Asien ist ein heterogener Weinbaukontinent. Dazu gehören auch Länder wie Libanon, Israel und die Türkei. Die wichtigste Rolle spielt freilich China, das massiv aufrüstet – mit Hilfe von europäischem Know-how. Schon heute fordern die besten Weine die Konkurrenz heraus, wie finews.ch-Weinreaktor in seiner Recherche feststellt.
Asien spielt weinmässig noch eher eine untergeordnete Rolle, obwohl es nach Europa der zweitwichtigste Weinbaukontinent ist. Bekannt sind vielleicht der eine oder andere Wein aus Libanon, etwa jene Spitzengewächse von Château Musar.
Libanon gehört weintechnisch ebenso zu Asien wie Israel, wo ebenfalls gute Voraussetzungen für den Qualitätsweinbau bestehen. Zu den besten Gütern des Landes gehören beispielsweise Yarden oder Castel. Etwas Weinbau wird auch in Thailand betrieben.
China bald auf Augenhöhe mit Spanien
Das wichtigste Weinbauland Asiens ist indessen China, das in den vergangenen 20 Jahren einen enormen Boom erlebt hat. So stieg die Anbaufläche auf heute über 800'000 Hektar, eine Vervierfachung.
Zum Vergleich: Spanien bringt es auf rund 955'000 Hektar. Nicht wenige europäische Produzenten investieren im Reich der Mitte, das solche Hilfen gerne annimmt. Nicht nur finanziell, sondern auch in Sachen Know-how. Aber auch der Staat pumpt Gelder in grossem Umfang in Weingüter und Strukturen.
Der Liebling der Produzenten
China setzt in erster Linie nicht auf eigenständige Weine, sondern kopiert namentlich europäische Gewächse, vorwiegend jene aus Bordeaux. So sind denn auch Cabernet Sauvignon und Merlot die am meisten angepflanzten Qualitätsrebsorten. Bei den Weissen ist Chardonnay der Liebling der Produzenten.
Allerdings entwickelt sich langsam eine eigenständige Kultur des Weinbaus. Total werden rund 16 Millionen Hektoliter Wein jährlich erzeugt. Das macht China zum fünftgrössten Produzenten der Welt.
Château Lafite-Rothschild als Vorläufer
Das erste Weingut aus Europa, das in China investiert hatte, war Château Lafite-Rothschild aus Frankreich gewesen. Der berühmte Premier Grand Cru Classé aus Bordeaux startete Ende der siebziger Jahre und verdiente lange Zeit kein Geld mit seinem Engagement.
Der Spitzenwein Long Dai, hierzulande nicht erhältlich, gehört aber inzwischen zur Spitze in China. Es handelt sich um eine kräftige und elegante Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Marselan. Önologin von Long Dai ist die Italienerin Denise Consentino.
Preise im dreistelligen Bereich
Der Wein liegt preislich im dreistelligen Bereich, ebenso wie der Ao Yun. Das Gut ist im Besitz des französischen Unternehmens Moët Hennessy, das zum Luxusgüterkonzern LVMH gehört.
Der Rotwein aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Syrah und Petit Verdot erinnert tatsächlich an einen Bordeaux und überzeugt mit seiner aromatischen Vielfältigkeit und seiner Komplexität (283 Franken, hier zu kaufen).
Ein Österreicher in China
An das grosse Potenzial in China glaubt auch der österreichische Winzer Lenz Moser, der am Château Changyu in Ningxia beteiligt ist. Er erkennt gute Voraussetzungen. So hält das heisse, trockene Klima Rebkrankheiten und Schädlinge von den Weingärten fern.
Chemische Mittel wie Pestizide müssen nicht gespritzt werden. Moser kann kleine Beeren ernten, die der Qualität förderlich sind. Seine Ambitionen: Er will gute bis exzellente Weine mit einem möglichst typischen chinesischen Stil erzeugen.
Vertreter der Neuen Welt
Sein Paradepferd ist der «Purple Air Comes from the East», bestehend zu 100 Prozent aus Cabernet Sauvignon. Der Rotwein ist durchaus als Vertreter der Neuen Welt zu erkennen – ein positives Zeichen. Er ist vielschichtig, kräftig, tanninreich, frisch und langanhaltend (rund 169 Franken, hier zu kaufen).
Zumindest im Premium-Bereich ist China zu einem ernstzunehmenden Player geworden. Bei den Alltagsweinen dürfte es noch ein wenig dauern.