Kommt die Krypto-Welt nach den massiven Verwerfungen der vergangenen Wochen wieder auf die Beine? Damit befassten sich die hochkarätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am erstmaligen «Point Zero Forum» in Zürich.
Die Krypto-Welt ist derzeit mit dem wohl grössten Gegenwind seit Bestehen konfrontiert. Die digitalen Vermögensverwerte haben in den vergangenen Wochen angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen massiv an Wert verloren. Vor diesem Hintergrund findet das erstmalige «Point Zero Forum» von dieser Woche in Zürich zu einem denkwürdigen Zeitpunkt statt.
Der Anlass wird von der Schweiz und Singapur gemeinsam organisiert; beides Länder, die schon vor einigen Jahren die Themen Fintech, Digitalisierung, Bitcoin und Blockchain aufgegriffen haben. Das dreitägige «Point Zero Forum» im «The Circle» am Flughafen Zürich versteht sich als Pendant zum «Singapore Fintech Festival», das jeweils im November im tropischen Stadtstaat veranstaltet wird und der grösste Anlass seiner Art in Asien ist.
Auf dem falschen Fuss erwischt
Panel mit Sopnendu Mohanty, Brad Garlinghouse, Kris Marszalek und Daniela Stoffel (von links)
Vordergründig war am Mittwoch in Zürich tatsächlich nicht viel Raum für Euphorie in Sachen Krypto geboten. Die Preisrückgänge in vielen digitalen Assets haben eine Menge (Klein-)Anlegerinnen und -anleger auf dem falschen Fuss erwischt. Und es könnte noch schlimmer kommen, wie Brad Garlinghouse im ersten Panel-Gespräch warnte.
Der CEO des Zahlungsnetzwerks Ripple erklärte, dass die grosse Mehrheit der Tokens über kurz oder lang verschwinden werde, weil sie keinen Nutzen hätten. Vielmehr seien sie den Social-Media-Launen von Spekulanten wie Elon Musk ausgeliefert. Trotzdem ist Garlinghouse überzeugt, dass die Technologien, insbesondere Blockchain, nicht mehr wegzudenken seien. Denn mittlerweile seien genügend Talente, genügend Kapital und Zeit vorhanden, um diese Branche seriös weiterzuentwickeln. «Das stellt niemand mehr infrage», betonte der Ripple-Chef.
Zyklische Natur der Kryptomärkte
Ein Bärenmarkt, wie er derzeit herrsche, sei das Beste, um neu zu starten, betonte auch der stellvertretende Premierminister Singapurs, Heng Swee Keat, in seiner Video-Ansprache (Bild oben), da er aufgrund einer Covid-Erkrankung selbst nicht hatte nach Zürich reisen können. Er betonte, dass sich damit auch die zyklische Natur der Krypto-Märkte. Statt zu spekulieren sei es nun wichtiger, den Fokus auf die Nutzbarkeit der neuen Technologien zu richten.
Heng Swee Keat lobte zudem die seit rund fünf Jahren bestehende, enge Zusammenarbeit zwischen Singapur und der Schweiz im Fintech-Bereich. Beide Länder seien zwar klein, verfügten jedoch über bedeutende Finanzplätze und grosse Ambitionen, auf diesem Gebiet zu reüssieren. Dabei plädierte er dafür, mit den Mitteln der Digitalisierung die Nachhaltigkeit im Finanzsektor weiter voranzutreiben, so dass ESG-Kriterien auch tatsächlich solche seien.
Kampf dem Greenwashing mit Künstlicher Intelligenz
Er spielte dabei auf das Problem des «Greenwashing» an, wonach «grüne» Finanzprodukte recht eigentlich gar nicht «grün» seien. Welches Ausmass diese Thematik hat, zeigt sich auch darin, dass die US-Analysefirma Morningstar unlängst rund 1'200 Fonds aus ihrem Universum aussortierte, weil sie ihren Nachhaltigkeitskriterien nicht gerecht würden.
Mit Künstlicher Intelligenz, digitalen Plattformen sowie klaren Regulatorien will Singapur dieses Problem in den Griff kriegen – und hofft dabei auf die Unterstützung der Schweiz.