Der Gründer des VZ Vermögenszentrums, Matthias Reinhart, bereitet seine Nachfolge an der Unternehmensspitze vor, er würde aber gerne noch nach Grossbritannien expandieren.
Ein Vierteljahrhundert nach seiner Gründung beschäftigt das Finanzunternehmen mit dem Kürzel «VZ» rund 1'000 Personen an 30 Standorten und bringt es auf einen Börsenwert von 2,5 Milliarden Franken. Mit einem Anteil von 61 Prozent ist Firmengründer Matthias Reinhart der grösste Aktionär. Damit sei er ein Garant für ein nachhaltiges Wachstum, sagte er der «NZZ am Sonntag» am vergangenen Wochenende in einem Interview (Artikel bezahlpflichtig).
Seinen CEO-Posten will er in absehbarer Zeit einem Nachfolger übergeben. «Jetzt sind wir dabei, die ordentliche Stabsübergabe vorzubereiten. Die Idee ist, dass ich zu gegebener Zeit die operative Verantwortung abgebe und auf das Präsidium des Verwaltungsrats fokussiere», sagt er in den Artikel.
Gewagte Akquisitionen
Im Durchschnitt blieben die CEO vieler Firmen lediglich vier bis fünf Jahre in ihrem Amt. Dadurch würden sie vielfach kurzfristige Entscheidungen treffen und gingen zu hohe Risiken ein, zum Beispiel mit gewagten Akquisitionen.
«Die meisten Zukäufe bringen langfristig keinen Erfolg. Dagegen ist das VZ stets organisch gewachsen, auch wenn das hohe Investitionen und Geduld erfordert», so der 58-jährige Spross der Winterthurer Reinhat-Dynastie, die das legendäre Handelshaus Volkart besass.
Von Deutschland nach Österreich
Offenbar hat sich diese Strategie bislang aber ausbezahlt – auch im Ausland. Denn, wie der Unternehmer weiter ausführt, sei die VZ-Plattform in Deutschland seit geraumer Zeit profitabel und könnte durchaus dazu verwendet werden, weiter nach Österreich zu expandieren.
Doch Reinhart hat noch Grösseres im Sinn, wie er verrät: «Interessant wäre für uns auch der Schritt nach Grossbritannien, weil das Land wie die Schweiz eine gut ausgebaute berufliche Vorsorge hat.»
Schlechte Noten für die Banken
Hart ins Gericht geht Reinhart mit den Schweizer Banken. Sie seien lange Jahre extrem verwöhnt worden. «Das Geld wurde nicht durch eine besondere Leistung verdient, sondern floss dank dem Bankgeheimnis in die Schweiz. So waren die Banken vor einem intensiven Wettbewerb geschützt. Dieser Strukturwandel wird jetzt nachgeholt. Doch geht er meines Erachtens viel zu langsam», sagt er.
Umgekehrt stellt Reinhart aber auch fest, dass viele Kunden noch immer viel zu wenig preissensitiv seien. «Bei der Krankenkasse sehen sie jeden Monat, welche Prämie sie mit ihrem Einzahlungsschein bezahlen. Bei der Bank dagegen sehen die Kunden nie eine Rechnung, sondern die Gebühren werden direkt vom Konto abgebucht, so dass man es meistens nicht bemerkt, stellt der Unternehmer fest.