Für die Krypto-Branche geht eine besonders schlechte Woche zu Ende: Der Bitcoin hinterliess einmal mehr ratlose Investoren. Und eine Untersuchung zeigt, dass der Krypto-Finanzbereich nach wie vor ein wahrer Tummelplatz für Betrüger ist.
Kryptowährungen haben sich in den Börsenturbulenzen der Corona-Pandemie nicht als sicherer Hafen erwiesen. Bitcoin, Ether und andere solche Leitwährungen brachen Mitte März genauso heftig ein wie die Aktienbörsen.
Und sie erholten sich anschliessend im Gleichtakt, was im Widerspruch steht zu dem gerne kolportieren Argument, dass sie mit den Finanzmärkten unkorreliert seien.
Bitcoin, die mit Abstand am meisten gehandelte und inzwischen auch von einigen institutionellen Anbietern als eigenständige Anlageklasse behandelte Kryptowährung, hinterliess diese Woche viele Investoren ratlos – einmal mehr.
Ein typischer Kursverlauf
Der Bitcoin-Kursverlauf zeigte erneut das sogenannte «Bart Simpson Muster», benannt nach der Frisur der legendären Comic-Figur. Bitcoin hatte Anfang Woche eine starke Aufwärtstendenz gezeigt und nach langem wieder die Marke von 10'000 Dollar gebrochen, um anschliessend genauso rasant wieder abzustürzen. Hart gesottene Bitcoin-Investoren kennen dieses Muster zur Genüge, und Marktexperten erklären schulterzuckend, dies sei halt der typische Kursverlauf in volatilen Zeiten.
Das Problem, das die Volatilität mit sich bringt: Während spekulative Privatkäufer sich daran durchaus erfreuen können, ist eine Anlageklasse mit diesen Eigenschaften für institutionelle Anleger Gift. Sprich: Höhere Markt- und Handelsvolumen, welche die Kryptowährungen für ihre Etablierung als eigenständige Anlageklasse benötigen, werden so verhindert.
Mindestens 1,4 Milliarden Dollar gestohlen
Kommt ein weiterer charakteristischer Aspekt hinzu: Der Kryptofinanz-Bereich ist ein Tummelplatz für Betrüger. Das auf Sicherheitsaspekte in dieser Domäne spezialisierte kalifornische Unternehmen CypherTrace hat errechnet, dass in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres im Krypto-Bereich durch Betrug, Diebstahl und Hacks die Anleger um rund 1,4 Milliarden Dollar erleichtert worden sind.
Der grösste Betrugsfall geschah in China mit Wotoken: Ein Ponzi-Schema, das hohe Renditen mit Hilfe eines von Algorithmen betriebenen Handelssystems versprach – ein Handelssystem, das es nicht gab. Etwa 715'000 Menschen fielen darauf herein und verloren eine Milliarde Dollar.
Steigende Risiken für Banken
Die durch das Coronavirus global ausgelöste Verunsicherung nutzten Betrüger laut CipherTrace, um ihre Opfer in Chatrooms zu locken, wo etwa Corona-Tests gegen Bitcoin verkauft wurden. In einzelnen Fällen seien die Betrüger als Vertreter des Roten Kreuzes aufgetreten, um Spenden zu sammeln.
Vergangenes Jahr beliefen sich die Verluste auf 4,5 Milliarden Dollar, welche Krypto-Anleger an Betrüger verloren. CipherTrace stellt dabei fest, dass gerade Banken einen deutlichen Anstieg an Vermögenswerten verzeichneten, die aus den Krypto-Märkten stammten. Dadurch seien auch die Geldwäscherei- und Terrorismusfinanzierungs-Risiken gestiegen.
Höhere Volumen ziehen mehr Betrüger an
Kriminalität und Betrügereien begleiten Kryptowährungen, seit sich der Bitcoin zunächst als bevorzugtes Zahlungsmittel von Drogen- und Waffenhändlern im Darknet etabliert hat. Inzwischen hat sich aber auch ein Krypto-Finanzsystem mit seriösen Brokern, Asset Managern und auch Banken etabliert, welche die Kryptowährungen gemeinsam mit Regulatoren von ihrer Anrüchigkeit zu befreien versuchen.
Entsprechend ist die Anwendung von Kryptowährungen als Bezahlungsmittel in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Laut dem CEO von Cipher Trace, Dave Jevans, sind Kryptowährungen das am schnellsten wachsende Bezahlungssystem der Welt und nehmen bereits 7 Prozent Marktanteil ein. Diese steigenden Volumen seien leider auch sehr attraktiv für Betrüger.