat sechs Gaststätten getestet, die erst noch mit einer exzellenten Weinkarte aufwarten.

Ein gutes Restaurant punktet mit feinen Speisen, in erster Linie. Ein einladendes Ambiente und freundliches Personal machen den Besuch noch wertvoller. Zum Gesamtpaket gehört allerdings auch eine originelle Weinkarte, die gleichermassen mit bekannten Namen und Geheimtipps aufwarten kann. Eine faire Preiskalkulation sollte Standard sein, ist es jedoch leider nicht in vielen Fällen.

Zürich ist gewiss eine der gastronomischen Hochburgen der Schweiz. Die Auswahl ist riesig – von der Quartierbeiz bis hin zum Gourmettempel hoch oben am Zürichberg. Gewisse Lokale verschwinden, noch mehr neue gehen auf. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich in der Limmatstadt einiges getan. Wir stellen sechs Restaurants vor, die uns (auch) mit einer gelungenen Weinkarte überzeugen.

1. Restaurant Ameo

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Feine Gourmet-Beiz im Kreis 3 (Bild: zvg)

Im Kreis 3 wurde aus einem Spunten eine feine Gourmet-Beiz, die neben einer kreativen Küche mit Lebensmitteln von Kleinproduzenten aus der Region mit einer phänomenalen Weinkarte glänzt. Sie ist äusserst vielfältig zusammengestellt, mit über 200 Positionen nicht überladen und bietet grösstenteils herausragende Gewächse aus den wichtigsten europäischen Anbauländern Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Gross ist die Auswahl an Schaumweinen mit über 30 Angeboten. Wer indes trockene Weissweine bevorzugt, wählt etwa den Chablis Grand Cru Valmur 2022 der Domaine Bessin-Tremblay (130 Franken) oder den Riesling Kirchenstück GG 2019 des deutschen Spitzenguts BattenfeldSpanier aus Rheinhessen (140 Franken). Österreich ist beispielsweise mit dem Topbetrieb Nikolaihof aus der Wachau vertreten. Bei den Roten ist der Lagen-Pinot-noir Bothmarhalde 2020 des Weinguts Wegelin aus der Bündner Herrschaft eine sichere Bank (110 Franken).

Aus dem Burgund sind etliche exzellente Domänen dabei, so auch das Kultgut Romanée-Conti mit seinen Luxusprodukten. Stolze 2'750 Franken kostet der Echézeaux Grand Cru 2021. Günstiger ist ein Geheimtipp aus dem Bordeaux: der bereits zugängliche Château Phélan-Ségur 2017 für 105 Franken.

2. Restaurant Chez Smith

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Das Team von Chez Smith (Bild: zvg)

Früher war das Lokal im Binz-Quartier ein Steakhouse gewesen. Jetzt ist es eine Weinbar geworden, in der neben edlen Tropfen auch Tapas und ausgewählte Gerichte serviert werden. Die phänomenale Weinkarte zählt nicht weniger als 1'700 verschiedenen Positionen. Frankreich ist prominent vertreten, mit Bordeaux, Burgundern, aber auch mit Trouvaillen etwa aus dem weiterhin unterschätzten Loiretal.

Wer Weissweine liebt, ist mit Deutschland gut bedient. Auch die Schweiz und Italien erhalten viel Platz. Glasweise gibt es stets 25 bis 30 verschiedene Crus. Man hat wirklich die Qual der Wahl, aber bei meinem nächsten Besuch werde ich den eleganten Saumur rouge 2022 der Domaine Guiberteau, ein Cabernet Franc der Extraklasse (85 Franken), und den Riesling Felsenberg 2016 des deutschen Top-Betriebs Dönnhoff aus der Nahe (115 Franken) bestellen.

3. Restaurant Grand’In

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Noch ein Geheimtipp: Restaurant Grand'In (Bild: zvg)

Der vorzügliche Italiener nahe des Balgrist ist immer noch ein Geheimtipp, aber eine feine Adresse. Das «Grand’In» sucht man wegen der authentischen italienischen Küche auf – und auch die Weinkarte darf sich sehen lassen. Sie setzt sich, wen wundert’s, vorwiegend aus italienischen Crus zusammen. Dazu gesellen sich «Weine aus aller Welt».

