In ihrem jüngsten Jahreswirtschaftsbericht weist die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf zahlreiche Risiken für die Weltwirtschaft und das Finanzsystem hin.

«So weit, so gut...», lautet die Überschrift zur Einleitung des Jahreswirtschaftsberichts 2024, den die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Sonntag veröffentlicht hat. Die «Bank der Zentralbanken» mit Sitz in Basel begnügt sich darin aber nicht damit, das in den letzten Monaten von schweren Krisen verschonte Geschehen in den Volkswirtschaften und an den Finanzmärkten abzubilden, sondern wird erneut ihrem traditionellen Ruf als scharfe Beobachterin und kluge Mahnerin gerecht.

Trotz der Kombination höherer Zinsen und hoher Verschuldung sowie überzogener Bewertungen im Privatsektor sei bislang überraschend wenig passiert, hält die BIZ fest, die mit einem Anstieg der Kreditausfälle rechnet. Es bestünden weiterhin erhebliche Risiken für das Bankensystem, beispielsweise im Zusammenhang mit dem Geschäftsliegenschaftenmarkt oder den privaten Kreditmärkten.

Illusion eines schuldenfinanzierten Wachstumsmodells

Für die Gesamtwirtschaft besonders kritisch schätzt die BIZ die Entwicklung der öffentlichen Verschuldung und das schwache Produktivitätswachstum ein. Die öffentlichen Finanzen bildeten «eine der grössten Bedrohungen für die makroökonomische und finanzielle Stabilität auf mittlere bis längere Sicht». 

«Nur Strukturreformen können die Produktivitätssteigerungen bewirken, die für ein höheres nachhaltiges Wachstum erforderlich sind. Die Anerkennung dieses Punktes erfordert wiederum ein umfassendes Umdenken, um die tief verwurzelte Wachstumsillusion zu zerstören, die dem schuldenfinanzierten Modell zugrunde liegt, auf das sich die Welt de facto schon zu lange verlassen hat», halten die Verfasser des Berichts an die Adresse der Wirtschafts- und Fiskalpolitiker fest.

Vorsicht vor lockerer Geldpolitik

Obschon es den Zentralbanken gelungen ist, die Inflationswelle zu brechen, ist die BIZ auch mit der Geldpolitik nicht nur zufrieden. Es wäre unvorsichtig, Leitzinsen allein aufgrund der Annahme zu senken, natürliche Zins (Gleichgewichtszins) befinde sich weiterhin auf dem vor der Inflation vermuteten tiefen Niveau. Bei den längerfristigen Lehren aus dem jüngsten Inflationsschub betont die BIZ (nicht zum ersten Mal) die Grenzen einer aussergewöhnlich langen und starken Phase der geldpolitischen Lockerung.

In ihrem Bericht beschäftigt sich die BIZ auch mit den Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf die Geldpolitik. Künstliche Intelligenz kann zum einen die Wirtschaft verändern und zum anderen den Zentralbanken als Technologie insbesondere für Prognosen dienen.