Das schwierige Geschäft im wichtigen Asset Management und die Wechsel an der Spitze von Vontobel haben nun auch Moody’s aufgeschreckt. Die Bonitätwächterin betrachtet den Trend für die Ratings des Zürcher Investmenthauses negativ – und erwartet keine schnelle Besserung.
Die Jahresende-Ratings der grossen Agenturen sind fällig – was manche Geldhäuser wie etwa neulich die Basler Kantonalbank (BKB) dazu brachte, die guten Noten gleich aller Welt mitzuteilen.
Keine Pressemitteilung in Sachen Bonität hat hingegen Vontobel verschickt: Mit der jüngsten Wertung von Moody’s, einer der drei mächtigen amerikanischen Rating-Agenturen, hätte das Zürcher Investmenthaus auch kaum glänzen können.
So haben die Kreditexperten Anfang Dezember die Noten für die langfristigen Einlagen-Ratings der Bank Vontobel und die langfristigen Emittenten-Ratings der Konzerngesellschaft zwar bestätigt. Diese lauten weiterhin auf sehr solide «Aa3» und «A2». Allerdings haben die Bonitätswächter den Ausblick für die Ratings von «stabil» auf «negativ» heruntergestuft – und dies auch ausführlich begründet.
Anhaltender Anderlass bei Vermögen
Der negative Ausblick spiegle die Einschätzung von Moody's wider, dass es der Vontobel Gruppe in letzter Zeit an Zugkraft und Performance im Asset-Management-Geschäft (Investments) gemangelt habe, heisst es dazu. Das Fondsgeschäft mit seinen diversen Boutiquen ist der wichtigste Ertragspfeiler des Investmenthauses, ist aber seit Monaten mit Mittelabflüssen konfrontiert. Wie auch finews.ch berichtete, erlitt die Division in den ersten neun Monaten seit Jahresbeginn 2023 rund 5,4 Milliarden Franken an Nettoabflüssen.
Das sind Volumen, die künftig als Basis für Gebühren fehlen werden, folgt man der Einstufung von Moody’s. Die fehlende Zugkraft, stellt der Report weiter fest, könne die Profitabilität und die Wettbewerbsposition über den Prognosezeitraum von zwölf bis 18 Monaten hinweg belasten.
Governance gibt zu reden
Ebenfalls senkte die Agentur ihren «ESG Credit Impact Score» der Bank Vontobel, was laut dem Bericht auf die Herabstufung des
Emittenten-Profils im Bereich der guten Geschäftsführung (Governance) zurückzuführen ist. «Die Vontobel Holding-Gesellschaft hat mehrere Abgänge und Neubesetzungen in der obersten Führungsebene verzeichnet, darunter der CEO und der operationelle Chef (COO) der Gruppe», lautet die Begründung.
Wie berichtet, kehrt der langjährige Chef Zeno Staub der Gruppen den Rücken und wird von einer Co-Leitung mit Georg Schubiger (Wealth Management) und Christel Rendu de Lint (Investments) abgelöst.
«Moody's geht davon aus, dass die Gruppe nur allmählich in der Lage sein wird, eine profitable Geschäftsentwicklung wiederherzustellen, insbesondere durch die Generierung von Netto-Neugeld unter der gemeinsamen Führung des neuen Co-CEO-Teams», kommentierten die Kreditanalysten dazu.
Mehr als eine Warnung
Jene Wertung wird die Aufgabe für die neuen Co-Chefs, die Anfang 2024 das Steuer bei Vontobel übernehmen, bestimmt nicht einfacher machen. Denn ein negativer Ausblick einer Rating-Agentur ist nicht nur eine Warnung, dass sich die Finanzierungsbedingungen für ein Unternehmen verschlechtern können. Die Bonitätswächter könnten in den nächsten Monaten auch tatsächlich zur Tat schreiten und eine Herabstufung der Bonität vornehmen.
Das würde die Fremdkapitalbeschaffung für das Investmenthaus dann tatsächlich und unmittelbar verteuern.