Die Schweiz ist in mancher Hinsicht ein Paradies für ausländische Arbeitnehmer – sogenannte Expats. Aber offenbar nur, wenn sie ohne ihre Familien kommen.
Zum dritten Mal hat der britische-chinesische Finanzkonzern HSBC seine Expat-Studie veröffentlicht und darin bestimmt, welches Land die besten Bedingungen für Expats bietet, für ausländische Arbeitnehmer.
Zum dritten Mal hintereinander haben die über 27'000 befragten Expats Singapur als den besten Ort zum Leben und Arbeiten bestimmt. Und zum dritten Mal war die Schweiz in einer Kategorie die beliebteste: Wirtschaftlichkeit.
Expats machen Lohnsprung
Das ist kein Wunder: Expats verdienen in der Schweiz ein durchschnittliches Jahressalär von 193'000 Dollar. Damit stiegen die Expat-Löhne hierzulande innert Jahresfrist um 5'000 Dollar an. Die Schweiz bietet damit die mit Abstand besten Lohnbedingungen für Expats weltweit. An zweiter Stelle liegt Indien mit 176'000 Dollar, gefolgt von China mit 171'000 Dollar.
Die Schweiz als Magnet für Expats – das lässt sich an einer weiteren Zahl festmachen. Ein Expat, der in die Schweiz kommt, erreicht in der Regel eine Verbesserung seines bisherigen Einkommens um 54 Prozent. Auch dies ist ein Spitzenwert – einzig ein Umzug nach Saudi-Arabien bringt einen noch höheren Lohnsprung von 58 Prozent.
Im Gesamt-Ranking aus den Top Ten gefallen
Den Sieg der Schweiz in der Kategorie Wirtschaftlichkeit machen auch ihre politische und wirtschaftliche Stabilität aus. Die befragten Expats gaben hierzu die höchsten Werte ab.
Hier endet aber die Liebe der Expats: Denn im gesamt Ranking ist die Schweiz bei den Expats in diesem Jahr aus den Top Ten gefallen, hinter die Vereinigten Arabische Emirate und Österreich. Auch Deutschland und die Niederlanden sind beliebter wie auch die skandinavischen Länder Norwegen und Schweden.
Der Grund dafür liegt darin, wie die Expats das Land sonst erfahren: Und hier ist die Schweiz globales biederes Mittelmass. Bezüglich Lebensqualität, soziale Integration (oder andersherum: Zugänglichkeit der Schweizer) und Wohnen liegt die Schweiz auf Rang 28. Noch schlechter ist der Score in der Kategorie Familie.
Hier mussten die befragten Expats neun Fragen zu Aspekten des Familienlebens in der Schweiz beantworten, zu sozialen Kontakten, Bildung und Kinderbetreuung und zu den Schwierigkeiten, Kinder in der Schweiz aufzuziehen.
Kenya und Philippinen sind familienfreundlicher
Die Schweiz erreicht hier noch den 35. Rang. Besser werden die Bedingungen für Expat-Familien beispielsweise in der Türkei, in Kenya oder auf den Philippinen eingeschätzt. Ganz vorne liegen in dieser Kategorie die Niederlande, Schweden, Singapur, Norwegen und Deutschland.
Ein vertiefter Blick auf das Scoring zeigt eine äusserst ambivalente Haltung der Expats gegenüber der Schweiz: Sie schätzen die dicke Lohntüte und die wirtschaftlichen Perspektiven und den Lifestyle, den sie sich damit leisten können.
Doch fühlen sich Expats in der Schweiz so alleine wie sonst kaum irgendwo auf der Welt: Bezüglich soziale Kontakte und Offenheit platzierten sie die Schweiz auf Rang 44 von 46. Das Fazit hat sich im Vergleich zu den vorangegangenen Expat-Studie nochmals erhärtet: Die Schweiz ist für Expats ein toller Ort zum Arbeiten. Familien- und Sozialleben müssen sie aber mehrheitlich abschreiben.