Unabhängige Vermögensverwalter sind auch in der Romandie gezwungen, sich wegen der obligatorischen Lizenzierung neu zu organisieren. Dabei muss vor allem das Kostenkleid justiert werden.
Der Schweizer Finanzplatz war in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Nicht abschliessend sei erinnert an die Debatten um nachrichtenlose Vermögen, der Druck unter anderem von den USA, Frankreich und Deutschland zur Aufgabe des Bankgeheimnisses oder der automatische Austausch von Finanzinformationen über Kunden (AIA).
Entstanden ist daraus eine neue Finanzmarktarchitektur mit dem Fidleg und dem Finig als Teil des neuen regulatorischen Rahmens. Das Fidleg enthält für alle Finanzdienstleister Regeln über die Erbringung von Finanzdienstleistungen sowie das Anbieten von Finanzinstrumenten. Mit dem Finig wird eine differenzierte Aufsichtsregelung für Finanzinstitute (Vermögensverwalter und Trustees, Verwalter von Kollektivvermögen, Fondsleitungen sowie Wertpapierhäuser) eingeführt.
Verstärkte Transparenz
Die seit anfangs 2020 gültigen Gesetze sind Ausdruck der Entschlossenheit, dass in einer transparenten Welt, in der Leistung der Schlüssel ist, nur Erfolg hat, wer einen hervorragenden Service bieten und mit den besten Werkzeugen ausgestattet ist.
Unabhängige Vermögensverwalter, die nicht nur das Inkrafttreten von Fidleg und Finfrag überleben, sondern vor allem auch die Rentabilität ihres Unternehmens steigern wollen, sind nach Ansicht der Genfer AWAP gut beraten, ihre Kosten mit Partnern zu poolen. AWAP zählt nach eigenen Angaben inzwischen 28 Mitglied-Gesellschaften und befindet sich im Gespräch mit weiteren unabhängigen Vermögensverwaltern über einen Beitritt, wie Mitgründerin Anne-Sophie Tourrette gegenüber dem Westschweizer Finanz-Portal «Allnews» ausführte.
Zunehmende Regulierungskosten
Der Grundpfeiler der Leistung bleibt zwar auch bei diesen Akteuren die Anlageberatung. Doch diese müsse sich aufgrund der neuen Vorschriften auf eine Computer-gestützte Rückverfolgbarkeit stützen.
Um die Komplexität des neuen regulatorischen Umfelds zu bewältigen, legt AWAP sogar eine Auslagerung nahe. Dadurch könnten sich die unabhängigen Vermögensverwalter auf ihr Geschäft und ihre Kunden konzentrieren, dies bei zugleich zuverlässiger Kostenkontrolle.
Die Zeit drängt
Auch eine Studie von PWC ist zum Schluss gekommen, dass rund zwei Drittel der Akteure die Kosten im Compliance-Bereich und die gestiegenen Reporting-Anforderungen als grösste strategische Herausforderung der Zukunft ansehen.
Zudem drängt die Zeit: Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat deutlich gemacht, dass unabhängige Vermögensverwalter, die sich nicht ordnungsgemäss bis Ende Jahr dem Prozess zur Lizenzierung unterstellen, angezeigt werden und auf einen Index kommen.
Deshalb wartet man in der Branche gespannt, ob unabhängige Vermögensverwalter unter dem aufsichtsrechtlichen Druck demnächst auch in der Romandie enger zusammenrücken.