Die Löhne in der Finanzindustrie stagnieren, sind aber noch immer die höchsten. Dies zeigt eine Studie des Kadervermittlers Page Executive. Nicht zuletzt durch die Situation im Grossbankensektor gibt es ein paar spannende Entwicklungen.

Die Auswertung der Gehälter von mittleren und kleineren Unternehmen im Bereich Banken und Finanzservices von Page Executive zeigt: Führungskräfte verdienen in dieser Branche immer noch mehr als in jeder anderen, auch wenn die Löhne seit zwei Jahren stagnieren. Selbst für Manager auf dem ersten Kader-Level werden Saläre bis zu 100'000 Franken gezahlt werden (z.B. Junior Compliance Officer, Relationsship Management Assistant).

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Stephan Surber, Studienautor und Senior Partner von Page Executive, über die wichtigsten Erkenntnisse und Entwicklungen im Finanzsektor:

  1. Der UBS/Credit Swiss-Effekt

Die Integration der Credit Suisse in die UBS und die in diesem Zusammenhang stehenden Entlassungen haben noch keinen grossen Einfluss auf die Entwicklung der Gehälter im Bankensektor. Der Abbau betraf bisher mittlere Positionen oder solche im Back-Office. «Die Finanzinstitute bauen ihre Private-Equity- und Asset-Management-Funktionen aus», sagt Surber. Dank den «golden packages», die die UBS Mitarbeitenden anbieten, drängen noch nicht so viele auf den Arbeitsmarkt. Dies werde sich aber ändern: «Wir werden in den nächsten zwei Jahren eine Vielzahl an Bankmitarbeitern haben, die sich neu orientieren», ist Surber überzeugt.

Zudem ist ein leichter Lohnanstieg nicht ausgeschlossen, da bei der aktuellen Studie die inflationsbedingten Anpassungen noch nicht berücksichtig sind.

  1. Lokale Institute haben Nase vorn

Die Entwicklung spielt insbesondere lokalen Instituten in die Hände. Im Bereich Asset Management gibt es laut Surber weiterhin einen Bedarf an guten Mitarbeiten: «Viele institutionelle Investoren haben aus Risikoüberlegungen ihre Gelder gesplittet. Durch den Wegfall der Credit Suisse sind sie nun auf der Suche nach einer neuen Alternative. Dadurch entstehen auf dem Markt neue Opportunitäten – auch für Stellensuchende.»

Möglich ist aber auch, dass weitere internationale Player die Gunst der Stunde nutzen und in die Schweiz drängen, hier ein Sales Office eröffnen und Ausschau nach gutem Personal halten.

  1. Flexibilität wird immer wichtiger

Wer sich neu orientieren oder eine neue Stelle sucht, tut gut daran, flexibel zu sein. Dies können auch Einbussen beim Lohn sein. Solche «salary cuts» zwischen 20 bis 40 Prozent seien in der Finanzbranche insbesondere für Stellensuchende ab 50 durchaus  ein Thema. «Die Bereitschaft, für einen tieferen Lohn zu arbeiten, steigt bei Personen über 50, auch weil das finanzielle Risiko bei diesen Personen nicht mehr so gross ist», so Surber. Flexibilität gilt es aber auch bezüglich des Arbeitsplatzes zu zeigen.

Schwierig wird es laut Surber für Personen, die ein hohes Salär beziehen und global ausgerichtet sind. «Sie werden es schwer haben, gleich wieder bei einem neuen Arbeitgeber unterzukommen. Dafür ist das Angebot einfach zu klein», sagt der Spezialist.

  1. Lohn ist nicht mehr Argument Hauptgrund für Wechsel

Der Lohn ist das eine. Immer wichtiger werden aber auch sogenannte Kultur-Themen wie Umfeld, Entwicklungsmöglichkeiten, Homeoffice sowie der gestalterische Freiraum. «Die Lohnfrage rückt bei vielen Wechselwilligen in der Finanzbranche immer mehr in den Hintergrund. Nur wegen dem Lohn wechselt niemand mehr einfach so den Arbeitsplatz», sagt er.

Der Finanzplatz Schweiz ist laut Surber mit seiner Vielzahl an Family Office, Assetmanagern und Privatbanken nach wie vor in einer guten Situation. Der Bedarf an neuen Mitarbeitern sei vorhanden. Daran wird es nicht mangeln. «Es ist Bewegung in den Markt gekommen. Es werden sich unzählige gute Mitarbeitende auf die Suche begeben», ist er überzeugt.