Das italienische Software- und Beratungsunternehmen Prometeia, das im Risiko- und Performance-Management für Asset Manager tätig ist, eröffnet ein Büro in der Schweiz. finews.ch sprach mit Senior Manager Carmine Cammarota über seine Erwartungen hierzulande.
Herr Cammarota, Prometeia eröffnet ein Büro in Zürich. Was waren die Überlegungen für den Markteintritt in der Schweiz?
Unser Timing beruht auf der Evaluation unserer Chancen in diesem Geschäft. Angesichts der fortlaufenden Regulierungsbestrebungen, kamen wir zum Schluss, dass nun der Zeitpunkt optimal sei.
Welche Dienstleistungen wollen Sie der Schweizer Finanzbranche konkret anbieten?
Wir sind Spezialisten für Risikomanagement und Vermögensverwaltung. In den vergangenen 45 Jahren haben wir ein Portfolio an Beratungs-, Software- und Datendienstleistungen entwickelt, mit dem wir das Geschäft vieler Finanzinstitute und dabei vor allem Asset Manager, unterstützen. In der Schweiz wollen wir uns zunächst auf unsere Software «Investment Front Office» sowie auf unsere Datenlösung «PFTPro Suite» konzentrieren.
Was muss man sich darunter vorstellen?
Die PFTPro-Plattform verbindet verschiedene Methoden, Prozesse und Technologien, um Geschäftsziele zu erreichen. Die Module umfassen eine Vielzahl von Funktionen für die Erstellung von Profilen, Analysen, Portfolio-Konstruktionen, Rebalancing, Überwachung und Berichterstattung. Im Verbund garantieren die Module eine vollständige Abdeckung der Front-Office-Prozesse.
«Finanzinstitute einschliesslich Vermögensverwalter, Banken und Versicherer sind unsere Zielkundschaft»
Die Datenkomponente der PFTPro Suite bietet einen Risiko- und Finanzanalyse-Datenfeed für einzelne Instrumente und Portfolios. Bei jeder Initiative arbeiten wir mit dem jeweiligen Kunden eng zusammen. So stellen wir sicher, dass das Projekt vom Kick-off bis zum Go-Live reibungslos verläuft und einen Mehrwert liefert. Im Asset-Management-Welt bieten wir eine Plattform, die als interaktives Online-Tool für Benchmarking, Vergleiche und Marktanalysen dient.
Welche Kunden wollen Sie ansprechen?
Finanzinstitute einschliesslich Banken, Vermögensverwalter und Versicherer.
Der Banken-Software-Markt ist bereits riesig. Was kann Prometeia als Mehrwert bieten, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen?
Wir unterstützen unsere Kunden über den gesamten Projektzyklus hinweg. Darüber hinaus profitieren sie von unserer umfangreichen Expertise, die wir über all die Jahre gewonnen haben, insbesondere was die operationelle Tätigkeit sowie die Regulierung von Vermögensverwaltern anbelangt.
«Die damals vorherrschende Unsicherheit schuf einen akuten Bedarf an makroökonomischen Prognosen»
Kurzum, wir verstehen den Markt, in dem die Vermögensverwalter tätig sind, sowie die daraus resultierenden Bedürfnisse. Das fliesst fortlaufend in das Weiterentwicklung und in die Innovation unserer Plattform ein.
Prometeia ist hierzulande wenig bekannt. Wer steht hinter dem Unternehmen?
Vor nunmehr 50 Jahren lud der Nobelpreis-Träger Lawrence Klein eine Gruppe junger Professoren der Universität Bologna dazu ein, an seinem Projekt namens Link zur Modellierung der Weltwirtschaft mitzumachen. Fünf Jahre später gründeten diese Akademiker nach dem Ausbruch der Ölkrise Prometeia – damals noch ein gemeinnütziger ökonomischer Think Tank. Die damals vorherrschende Unsicherheit schuf einen akuten Bedarf an makroökonomischen Prognosen aller Art, auf diese sich die Leute um Prometeia zunehmend spezialisierten.
Wie ging’s dann weiter?
In den frühen 1980er Jahren gliederten einige Professoren ein gewinnorientiertes Unternehmen aus dem Anfangsprojekt heraus, um dem Finanzsektor Zugang zu diesen hochspezialisierten Daten und Kompetenzen in Form von technischen Dienstleistungen zu verschaffen.
«Der Finanzplatz Schweiz befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel»
Über die Jahre hat sich Prometeia zum führenden Anbieter von Dienstleistungen und Technologien im Bereich der Risiko- und Vermögensverwaltung entwickelt.
Wo werden Sie von Zürich aus Ihre Prioritäten setzen?
Vorerst geht es darum, die Expertise von Prometeia in der Schweiz bekannt zu machen und der hiesigen Branche die Möglichkeit zu geben, von unserer Erfahrung mit der europäischen Regulierung (MiFID II, IDD, PRIIPS) zu profitieren.
Wie beurteilen Sie den Finanzplatz Schweiz?
Der Finanzplatz Schweiz befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der von mehr Transparenz, verschärftem Wettbewerb, veränderten Kundenerwartungen und stärkerem regulatorischem Druck beeinflusst wird. In ihrer langen Geschichte ist es der Branche immer wieder gelungen, sich anzupassen, sich zu widersetzen und letztlich weiter zu gedeihen. Da sehe ich keine Veränderung.
«Erlauben Sie mir einen Vergleich zwischen meiner Arbeit und meinem Lieblingssport Rudern»
Die politische Stabilität, die auf einem soliden und einvernehmlich demokratischen Ansatz beruht, sowie das ausgezeichnete Bildungssystem, der internationale und innovative Geist der Bevölkerung, all das, hat zur Grösse und Bedeutung beigetragen. Das wird die Entwicklung weiter fördern. Dies ist auch mit ein Grund, weshalb sich Prometeia in diesem Markt engagieren will.
Was sind Ihre persönlichen Interessen?
Erlauben Sie mir einen Vergleich zwischen meiner Arbeit und meinem Lieblingssport Rudern. Ich denke, Sie wissen, dass es mehrere Arten von Booten gibt: den Einer, den Zweier, den Vierer und den Achter. Wenn ich einen Einzelsieg sehe, freue ich mich für den Athleten.
«Diese Erfahrungen versuche ich, auf meinen Arbeitsalltag zu übertragen»
Beim Sieg eines Achters geht alles noch einen Schritt weiter. Denn da haben alle acht Sportler gemeinsam im gleichen Rhythmus und mit der gleichen Entschlossenheit etwas Gemeinsames erreicht. Das ist unvergleichlich.
Diese Erfahrungen versuche ich, auf meinen Arbeitsalltag zu übertragen, nämlich Ziele zu erreichen, indem ein Team entschlossen in die gleiche Richtung geht, gemeinsam Hindernisse überwindet und Lösungen findet.
Carmine Cammarota verfügt über 25 Jahre an Erfahrung in der Banken-IT-Branche. Nach seinem Informatik-Studium an der ETH Zürich leitete er verschiedene Projekte bei einer Schweizer Bank. Gleichzeitig setzte er sein Studium mit dem Abschluss eines Masterstudiengangs in Betriebswirtschaftslehre fort. Nach weiteren beruflichen Erfahrungen übernahm er Führungsaufgaben zuerst bei Bloomberg Schweiz und später bei B-Source; letzteres ein Unternehmen, das von Avaloq Sourcing Schweiz übernommen wurde. Im Verlauf seiner jüngsten, 11-jährigen Tätigkeit im Banken-Outsourcing für Banken hat er die Schweizer Finanzbranche sehr gut kennengelernt.