Der Fachkräftemangel entschärft sich allmählich, das Versicherungsgeschäft wächst stetig weiter, und investiert wird vor allem in IT-Projekte. Das sind einige der Trends, welche die SNB nach Gesprächen mit Schweizer Unternehmern ausmacht.

Jeweils ein paar Tage nach ihrem vierteljährlichen geldpolitischen Entscheid (über den jüngsten berichtete auch finews.ch) publiziert die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Quartalsheft, das u.a. den Bericht «Konjunktursignale» enthält. Dieser wird, in Anlehnung an das bekannte Beige Book der US-Notenbank Fed und unter Berücksichtigung der Corporate-Design-Farbe der Schweizer Währungshüter, auch Blue Book genannt wird.

Diesen Mittwoch war es wieder soweit. Der Bericht basiert auf Informationen, welche die Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte in Gesprächen mit Unternehmensleitungen in der ganzen Schweiz zusammengetragen und bearbeitet haben. Insgesamt wurden vom 23. Juli bis zum 10. September 216 solche Gespräche geführt. Das Beige Book bildet eine wichtige Ergänzung zu den sonst doch eher Modell- und damit theorielastigen Entscheidungsgrundlagen zuhanden des Direktoriums der SNB.

Stockende Industrie, solider Dienstleistungssektor und Bau

In der jüngsten Ausgabe zeigt sich eine zweigeteilte Entwicklung der Schweizer Wirtschaft: In der Industrie ist die Erholung ins Stocken geraten. Grund dafür ist die schwächelnde Nachfrage aus Europa und insbesondere Deutschland. Demgegenüber ist das Wachstum im Dienstleistungssektor (zu dem auch die Banken und die Versicherungen zählen) und im Bausektor solide.

Das schlägt sich sich auch am Arbeitsmarkt nieder. Industrieunternehmen geben an, offene Stellen seien «eher leicht» zu besetzen. Damit scheint sich der generelle Fachkräftemangel weiter zu entschärfen, ein Trend, der sich schon im letzten Bericht angedeutet hatte. Im Dienstleistungssektor wird die Rekrutierung «immer noch leicht schwieriger als üblich» eingestuft. Noch mehr Mühe damit bekundet der Bausektor, wo speziell leitende Positionen mit technischem oder handwerklichem Hintergrund schwer zu besetzen sind.

Wachsendes Versicherungsgeschäft, Banken leicht gedämpft

Wie bereits vor drei Monaten drücken mehrere Unternehmen nochmals ihr Bedauern darüber aus, dass die Credit Suisse als bedeutende Bank im Firmenkundengeschäft für die Finanzierung ihrer Projekte nicht mehr zur Verfügung steht.

Der Finanzsektor selber ist indes kein Sorgenkind. Die SNB hält fest, dass das Versicherungsgeschäft stetig wachse, dazu trage neben den klassischen Schaden- und Unfallversicherungen die Nachfrage nach Vorsorgelösungen bei. Bei den Banken entwickle sich das Zinsgeschäft solide, auch wenn es nicht mehr an die hohen Erträge vom letzten Jahr anknüpfen könne (wofür die im März eingeleitete Zinswende der SNB verantwortlich ist). In der Vermögensverwaltung verunsicherten die Börsenturbulenzen die Kunden, was zu weniger Transaktionen und damit zu geringeren Kommissionseinnahmen führe.

Investitionen fliessen schwergewichtig in die IT

Interessant ist, dass auch der Industriesektor, wo die Umsätze in den letzten Monaten eher enttäuschend ausgefallen sind, mit Zuversicht in die Zukunft blickt.

Im Dienstleistungssektor geben die Befragten an, v.a. in den Ausbau der IT-Infrastruktur im Rahmen von Digitalisierungsprojekten zu investieren – was gut zu den Zahlen bzw. zu den Aussagen in den Halbjahresabschlüssen vieler Banken und Versicherungen passt. Die Unternehmen rechnen angesichts der rückläufigen Inflation und der Entspannung am Arbeitsmarkt auch mit einer Abschwächung der Lohndynamik.

Hotellerie auch dank Taylor Swift im Plus?

Wie immer enthalten die «Konjunktursignale» keine Angaben über die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsregionen. Deshalb werden auch beispielsweise die beiden Konzerte, die Taylor Swift im Juli in Zürich gegeben hat, nicht erwähnt, womit sich diese Prognose von finews.ch erfüllt hat. Im Gegensatz dazu bezieht sich das Beige Book explizit auf die Entwicklung in den US-Wirtschaftsregionen, so dass es der Pop-Star mit ihrem Konzert in Philadelphia in die Juli-Ausgabe geschafft hatte.

Aber wer sucht, der wird mit etwas gutem Willen auch im jüngsten Blue Book fündig, ist doch dort zu lesen: «Die Hotellerie und touristische Verkehrsbetriebe profitieren von einer hohen Zahl von Ferienreisenden, vor allem aus den USA, aber auch aus dem Nahen Osten und Teilen Asiens.» Unter diesen Reisenden dürften etliche Swifties gewesen sein, die zu ihrem Idol pilgerten.