Schweizer Pensionskassen zeigen in der Performance enorme Leistungsunterschiede. Vielen Vorsorgewerken fehlt es an Risikofähigkeit. Fakt ist auch, dass der Einfluss der Asset Manager geschwunden ist.
Es ist ein alter politischer Zopf – aber deswegen ist er nicht weniger von elementarer Bedeutung: In der Beruflichen Vorsorge in der Schweiz stimmen die Parameter seit längerem nicht mehr. Das Zinsniveau führt zu einer tieferen Verzinsung des Alterskapitals. Die aktiv Versicherten finanzieren die mit einem zu hohen Umwandlungssatz von 6,8 Prozent berechneten Ausschüttungen an die Renter.
Da bislang sämtliche politischen Lösungen, im Schweizer Vorsorgesystem die ökonomischen Realitäten wiederherzustellen, gescheitert sind, hat sich in den vergangenen Jahren der Fokus verstärkt auch auf die Pensionskassen, ihre Risikofähigkeit und ihre Anlageperformance gewendet.
Relevanz des «Dritten Beitragszahlers»
Der «Dritte Beitragszahler», also die erzielten Anlagerenditen auf dem Vorsorgekapital, hat einen immensen Einfluss auf die effektive Verzinsung. Die am Dienstag veröffentlichte Schweizer Pensionskassenstudie 2021 von Swisscanto, dem Asset-Management-Arm der Zürcher Kantonalbank, hat die Relevanz der Anlageperformance in den Pensionskassen erneut deutlich aufgezeigt.
Swisscanto-Chef Iwan Deplazes sagte es deutlich: «Das A und O bei den Pensionskassen ist ihre Risikofähigkeit.» Würden die Pensionskassen keine Risikoprämien erzielen, käme der Umwandlungssatz bei 4 Prozent zu liegen.
Es zeigen sich tiefe Gräben
Die Brisanz der Risikofähigkeit demonstrierten Ergebnisse der Studie, an der 514 Vorsorgeeinrichtungen mit rund 777 Milliarden Franken Vermögen teilgenommen haben; das sind rund 80 Prozent des gesamten Schweizer Vorsorgekapitals.
Die durchschnittliche Rendite der Pensionskassen lag 2020 bei 3,97 Prozent, was angesichts der geltenden Anlagerichtlinien ganz ordentlich ist (der MSCI World Index legte 15,9 Prozent zu). Doch innerhalb des PK-Universums tun sich Gräben auf: Die beste Kasse erzielte 12,3 Prozent, die schlechteste ein Minus von 6,5 Prozent Performance.
Grundsätzlich, so ein bereits bekanntes Ergebnis, performten grosse Pensionskassen mit mehr als 500 Millionen Franken über die letzten zehn Jahre mit durchschnittlich 4,57 Prozent pro Jahr besser als Kleine mit 4,27 Prozent.
Je besser die Performance, desto fitter die PK
Die Gründe hierfür liegen auch in der Risikofähigkeit, welche die Anlagestrategie definiert. Theoretisch müssten Pensionskassen hohe Risikoprämien anvisieren, um entsprechend bessere Performances erzielen zu können.
Bessere Performance wiederum fördert die Fitness der Pensionskassen insgesamt, wie Deplazes ausführte: Höhere Deckungsgrade und Wertschwankungs-Reserven, bessere Verzinsung der Guthaben und Umwandlungssätze.
Asset Manager in der Execution-Rolle
Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Asset Manager sich für den «Dritten Beitragszahler» stark macht: Anbieter wie Swisscanto verdienen, indem sie Anlagestrategien und -Produkte zu verkaufen.
In diesem Bereich haben in den vergangenen Jahren enorme Verschiebungen stattgefunden. Die Professionalisierung in den PK-Stiftungsräten führte dazu, dass Asset Manager im Strategieprozess in die Rolle der Ausführenden gedrängt werden. Der Mega-Trend zu günstigen Indexprodukten hat diese Execution-Rolle der Asset Manager noch verstärkt.
Passiv investieren, ohne Ziele
Sie sind an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Aktive Manager haben in der Vergangenheit die Anlageziele zu oft verfehlt, und die Pensionskassen bezahlten viel Geld für Underperformance. Dies führte in den Pensionskassen zu einem Umdenken: Anstatt den Fokus auf die Performance zu legen, rückten die Verwaltungskosten in den Vordergrund. Mit dem Ergebnis, dass vielfach nun «passiv» in kapitalgewichtete Standard-Indizes investiert wird.
Punkto Performance kann so nur ein Marktdurchschnitt herauskommen. Der für das gesamte Schweizer Vorsorgessystem wichtige «Dritte Beitragszahler» bliebe damit ein schwaches Glied.
Der wichtige Kampf um jeden Basispunkt
Den Pensionskassen fehlt es möglicherweise am wichtigen Asset-Manager-Gen, um jeden Basispunkt zu kämpfen, was bei einem Gesamtkapital von rund 1 Billion Franken ein Kampf um Milliarden ist.
Fakt ist beispielsweise, dass in den Schweizer Pensionskassen das Performance-Potenzial in den Finanzmärkten kontinuierlich unterschätzt wird, was zu einer defensiveren Anlagepolitik mit Indexprodukten führt.
Aus Deplazes spricht wieder der Asset Manager, wenn er feststellt: «Es hätte sich in den letzten Jahren für Institutionelle Investoren gelohnt, aktiver zu investieren.»