Zwei Drittel der unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz sind der Meinung, dass Kryptowährungen nicht in ein Kundendepot gehören. Sie setzen stattdessen auf Aktien und konnten in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ihre verwalteten Vermögens deutlich steigern.
Obschon die Nachfrage nach Bitcoin unaufhaltsam steigt, haben die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz eine klare Meinung zu Kryptowährungen. Zwei Drittel von ihnen sind der Ansicht, dass diese Vermögenswerte nicht in ein Kundendepot gehören. Demgegenüber planen lediglich 16 Prozent der Befragten, eine Allokation für ihre Kunden vorzunehmen (vgl. nachstehende Grafik).
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Immerhin sind schon 18 Prozent in Kryptowährungen investiert. Dies geht aus dem neusten Aquila-Vermögensverwalter-Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen und Einschätzungen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich fast 150 Firmen.
Eine Herausforderungen für jeden Vermögensverwalter
«Für Vermögensverwalter ist es heute wichtig, das Risikoprofil seiner Kunden unter dem Gesichtspunkt von Kryptowährungen neu zu überprüfen», sagt Gerd Lehner, Geschäftsführer von Delta Coaching, «ist diese digitale Währung eher ein schwer zu kalkulierendes Risiko, oder wird diese Anlageklasse in Anbetracht der Unsicherheit der Währungen zu einem Stabilitätsfaktor im Portfolio?»
Das ist eine Herausforderung, die jeder Vermögensverwalter individuell mit seinem Kunden klären muss. Und das alles neben Corona und den behördlichen Anforderungen», stellt Lehner fest.
Erhebliche Neugeldzuflüsse
Die Frage nach der richtigen Vermögensaufteilung ist wichtig, zumal 63 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter in den vergangenen sechs Monaten ihre verwalteten Vermögen steigern konnten. Nur gerade 7 Prozent verzeichneten einen Rückgang, während die Depots bei den übrigen 30 Prozent stabil blieben. Hauptgrund für die Wertvermehrung waren die anhaltend guten Börsen sowie bei 30 Prozent der Befragten auch erhebliche Neugeldzuflüsse (vgl. Grafik).
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Die Vermögensverwalter geben sich zuversichtlich, dass die Börsen auch in den kommenden zwölf Monaten steigen werden. Und unter diesen Prämissen setzen sie noch verstärkt auf Aktien. So haben sie diesen Anteil auf nunmehr 50,3 Prozent (im vorherigen Quartal: 45,6 Prozent) erhöht. Dies zu Lasten von Alternativen Anlagen, die jetzt noch 11,8 Prozent (Vorquartal: 14, Prozent), sowie von Obligationen, neu 23,2 Prozent (Vorquartal: 24,0 Prozent).
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Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass 80 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter in den kommenden Monaten von einer Outperformance der Value-Aktien ausgehen. Die grosse Frage für den weiteren Ausblick lautet: Bedeutet der jüngste Anstieg der Inflation eine Zinswende?
Szenario der Finanzrepression erwartet
«Die amerikanische Notenbank (Federal Reserve, Fed) hat im vergangenen Jahr eine sehr erstaunliche Bemerkung gemacht. Man werde noch lange eine steigende Inflation mit einem Nullzinsniveau begleiten wollen. Daher gehen wir davon aus, dass wir uns in den kommenden Jahren auf ein Szenario der Finanzrepression einstellen dürfen: steigende Inflation bei einem Festhalten an der Niedrigzinspolitik», sagt Peter Lippross, Portfolio Manager bei Geneve Invest.
«Ähnlich wie man es in den 1950er-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg beobachten konnte, als die Fed für mehrere Jahre den Zins bei 2,5 Prozent festschrieb, trotz viel höherer Inflation. Auch damals waren die USA durch die Kriegskosten bedingt hochverschuldet», so Lippross.
Mit Blick auf die Jahresmitte erwarten die Umfrageteilnehmer den Swiss Market Index auf einem Wert von 11'082; den Preis für eine Unze Gold auf 1'777 Dollar; die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen auf 1,6825 Prozent sowie einen Euro-Franken-Kurs von 1.1029.
- Der nächste AVI-Index erscheint im April 2021.