Das Angebot ist übersichtlich und nicht überladen. Gut zehn Weine gibt es im Offenausschank. Bei den Weissen ist der Sauvignon blanc Winkl der Südtiroler Cantina Terlan (68 Franken) ein sicherer Tipp. Der Kultwinzer Angelo Gaia aus dem Piemont ist neuerdings auch in Sizilien tätig und keltert am Vulkan Ätna den weissen Idda aus Carricante (94 Franken). Bei den Roten sind der reinsortige Sangiovese «Predappio» der talentierten Winzerin Chiara Condella aus der Emilia-Romagna (65 Franken) sowie der Nebbiolo Gavarini von Elio Grasso aus dem Piemont (72 Franken) herausragende Empfehlungen. Leider fehlen auf der Weinkarte die Jahrgangsangaben.

4. Restaurant Marguita

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An nobler Lage: Restaurant Marguita (Bild: Baur au Lac)

Erst vor kurzem öffnete das «Marguita» seine Tore, das neue Restaurant im Hotel Baur au Lac. Angeboten wird eine unkomplizierte, aber erstklassige Mittelmeerküche. Der neue «GaultMillau» bewertet das Lokal schon mal mit 15 Punkten. Die Weinkarte ist umfangreich und umfasst vor allem Gewächse aus der Weinhandlung von Baur au Lac.

Frankreich, Italien und Spanien sind prominent vertreten. Relativ bescheiden ist das Schweizer Angebot. Aber zur Küche passen natürlich vor allem italienische Gewächse vorzüglich. Etwa der Barbera d’Asti Superiore Alfiera 2019 des Guts Marchesi Alfieri aus dem Piemont, der 130 Franken kostet. Aus dem Ribera del Duero ist der 12 Crianza von Garcia Figuero eine sichere Wahl (85 Franken).

Wer französisch geniessen will, greift zum Château La Lagune 2014 aus dem Bordeaux für 170 Franken oder zum Chorey-les-Beaune Chapitre 2019 der Domaine Tollot-Beaut aus dem Burgund (110 Franken).

5. Restaurant Weisses Rössli

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Kleine Oase in wärmeren Jahreszeiten (Bild: zvg)

Knapp ein Jahr offen ist das «Weisse Rössli» im Enge-Quartier. Und schon ging die Bewertung des «GaultMillau» von 14 auf 15 Punkte hoch. Die vorzügliche, unkomplizierte Küche mit saisonalen Produkten wird durch eine überschaubare Weinkarte ergänzt, die zahlreiche Trouvaillen vor allem aus der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien bereithält. Zum Apéro ist der lokale Prickler Brut Blanc de Noirs von Zürischum ein guter Einstieg (89 Franken).

Nichts falsch machen kann mit dem Chardonnay Barrique 2022 des sizilianischen Spitzenguts Planeta (79 Franken). In Sachen Rot empfehlen sich: der Cru bourgeois Château Cissac 2018 aus dem Bordeaux für 89 Franken) oder der Vino Nobile di Montepulciano 2017 des Guts Talosa aus der Toskana (82 Franken).

6. Brasserie Café de Paris

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Wieder geöffnet (Bild: BCdP)

Die Brasserie am Helvetiaplatz ist wieder geöffnet – glücklicherweise. Weiterhin ein Muss ist das Entrecôte Café de Paris mit Pommes Allumettes. Daneben wurde indes das kulinarische Angebot erweitert. Ein Hit ist die Weinkarte mit einer breiten Auswahl an französischen Crus. Bekannte Namen sind ebenso dabei wie Trouvaillen, stets fair kalkuliert.

Bei den Weissen sollte man den Riesling Münchberg Grand Cru 2021 der Domaine Ostertag aus dem Elsass (125 Franken) versuchen, bei den Roten den genialen Burgunder Côte de Nuits Aux Falques 2021 der Domaine Jean-Marc Millot (125 Franken). Bordeaux fehlen selbstverständlich nicht. Die Empfehlung des Tages ist etwa der preiswerte Château Sociando-Mallet 2020 für 99 Franken. Teurer wird es, wenn man berühmte Etiketten aus diesem Anbaugebiet bestellt. Château Lynch-Bages 2011 etwa kostet 259 Franken.

Die Franzosen werden ergänzt durch eine grossartige Auswahl an Schweizer Weinen. Es muss nicht immer Gantenbein aus der Bündner Herrschaft sein, den man auf der Weinkarte ebenfalls findet. Eine elegante und genussvolle Alternative ist der Pinot noir Les Landions 2021 der Domaine Landions aus Neuenburg. Die Weine sind «burgundisch» geprägt – und passen somit perfekt zu den französischen Beispielen auf der Weinkarte. Der im Barrique ausgebaute Pinot noir von Landions ist für faire 125 Franken zu haben.