Anita Sigg: «Als Banker nur Erfahrung zu haben, bedeutet nichts»

Banken im Umbruch – das verlangt Veränderungswillen bei Bankern und Bankerinnen. Anita Sigg von der ZHAW sagt im Interview mit finews.tv, was es heisst, den einst vorgegebenen Karrierepfad verlassen zu müssen.

In einem Umfeld, in welchem sich Banken und ihre Geschäftsmodelle transformieren müssen, ist eine Karriere im Banking nicht mehr dasselbe wie früher. «Die Verantwortung der Laufbahn muss neu geklärt werden», beschreibt Anita Sigg, Leiterin Fachstelle Personal Finance und Wealth Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die Herausforderung im Interview mit finews.tv.

Die Herausforderungen liegen sowohl bei der Bank und bei den Arbeitnehmenden, den Bankern und Bankerinnen. «Banken erwarten zwar Agilität und Flexibilität von ihren Angestellten», so Sigg, die auch im Bankrat der Zürcher Kantonalbank sitzt. «Aber die alten Strukturen werden immer noch vorgelebt: Hierarchie und Entschädigung.»

Wenn Weiterbildung, dann gezielt

Angestellte wiederum sollten sich insbesondere in einem fortgeschrittenen Stadium ihrer Laufbahn klar werden, dass sie eine Standortbestimmung brauchen. «Eine Weiterbildung sollte gezielt erfolgen», so Sigg. Persönlich müsse bestimmt werden, welche aufgebauten Kompetenzen und Erfahrungen in der Bank der Zukunft nützlich sein könnten.

Vor allem Bankangestellte mit einem Alter von über 50 Jahren meinten, sie könnten sich auf ihre Erfahrung stützen. «Aber einfach nur Erfahrung zu haben, bedeutet nichts», sagt Sigg deutlich. Erfahrung müsse operationalisiert sein, also angewandt, erprobt und bewährt.

Anhand einer ZHAW-Studie, die vom Zürcher Bankenverband in Auftrag gegeben worden war, zeigte sich unter anderem auch, welche Faktoren eine Veränderung und die Fähigkeit dazu beeinflussen. Einer davon seien gesellschaftliche Anforderungen, so Sigg. Es liesse sich beobachten, dass «sozialer Status im Banking eine Veränderung verhindern» könne.