Ein Schweizer ist die graue Eminenz im Handel mit Staatsbürgerschaften. Im Interesse des lukrativen Geschäfts sollen sogar Wahlen beeinflusst worden sein.
In 151 Länder kann man mit einem Pass des Karibik-Staats St. Kitts und Nevis ohne Visum reisen. Zu diesen Destinationen gehören die Schweiz und andere europäische Länder, wie der «Henley Passport Index» zeigt.
Für das Beratungsunternehmen Henley & Partners, welches den Index herausgibt, sind das gute Nachrichten. Die vom Schweizer Christian Kälin geführte Firma berät ihre wohlhabenden Kunden dabei, ihren Wohnort und ihre Staatsbürgerschaft zu optimieren.
In die andere Richtung berät das Unternehmen auch Länder dazu, wie sie die Staatsbürgerschaft zu Geld machen können.
Doppelt so viele Destinationen
St. Kitts und Nevis ist eine der Destinationen, in der ein zahlungskräftiger Ausländer vermittels einer grosszügigen Spende zum Staatsbürger werden kann. Für einen Chinesen verdoppelt sich so die Anzahl der Länder, in die er ohne Visum einreisen darf. Kein Wunder also, dass Kälin (Bild links) ein grosses Interesse an einem für sein Geschäft förderlichen politischen Umfeld hat. Um dieses zu gewährleisten, hat er sich mit einem berüchtigten Polit-Berater eingelassen, schreibt die britische Zeitung «The Guardian».
Cambridge Analytica
Alexander Nix, der spätere Chef von Cambridge Analytica, arbeitete im Jahr 2010 für das Unternehmen Strategic Communications Laboratories. In dieser Funktion weibelte er in St. Kitts für die Wiederwahl des Premierministers Denzil Douglas.
Der Vorwurf an Kälin: Er soll die teuren Berater finanziert haben, um Henley weiterhin ein angenehmes Umfeld zu sichern. Der in London wohnhafte Schweizer dementierte diese Behauptung gegenüber dem «Guardian».
Er habe Nix lediglich Leute vorgestellt, das sei Teil seines Pflichtenhefts als Schweizer Honorarkonsul des Karibikstaats gewesen. Ausserdem sei es legitim, dass er ein Interesse an den Wahlen gehabt habe.
Henley floriert weiter
Während Nix und seine Firma mittlerweile über den Facebook-Datenskandal gestolpert sind, läuft es für Henley weiterhin gut. Das Unternehmen berät mittlerweile auch die Regierung von Malta. Diese Beziehung sorgt derzeit über Malta hinaus für Schlagzeilen.
Eine Staatsbürgerschaft der Mittelmeerinsel bietet deutlich mehr Vorteile als diejenige von St. Kitts und Nevis. Entsprechend lukrativer dürfte das Geschäft dort sein.