Die Credit Suisse hat offenbar eine Untersuchung zu den jüngsten Ereignissen rund um ihren Präsidenten eingeleitet, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben. Im Fokus soll António Horta-Osórios Verstoss gegen Quarantäne-Regelungen stehen.
Die Credit Suisse (CS) lässt die Vorfälle rund um den Quarantäne-Verstoss ihres Präsidenten António Horta-Osório intern untersuchen. Dies erklärten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Mittwoch gegenüber finews.ch. Die Untersuchung stehe unter der Aufsicht des Chefjuristen Romeo Cerutti, so die Quellen weiter. Ein Sprecher der Bank gab dazu keinen Kommentar ab.
Es ist unklar, woher der Anstoss zu den Untersuchungen kommt, sie sollen aber im Einvernehmen mit Horta-Osório über die Bühne gehen.
Weiterer Verstoss?
Der portugiesisch-britische Bankpräsident hatte den Verstoss bei der Rückreise aus Grossbritannien in die Schweiz begangen. Als dies in Medienberichten Anfang Dezember ruchbar wurde, entschuldigte er sich zwar für den Fauxpas, verstrickte sich aber im Weiteren in Widersprüche. Auch seine Selbstanzeige nach dem Verstoss gab zu reden.
Wie die Agentur «Reuters» in der gleichen Sache mit Verweis auf anonyme Quellen berichtete, hat die Rechtsabteilung der CS einen weitere Missachtung der Corona-Quarantäne Fall durch den Bankpräsidenten festgestellt. So war er vergangen Juli zum Endspiel des Wimbledon-Tennisturniers gereist und soll dabei gegen britische Corona-Regeln verstossen halten. Dies, weil er sich ohne Freigabe frühzeitig aus der zehntägigen Quarantänepflicht begeben habe. In Grossbritannien drohen bei Verstössen gegen Corona-Vorschriften Geld- oder gar Haftstrafen.
Rücksetzer für Reformagenda
Die formelle Untersuchung steht im Kontrast zur Reformagenda, welche der CS-Präsident innerhalb der Grossbank vorantreibt und die auch einen Kulturwandel und einen sorgfältigeren Umgang mit Risiken bewirken soll. Ebenfalls hat Horta-Osório eine neue Strategie für das Institut angekündigt, in Zuge dessen es zu einem grösseren Umbau im Gefüge der Grossbank und im Management kommt.
Dies, während die Aufräumarbeiten um das Doppel-Debakel rund um die geschlossenen Greensill-Fonds und die Pleite der New Yorker Finanzfirma Archegos weiterhin anhalten.