Nach einem spektakulären ersten Quartal sehen sich die Investmentbanker der UBS derzeit mit derselben Ungewissheit konfrontiert wie ihre Kunden. Die Chefs der Einheit Global Banking verzagen nicht – auch weil sie noch Spielraum haben.
Kurz vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie baute die UBS noch ihre Investmentbank um. Die Co-Chefs Piero Novelli und Rob Karofsky kombinierten die verschiedenen Bereiche in zwei globalen Einheiten und traten zugleich auf die Kostenbremse.
Im ersten Quartal hat der Umbau die Investmentbanker der UBS zumindest nicht gebremst. Die Einheit Global Banking – die Beratung von Unternehmen bei Übernahmen, Kapitalerhöhungen und dergleichen –, welche seit Oktober unter der Leitung von Ros L’Esperance und Javier Oficialdegui steht, steigerte ihre Erträge um 44 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Verlagerte Erträge
Während dabei noch viele grosse Deals Geld einbrachten, die bereits vor dem Ausbruch der Krise lanciert wurden, dürften sich die Folgen der Corona-Pandemie im laufenden zweiten Quartal und in der zweiten Jahreshälfte stärker bemerkbar machen. Namentlich bei Übernahmen sind die Firmen derzeit zurückhaltend, da eine zuverlässige Beurteilung der Aussichten eines Kaufobjekts inmitten der Pandemie schwierig ist.
Dementsprechend dürfte sich der Ertrag von L’Esperances und Oficialdeguis Bereich stärker auf Finanzierungen und die Ausgabe von Aktien und Anleihen verschieben, wie sie in einem Gespräch mit Journalisten erläuterten. Im ersten Quartal hatte vor allem das Beratungsgeschäft für Aufschwung gesorgt.
Private Equity in Lauerstellung
Haben die globalen Unternehmen einmal den Boden unter den Füssen gefunden, erwarten die Investmentbanker wieder mehr Aktivität. Dann dürften auch Private-Equity-Firmen zuschlagen, die in den letzten Jahren teilweise vor den hohen Bewertungen zurückschreckten.
Dass im Moment wenig läuft, liegt auch daran, dass Firmenzusammenschlüsse und Übernahmen stark von zwischenmenschlichen Faktoren beeinflusst sind. Es sei im Moment zwar einfacher, CEOs ans Telefon zu bekommen, da niemand auf Reisen sei, sagt L’Esperance. Doch ohne die Besichtigung von Fabriken und intensiven, persönlichen Gesprächen mit dem Management sei es schwierig, Deals zum Abschluss zu bringen.
Zweiter Lockdown befürchtet
Sollte es lange dauern, bis die Wirtschaft wieder auf Touren kommt – Oficialdegui fürchtet bereits die Auswirkungen einer möglichen zweiten Lockdown-Periode im Herbst – könnte das auch bei der UBS weiter Umbauten nötig machen. Die Einheit habe aber die «richtige Grösse». Tatsächlich sagte Oficialdegui in einem Interview mit «Financial News» diese Woche, er stelle weiterhin erfahrene Banker ein.
«Die Reorganisation im Global-Banking-Bereich war ziemlich schnell erledigt und seit dem vierten Quartal sind wir in dieser Stossrichtung unterwegs», sagte L’Esperance an der virtuellen Medienkonferenz. «In einigen Sektoren müssen wir vielleicht noch einmal schauen, ob wir unsere Ressourcen am richtigen Ort einsetzen – je nach Deal Flow.»