Meret Gaugler: «Die Likes zu zählen, ist schon hilfreich»

Wie nutzen Portfoliomanager moderne Technologien im Investmentprozess? Meret Gaugler von Lombard Odier sagt im Interview mit finews.ch-TV, der Mehrwert von Algorithmen sei zu hinterfragen.

Themenfonds erleben bei Banken und Vermögensverwaltern eine neue Blüte. Einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage bemerkt auch Meret Gaugler, die bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM) den «Golden Age»-Fonds managt. Wenn das Wirtschaftswachstum nachlässt, schwenken Anleger vermehrt auf Themenfonds und Megatrends um, begründet sie im Interview mit finews.ch-TV diese Rotationen.

Sie und ihr Investmentteam setzen mit dem «Golden Age»-Fonds auf den Megatrend der demografischen Entwicklung und der Umwälzungen, welche diese mit sich bringt. Seit Gaugler den Fonds im Jahr 2012 übernommen hat, habe dieser eine «absolute Performance von 100 Prozent erzielt und das Volumen habe sich vervierfacht», sagt die Investmentexpertin.

Potenzial von 3 bis 4 Milliarden Franken

Ausgehend von den derzeit 800 Millionen Franken im Fonds sieht sie ein Potenzial von 3 bis 4 Milliarden Franken. Zum Investmentprozess sagt Gaugler, die Nähe zu den Unternehmen sei nach wie vor der Schlüssel zum Erfolg, wobei ihr Team selektiv auch vermehrt auf Technologie setze, um die Performance zu verbessern.

«Nehmen Sie den Kosmetikhersteller Estée Lauder: Jeweils vor den Quartalszahlen werten wir die Likes der Markenträger auf Instagram aus, das ist schon hilfreich», sagt Gaugler, die Naturwissenschaften an der Zürcher ETH studiert und an der EPFL in Lausanne einen Doktortitel in Neurowissenschaften erlangt hat.

Lastwagen an der Laderampe

Doch der Einsatz neuer Technologien hat seine Grenzen. Gaugler könnte ja auch über Satellitenbilder die Lastwagen an den Laderampen zählen. Das tue sie aber nicht, sagt sie. Die Veränderungen in der Anlagewelt beobachtet auch sie und findet, dass «wir den Mehrwert von Algorithmen überdenken sollten». Maschinelles Handeln an den Aktienmärkten sorge für starke kurzfristige Verzerrungen, «doch im Aktienmanagement kommt es auf den Investitionshorizont drauf an», ist sie überzeugt.