Überraschend klare Worte findet Anne Richards, die Chefin des Vermögensverwalters Fidelity International, für die jüngsten Vorfälle auf dem Schweizer Finanzplatz.
Die Debakel der Credit Suisse im Zusammenhang mit Greensill Capital und Archegos sorgen in breiten Kreisen der internationalen Finanzbranche für Unmut. So auch bei Anne Richards, der Chefin des britischen Vermögensverwalters Fidelity International. In einem Interview mit der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig) vom (heutigen) Mittwoch erklärte sie: «So etwas macht mich krank. Die Regulierungsbehörden und die guten Unternehmen arbeiten wirklich hart, um sicherzustellen, dass es in unserem Sektor keine schlechten Betreiber gibt.»
Umso mehr ärgert sie sich über die jüngsten Vorfälle in der Branche wie beispielsweise bei der Credit Suisse. Grundsätzlich gehe es um den respektvollen Umgang mit Geld. Daran mangle es der Finanzindustrie immer wieder. Archegos und Greensill seien nur zwei Beispiele.
Billiges Geld
Richards räumt zwar ein, dass auch Fidelity International nicht immun gegen Risiken sei, die da Geschäft mit sich bringe. «Aber wir haben die meisten grossen Skandale erfolgreich umschifft. Wir sind grundsätzlich sehr konservativ und haben kaum Leverage in unseren Portfolios. Ausserdem sind unsere internen Systeme darauf ausgelegt, uns schon früh Warnsignale zu geben», sagt die Schottin, die seit bald 30 Jahren in der Finanzbranche tätig ist. Man dürfe jedoch nie selbstgefällig sein und denken, dass einem so etwas nie passieren könne.
Die Probleme mancher Vermögensverwalter sieht sie im billigen Geld der Zentralbanken, das die Möglichkeit biete, dass sich im System ein Leverage aufbaue und beträchtliche Positionen angehäuft würden. Gehe dann etwas schief, seien die Positionen sehr exponiert.
Kleiner Trost
Der regulatorische Rahmen, der die Branche vor solchen Zusammenbrüchen schützen sollte, sei klar definiert, erklärt Richards und folgert daraus: «Alles dahinter ist Niemandsland, und leider wird es immer Unternehmen geben, die in diesem Bereich tätig sind. Es ist ein kleiner Trost, dass es trotz der jüngsten Geschehnisse keine systemischen Konsequenzen gab.»