Grossen Vermögensverwaltern wie der UBS und der Credit Suisse drohen bei der Vermögensverwaltung in Asien düsterere Zeiten. Die an sich handelsfreudige Kundschaft ist verschreckt.

Im lukrativen asiatischen Markt brechen für die weltweit grössten Vermögensverwalter schwierige Zeiten an. Gemäss der Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) befragten Marktbeobachtern gehören die UBS und Citigroup zu jenen Banken, deren Vermögenserträge in der Region in der ersten Jahreshälfte wahrscheinlich im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen sind. Bei einem Einbruch der Kundenhandelsaktivitäten in Asien droht eine lukrative Einnahmequelle zu versiegen.

Bei der Credit Suisse werde voraussichtlich ein ähnlicher Rückgang verzeichnet. Die Schweizer Grossbank hatte unlängst angedeutet, dass die Ergebnisse im zweiten Quartal 2022 durch den Rückzug von Kunden beeinträchtigt werden könnten.

Chinas Markteingriffe verunsichern

Nachdem Asien in den vergangenen zehn Jahren das Wachstum der Zahl und des Vermögens von vermögenden Privatpersonen dominiert hatte, fiel die Region laut einem Bericht des Beratungsunternehmens Capgemini im Jahr 2021 hinter Europa und Nordamerika zurück. Einige Geldhäuser werden nun angesichts düsterer Wachstumsprognosen vorsichtiger.

Die erwarteten Einbussen in der Vermögensverwaltung stehen im Zusammenhang mit dem harten Durchgreifen Chinas gegen zahlreiche Branchen – von Technologie und Bildung bis hin zu Glücksspiel und Immobilien.

Diese Eingriffe hatten die asiatischen Märkte in Aufruhr versetzt und dazu geführt, dass die Bankkunden seither viel zurückhaltender sind, wie die Agentur weiter schreibt. Noch im Jahr 2021 habe der Aktienhandel floriert, auch weil wohlhabende Schichten während der Pandemie rege an den Finanzmärkten handelten.

Inzwischen gibt es erste Anzeichen, dass das Schlimmste in China überstanden sein könnte. Dort haben die Behörden nach einer Reihe von Covid-Sperren das harte Vorgehen gegen die Tech-Industrie zurückgenommen.

Kein Einstellungsstopp

Die Banken stellen dem Vernehmen nach weiterhin gezielt neue Mitarbeiter ein, darunter auch Banker für die Verwaltung chinesischer Vermögen in Singapur.

Die Zahl der Kundenberater von Credit Suisse sei im asiatisch-pazifischen Raum im ersten Quartal auf 710, gestiegen, was einem Zuwachs von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Gegensatz dazu sei die Zahl der UBS-Berater im asiatisch-pazifischen Raum im gleichen Zeitraum um 5,3 Prozent auf 861 zurückgegangen.

Der britische Kreditgeber Barclays hatte Ende letzten Jahres mitgeteilt, nach einer Umstrukturierung 2016 seine Rückkehr in einige der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt zu planen. Auch andere Banken wie J.P. Morgan und HSBC haben in den vergangenen Jahren ähnliche Vorstösse in wichtige Private-Banking-Märkte wie Singapur, Hongkong und China unternommen.

Handelserträge vor Gebühren

Private Banker in Singapur und Hongkong betonen, dass ihre asiatischen Abteilungen stark von den Erträgen der Kunden abhängig sind, die häufig handeln. Im Gegensatz dazu würden in Finanzzentren wie der Schweiz bei der Vermögensverwaltung für Reiche eher Gebühren verrechnet.

Ausserdem befindet sich ein Grossteil des Vermögens in Asien in den Händen von Selfmade-Unternehmern, die selber an den Finanzmärkten aktiv sind. Demgegenüber werden die Vermögen in Europa eher von der zweiten und dritten Generation gehalten. Diese Klientel will ihr Vermögen bewahren und beauftragt häufig Privatbanken mit der Verwaltung ihrer Mittel.