Banken haben einen enormen Bedarf an IT-Spezialisten. Für die besten Talente sind sie jedoch nicht mehr die erste Adresse. Dies trägt dazu bei, dass die weltweiten IT-Ausgaben im Banken- und Investmentbereich stark steigen.

Die globalen IT-Ausgaben im Banken- und Investmentbereich werden in diesem Jahr deutlich zunehmen. Angesichts des weltweiten Talentmangels, der sich auf die Anbieter von Bank- und Finanzdienstleistungen auswirkt, werden allein die Ausgaben für interne Dienstleistungen um 4,2 Prozent auf rund 55,1 Milliarden Dollar klettern, um die höheren Kosten für die Rekrutierung und Bindung von Talenten zu decken.

Selbst nach den jüngsten Entlassungen bei vielen Technologie-Giganten werden Banken von Top-Talenten nicht mehr automatisch als «die erstrebenswertesten, lohnendsten oder stimulierendsten Ziele» angesehen, konstatiert das auf IT-Marktforschung spezialisierte US-Unternehmen Gartner in einer neuen Studie.

Weg mit alten Zöpfen

Gefragt sind innovativere Lösungen, stellen die Experten fest und identifizieren entsprechenden Handlungsbedarf. Dazu gehört beispielsweise, dass die Anforderung eines Universitätsabschlusses abgeschafft werde. Auch Lösungswege und Zusatzleistungen wie lebenslanges Lernen, hybride Teams, agile Methoden und Fintech-Partnerschaften schlagen die Spezialisten vor.

Der Talentmangel beschäftigt auch Schweizer Finanzinstitute. Zwei der wichtigsten Verbände für den Finanzplatz Schweiz unterstreichen denn auch den Stellenwert der ICT-Ausbildung.

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) und der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) haben sich per 1. Januar 2023 dem nationalen Berufsbildungsverband ICT-Berufsbildung Schweiz angeschlossen, wie finews.ch berichtete. Die Finanzdienstleister sind schon seit Jahren der zweitgrösste Arbeitgeber für Fachkräfte der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Schnellerer Mehrwert im Fokus

Insgesamt sollen die weltweiten IT-Ausgaben im Banken- und Investmentbereich laut den Gartner-Prognosen in diesem Jahr auf 652,1 Milliarden Dollar steigen. Dies entspricht einem Anstieg von 8,1 Prozent gegenüber 2022. Die Ausgaben für Software werden mit einem Plus von 13,5 Prozent im Jahr 2023 am stärksten wachsen.

Der aktuelle wirtschaftliche Gegenwind hat die Rahmenbedingungen für Technologieinvestitionen im Banken- und Investmentbereich in diesem Jahr verändert. Anstatt die IT-Budgets zu kürzen, geben die Unternehmen mehr Geld für Technologien aus, die einen signifikanten Mehrwert für das Unternehmen bieten, so Gartner.

So verschieben sich beispielsweise die Ausgaben für Software weg von der Eigenentwicklung hin zum Kauf von Lösungen, die einen schnelleren Mehrwert aus den Investitionen generieren.

Klarer Richtungswechsel

CIOs von Banken und Investmenthäusern würden nun konservativere Ziele priorisieren, die ein widerstandsfähiges und nachhaltiges Wachstum unterstützen, wie etwa eine bessere Kundenerfahrung und effizientere Prozesse, heisst es weiter. Dies sei ein deutlicher Richtungswechsel. In den vergangenen Jahren stand laut Gartner das reine Wachstum – neue Regionen, neue Kunden, neue Geschäftsfelder – im Vordergrund.