Die Schweizer Weinvielfalt ist eindrücklich. Rebbau wird in allen 26 Kantonen betrieben. Praktisch ausschliesslich auf regionale Tropfen setzt das Culinarium Alpinum in Stans. Es ist Hotel, Restaurant und Tagungsort zugleich – und einen Ausflug wert, findet finews.ch-Weinredaktor Peter Keller.
Haben Sie schon einmal einen Blauburgunder aus dem Nidwaldner Hauptort Stans versucht? Oder einen Piwi-Wein aus luzernischen Meggen? Wohl eher nicht. Oder kennen Sie den Weinbau Ottiger? Es ist eines der besten Weingüter der Innerschweiz, liegt in Kastanienbaum nahe Luzern und wird seit kurzem von den beiden Jungwinzer Kevin Studer und Dennis Koch geführt. Sie haben den renommierten Betrieb von Toni Ottiger übernommen und wollen ihn mit innovativen Ideen zu neuen Höhenflügen führen.
Es gibt einen einzigartigen Ort, wo diese Weine und einige mehr aus der Gegend degustiert und genossen werden können. Die Rede ist vom Culinarium Alpinum in Stans, das sich nicht nur auf regionale Gewächse, sondern auch auf entsprechende Lebensmittel fokussiert.
Ehemaliges Kloster
Hotel und Restaurant in Stans (Bild: Timo Schwach, zvg)
Das Hotel und Restaurant befindet sich in einem ehemaligen Kapuzinerkloster. Die Betreiber verfolgen die Vision, seinerzeit initiiert vom Journalisten Dominik Flammer, das kulinarische Erbe der Alpen zu erhalten und nicht zuletzt entsprechendes Wissen zu vermitteln.
Dafür bietet sich der ehemalige Klostergarten geradezu als perfektes Gelände an. Er ist ein Eldorado für Obstbäume und Beeren. Nicht weniger als 250 verschiedene Sorten, auch weniger bekannte, werden gehegt und gepflegt. Dazu kommen allerlei Kräuter. Wer durch die «Essbare Landschaft» spaziert, darf ungeniert verkosten, denn der Garten ist öffentlich zugänglich und lädt zum Verweilen an.
Gemütliche Terrasse
Am schönsten lässt sich freilich im stilvoll eingerichteten Restaurant oder, bei sonnigem Wetter, auf der gemütlichen Terrasse geniessen. Weinmässig könnte man etwa den fruchtig-eleganten Stanser Blauburgunder 2022 vom Weinbau Bergli (75 Franken) versuchen. Von dieser Spezialität werden je nach Jahr lediglich gut 700 bis 800 Flaschen abgefüllt.
Eine Alternative ist der Maréchal/Divico 2022 des Bioweinguts Sitenrain aus Meggen. Die Cuvée besteht aus zwei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, sogenannten Piwis. Der Familienbetrieb, geführt von Nora Breitschmid, hegt und pflegt ausschliesslich solche Sorten, die weniger gespritzt werden müssen als konventionelle Varietäten.
Wer es perlend mag, versucht den Rosé-Schaumwein aus Souvignier Gris und Merlot des Guts Weingärtli in Ennetbürgen NW. Klar: Es gibt auf der rund 60 Positionen umfassenden Weinkarte vereinzelt auch Crus aus dem Südtirol und Österreich. Diese gehören schliesslich auch zum Alpenraum.
Frostharte Pflanze
Tavolata (Bild: Timo Schwach, zvg)
Zu feinen Weinen passt ein gepflegtes Essen. Diesbezüglich lässt das Culinarium Alpinum, das Mitglied bei den Swiss Historic Hotels ist, keine Wünsche offen. Das Konzept ist klar fokussiert: Im Zentrum stehen regionale, nachhaltig erzeugte Lebensmittel von Kleinproduzenten der Gegend.
Olivenöl oder Zitronen haben bei uns nichts zu suchen, erklärt Gastgeber Peter Durrer die Philosophie. Statt letzteren wird in Stans etwa auf Yuzu gesetzt, eine frostharte Pflanze, die bestens gedeiht.
Nach dem Kuchen fragen
Highlight der Menükarte ist die abends angebotene Tavolata. Man wählt je nach Hunger drei, vier Vorspeisen, Hauptgänge und Desserts aus. Und teilt diese am Tisch. Beispiele gefällig? Ein feines Roastbeef mit Liebstöckel-Mayonnaise, ein Zucchetti-Mosaik mit Geissfrischkäse und Minzpesto, gebratene Felchen aus dem Vierwaldstättersee mit Zitronen-Verveine-Sauce und Krautstiel oder ein Hacktätschli vom Luzerner Bio-Schaf mit Bohnencrème und Kräutersalsa. Alles sorgfältig und schmackhaft gekocht.
Tipp für den Dessert: nach dem Kuchen fragen, welcher der Koch-Lehrling kreiert. Und wer nicht mehr nach Hause fahren will, hat die Möglichkeit, in neinem der 14 stilvollen Hotelzimmer zu übernachten.