Seltenes Lob von oberster Instanz: Die renommierte britische «Financial Times» begeistert sich neuerdings für die kleine Schweizer Migros Bank.

Mag sein, dass es die desolate Situation in der britischen Bankenwelt ist, die dazu geführt hat, dass die Schweizer Migrosbank in der «Financial Times» für Schreibstoff sorgt. Das lachsfarbene Leitblatt der Finanzwelt ist dieser Tage voll des Lobes für die international doch vergleichsweise kleine Migros Bank.

Noch vor drei Jahren sei das Institut eine verstaubte, langweilige und absolut risikoscheue Bank eines Grossverteilers gewesen, wo die Top-Manager nicht einmal einen Bonus gekriegt hätten, und man sich auf das Einsammeln von Spargeldern begnügt habe, heisst es in dem Artikel, der gestern Montag erschien.

Darüber staunt die FT

Doch nun, einige Jahre später und inmitten einer globalen Finanzkrise habe sich die Migros Bank mit ihrer vermeintlich überholten Strategie tatsächlich zu einer der am schnellsten wachsenden, privaten Banken in Europa entwickelt.

Und so staunt FT-Autorin Gillian Tett darüber, wie die Migros Bank im letzten Jahr insgesamt 2,6 Milliarden Franken netto an Neugeld einnahm und nunmehr insgesamt 24 Milliarden Franken Kundendepots verwalte. Mit anderen Worten: eine gesunde, erfolgreiche Bank - ein europäisches Vorbild.

Eine Marke für Nudeln und Suppen

gillian tett

Besonders beeindruckt ist Gillian Tett, dass dies mit einem «Brand» erfolgte, der ursprünglich dafür gedacht war, Nudeln und Suppen an den Mann respektive an die (Haus-)Frau zu bringen. Und natürlich staunt man aus britischer Sicht auch darüber, dass es immer noch Banken - und erst noch in der Schweiz - gibt, die nicht auf Staatshilfe angewiesen sind.

Und dann holt die «Financial Times» zur finalen Deutung aus und stellt fest, dass der unaufdringliche, massvolle und hausbackene Stil der Migros Bank in der heutigen Zeit tatsächlich besser bei den Kunden ankomme, als das Gehabe der Global Players.

Handfest und nützlicher als CDOs

Man traue der Bank eines Detailhändlers heutzutage eben mehr als anderen, einschlägig bekannten Finanzinstitutionen. Der Grund: Weisse Bohnen in Tomatensauce zu verkaufen sei schliesslich ein handfestes und erst noch nützliches Geschäft, was man von der Spekulation mit CDOs, also mit Collaterized Dept Obligations, nicht ungedingt behaupten könne.

Bei der Migros Bank wurde der Artikel natürlich sehr positiv aufgenommen. Unter dem Aspekt, dass in den Medien sonst eher von der Rivalität zwischen den Finanzplätzen Londons und der Schweiz die Rede sei, stelle dieser Beitrag eine löbliche Ausnahme dar, sagte Migros-Bank-Sprecher Albert Steck auf Anfrage von finews.ch.

Zunächst sei man etwas überrascht gewesen, dass sich eine FT-Autorin für die Migros Bank interessiere. Aber dies sei auch eine Chance gewesen, die Eigenheiten und Vorteile des Schweizer Finanzsystems hervorzuheben, namentlich auch im Immobiliensektor. Auf die Migros Bank wurde Gillian Tett offenbar durch Vertreter der Schweizerischen Nationalbank aufmerksam gemacht.

Der Artikel in der Financial Times findet sich auf diesem Link.

Die Migros Bank hat auf ihrer Website derzeit 18 offene Stellen ausgeschrieben.