Ab 2021 will die Credit Suisse definitiv den Wachstumshebel umlegen. Dabei setzt die Schweizer Grossbank so stark auf Asien wie noch nie.
Geht es nach CEO Thomas Gottstein, schlägt die Credit Suisse (CS) im Januar ein neues Kapitel auf. Wie aus einer Präsentation zum Investorentag vom (heutigen) Dienstag hervorgeht, schliesst die Grossbank die seit 2015 andauernde Turnaround-Phase ab und begibt sich in neues Territorium. Von jetzt an ist definitiv Wachstum angesagt.
Dazu hat die Grossbank besonders ihr Vermögensverwaltungs-Geschäft im Auge. Dieses soll den Hauptharst des Ertragswachstums einbringen und bis 2023 einen Vorsteuergewinn von 5 bis 5,5 Milliarden Franken liefern. Die Investmentbank hat den Auftrag, dieses Wachstum durch eine noch enger Zusammenarbeit mit den Private Bankern zu unterstützen.
Jenseits der 100-Billionen-Grenze
Die CS hofft dabei, auf der Welle der weltweiten Vermögensentwicklung zu reiten, die sich insbesondere im Segment der Superreichen in der Coronakrise noch beschleunigt hat. Nach den Projektionen der Grossbank sollen sich die Millionärs-Vermögen bis 2024 schneller entwickeln als die weltweite Volkswirtschaft und bis 2024 um 25’000 Milliarden auf 101’000 Milliarden angestiegen.
Als Treiber sollen sich dabei besonders die asiatischen Vermögen erweisen. Die Region Asien-Pazifik zählt derzeit 291 Milliardäre, viele von ihnen Unternehmer, welche die CS als «Entrepreneur-Bank» sowohl in der Vermögensverwaltung wie auch im Investmentbanking bedienen möchte. Das asiatische Vermögenswachstum liegt mit jährlich 11 Prozent über den 8 Prozent weltweit. Klar, dass die Grossbank davon etwas abhaben will – nach eigenen Angaben ist die CS die Nummer zwei unter den Privatbanken dort, aus der Region stammt ein Fünftel der Nettoerträge des Bankenkonzerns.
Sparen und ausgeben
Im vergangenen dritten Quartal geriet die Gewinnkraft der Asien-Pazifik-Sparte allerdings unter Druck. Die reichen asiatischen Kunden bauten in der Coronakrise die einträglichen Kredithebel zurück; dennoch flossen der CS rund 2,2 Milliarden Franken an Neugeldern zu, was die Kundenvermögen auf 294 Milliarden Franken klettern liess.
Der Asien-Fokus, der bereits unter Gottstein-Vorgänger Tidjane Thiam bestand und 2015 zur Gründung der Apac-Regionen-Sparte mit eigener Privat- und Investmentbank führte, soll nun weiter verstärkt werden. Konkret investiert wird ins Private Banking in Festland-China, in Südostasien sowie in Indien, wie es am Dienstag hiess. Dass dabei auch aus Geldern geschöpft wird, die anderswo im Konzern – etwa in der Schweiz – eingespart werden, dürfte bankintern wohl zu reden geben.
China-Teams verdoppeln
In die Onshore-China-Plattform investiert auch das Investmentbanking, das seit letzten Juli wieder den bisher in der Region geführten Bereich Apac Markets umfasst. Bereits vergangenen August kündigte Asien-Chef Helman Sitohang an, dazu im Investment Banking, aber auch im Wealth Management die Anzahl Mitarbeiter in den kommenden fünf Jahren zu verdoppeln. Onshore in China ist die CS derzeit in erster Linie im Wertpapiergeschäft mit rund 155 Mitarbeitern tätig.
«Im Hinblick auf die Steigerung der Mitarbeiterzahl und das Infrastrukturwachstum steht China im Vergleich zu allen anderen Ländern der Welt am stärksten im Fokus», so Sitohang damals. Das dürfte er nun auch gegenüber den CS-Aktionären am Dienstag nochmals betonen.